Rolf Torring 109 - Der schwarze Schrecken
meinerseits die Pistole entgegen. Zum Glück befanden wir uns auf der Besitzung des Herrn Wellert, so daß er mich nicht anzeigen konnte. Ich verbot ihm damals in meiner Eigenschaft als Verwalter das Betreten der Plantage. Aber er hat sich nie daran gehalten. Immer wieder kam es vor, daß ich ihn vertreiben mußte. Stets stellte er jungen Eingeborenen und ihren Frauen nach."
„Sehr interessant, Herr Kattros! Danke schön für die Mitteilung! Wir werden Herrn Windor etwas genauer unter die Lupe nehmen. Sind übrigens nach dem Verschwinden des Herrn Wellert Unruhen unter den Eingeborenen ausgebrochen?"
„Ja, aber es gelang mir in kurzer Zeit, die Wellen der Erregung zu beschwichtigen. Ich glaube, daß auch hier Windor die eigentliche Triebfeder gewesen ist und vor allem die Vorarbeiter, mit denen er sich oft lange unterhielt, aufgewiegelt hat."
„Dann heißt es für uns jetzt, die Augen offen halten. Ich nehme an, daß er auch jetzt alles versuchen wird, um uns das Leben hier so sauer wie möglich zu machen."
„In der nächsten Zeit," setzte ich Rolfs Worte fort, „werden wir übrigens Damenbesuch erhalten. Fräulein Ellen Londre wird hierher kommen, die Sie ja auch kennen, Herr Kattros."
„Ellen Londre?!" rief Kattros ziemlich entrüstet. „Sie hat damals die Hauptbeschuldigung gegen Herrn Wellert erhoben. Sie war die eigentliche Belastungszeugin. Was will sie hier, meine Herren?"
„Wir haben ihr selbst den Vorschlag gemacht, nach hier zu kommen. Hoffentlich trifft sie bald ein! Wir nehmen an, daß sie uns manches bestätigen wird, was ich zu ahnen beginne. Ich glaube, wir werden sie notwendig brauchen."
„So, so," meinte Kattros bedächtig. „Das ist natürlich etwas anderes. Meine Wut gegen die Dame werden Sie verstehen, meine Herren. Ich nahm bisher an, daß sie ihre Aussage so scharf formulierte, weil sie Herrn Wellert schaden wollte."
„Ich halte die Aussage, die sie gemacht hat, für durchaus begründet," meinte Rolf. „Wenigstens von ihrem subjektiven Standpunkt aus. Sie hat bestimmt nicht vorsätzlich eine falsche Aussage gemacht. Sie war überzeugt davon, in jener unheilvollen Nacht Herrn Wellert gesehen zu haben. Aber es fragt sich eben, ob der Mann, den sie gesehen hat, nicht doch ein anderer war."
Kattros hatte aufgehorcht, bedachte sich einen Augenblick, schaute uns vielsagend an und meinte schließlich:
„Herr Windor hat fast die gleiche Figur wie Herr Wellert. Auf eine gewisse Entfernung könnte er mit ihm sogar verwechselt werden, zumal wenn es gegen Abend ist."
„Seien Sie vorsichtig, Herr Kattros, im Aufstellen von Behauptungen. Wir wollen niemand verdächtigen, der vielleicht unschuldig ist und mit der ganzen Sache nichts zu tun hat. Erst abwarten! Ich nehme an, Hans, daß du einverstanden bist, wenn wir bald einen Ausflug ins Innere des Landes machen. Von dem verschwundenen Mädchen fehlt ja noch jede Spur. Das war doch Fräulein Erika Mahlow, nicht wahr? Die Tochter eines großen Plantagenbesitzers auf Java?"
Kattros bestätigte Rolfs Frage, die mehr informatorischen Charakter hatte, dann fuhr mein Freund fort:
„Herr Mahlow hat eine hohe Belohnung für den ausgesetzt, der seine Tochter zurückbringt oder genaue Angaben über ihr Schicksal macht, die jeder Nachprüfung standhalten. Die Belohnung ist so hoch, daß der, der sie erhält, sich gut und gern davon eine eigene Plantage kaufen kann. Wenn wir ganz großes Glück haben, lebt die junge Dame noch. Vielleicht gelingt es uns, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Es ist möglich, daß sie noch immer bei einem Eingeborenenstamm gefangengehalten wird. Solche Fälle haben sich schon ereignet."
Kattros sann still vor sich hin. Wo mochten seine Gedanken jetzt sein? Was mochte er denken?
Hatte zwischen ihm und Fräulein Erika Mahlow eine Bindung bestanden, die ihm jetzt noch etwas galt? Er, der einfache Verwalter, hätte sich, wenn er die Belohnung erhalten hätte, eine eigene Plantage kaufen können. Wenn sie auch klein gewesen wäre, so hatte er das Zeug in sich, sie hochzuarbeiten und allmählich zu vergrößern. Wenn es ihm doch gelänge, die Spur des Mädchens zu finden!
2. Kapitel Kattros verschwindet spurlos
Drei Tage später erhielt Rolf aus Pasir die Nachricht, daß Ellen Londre dort eingetroffen sei. Sofort schickten wir unsere Jacht unter Kapitän Hoffmann hin, um sie abholen zu
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