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Rolf Torring 112 - Die Thugs

Rolf Torring 112 - Die Thugs

Titel: Rolf Torring 112 - Die Thugs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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zustoßen sollte, können wir ihnen zu Hilfe eilen."  
      „Der Gedanke ist gut, Hans. Warten wir also, bis sie erscheinen. Sie wollten vor Einbruch der Nacht hier sein."  
      Wieder lagen wir still da und warteten. Als es dämmerig zu werden begann, sahen wir Balling und Pongo vorsichtig angeschlichen kommen und die Trümmer umgehen. Aber plötzlich, wie aus dem Erdboden gewachsen, tauchten vier große Inder auf, die sich, hinter Felsblöcken Deckung haltend, unseren Gefährten näherten. Ehe wir rufen oder Balling und Pongo auf eine andere Art warnen konnten, wurden ihnen schon die gefürchteten Schlingen von hinten über die Köpfe geworfen und zugezogen. Die beiden anderen Inder sprangen die überraschten von vorn an und machten so eine Gegenwehr unmöglich. Obgleich der Pongo frontal angreifende Inder zweimal in weitem Bogen fortflog, konnte sich unser schwarzer Freund doch nicht befreien und brach bewusstlos zusammen.  
      Wir waren aufgesprungen, um Balling und Pongo zu Hilfe zu eilen, da — war die Nacht schon hereingebrochen. In den Tropen gibt es ja, wie ich schon mehrfach erwähnte, keine Dämmerung im Sinne unserer Breiten.  
      Trotz der Finsternis eilten wir vorwärts. Aber wir kamen nicht weit. Plötzlich gab der Boden unter uns nach, wir stürzten in eine tiefe Grube. Wie wir bald feststellten, waren wir in eine Tigerfalle geraten, aus der wir uns kaum selbst befreien konnten, weil die Grube zu tief und die Wände zu steil waren.  
      Über uns raschelte es. Wir dachten zuerst, ein Tiger käme, bemerkten aber bald, daß Menschen oben das leicht mit Erde bestreute Dach aus Zweigen wieder in Ordnung brachten. Ich wollte einen Schuß nach oben abgeben, aber Rolf hielt mich zurück und flüsterte mir zu:  
      „Es ist besser, wenn die Leute glauben, wir seien verletzt. Vielleicht schickt man uns einen Tiger in die Grube; mit dem werden wir eher fertig werden als mit einer Horde der Thugs. Den Kameraden müssen wir später zu helfen versuchen."  
      Das war nicht nach meinem Geschmack, aber ich sah ein, daß Rolf recht hatte. Als einer der am Rande der Grube stehenden Männer uns in englischer Sprache etwas zurief, verhielten wir uns ganz ruhig und antworteten nicht.  
      Das Dach über uns war wieder in Ordnung gebracht worden. Gleich darauf hörten wir die Menschen davonschleichen. Wir horchten genau und glaubten feststellen zu können, daß es sechs Personen gewesen waren.  
      Nach einer Weile unternahmen wir einen Versuch, aus der Grube herauszukommen. Rolf stieg auf meine Schultern, konnte aber den Grubenrand noch nicht ergreifen. Wir setzten uns auf den Boden der Grube und warteten, was geschehen würde.  
      Die Grube war etwa drei Meter breit und fünf Meter lang. Wenn wirklich ein Tiger hier hinab stürzen würde, mußten wir aufpassen, daß er uns nicht im Fallen verletzte. Die rechte Hand hatten wir an der Pistole, die linke hielt die Taschenlampe bereit  
      Nach zwei Stunden etwa krachte es über uns; Sand und lose Zweige prasselten in die Grube. Dicht dahinterher stürzte ein schwerer Körper. Ein markerschütterndes Gebrüll erscholl. Der Körper schlug schon auf den Boden auf, dicht neben uns: es war ein Tiger. Im Nu hatten wir die Taschenlampen eingeschaltet und waren in die andere Ecke der Grube gesprungen.  
      Die Raubkatze wurde durch das Licht der Lampen zunächst geblendet und jaulte auf. Sie schien, nachdem sie sich aufgerichtet hatte, unschlüssig, ob sie auf uns zuspringen sollte. Das kurze Zögern des Tieres nutzten wir. Vier Schüsse krachten kurz hintereinander. Der Tiger sank sofort in sich zusammen. Unsere Kugeln hatten gut getroffen. Die Raubkatze zuckte noch sekundenlang und streckte dann die Pranken weit von sich. Sie war tot.  
      Während Rolfs Lampe weiter den Tiger beleuchtete, richtete ich den Lichtkegel nach oben. Er traf das — Gesicht eines Inders, der sich über den Grubenrand neigte. Ich riß die Pistole hoch, aber ehe ich einen gezielten Schuß abfeuern konnte, war das Gesicht wie ein nächtlicher Spuk verschwunden.  
      „Schau mal, Hans, was wir ,geschenkt' bekommen haben," meinte Rolf leise und hob eine elastische Schlinge auf, die dem Inder aus der Hand gerutscht sein mußte, als er seinen Kopf blitzschnell zurückzog.  
      „Wenn wir aus der Grube herauskommen wollen, Rolf," sagte ich nach einer Weile, „bleibt uns nichts anderes übrig, als Kletterstufen in das Erdreich zu schneiden, wie wir es schon öfter getan

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