Rolf Torring 112 - Die Thugs
temperamentvoll beide Hände meines Freundes und schüttelte sie kräftig, ohne auf die anderen Gäste seines Hauses Rücksicht zu nehmen.
Rolf zog den Wirt beiseite und sagte ihm unsere Namen. Daraufhin bat er uns in sein Privatbüro und begrüßte uns alle mit stürmischer Herzlichkeit. Leider wurde seine Freude etwas gedämpft als Rolf ihm erklärte, daß niemand ertahren dürfe wer wir sind. Er machte ein etwas hilfloses Gesicht und meinte schließlich, er würde bestimmt alles tun, unsere Namen geheimzuhalten, es tue ihm aber sehr leid, daß er uns nicht seinen Bekannten vorstellen dürfe.
„Na, vielleicht ist es möglich, wenn Sie lhre Aufgabe hier erfüllt haben," meinte er endlich.
„Selbstverständlich, Herr Hollbert. Bis dahin aber dürfen Sie nichts verraten. Können Sie uns übrigens zu ebener Erde gelegene Zimmer geben, so daß wir ungestört ein- und ausgehen können?"
„Das paßt großartig. Zum Hause gehört ein schöner Garten, in dem ein Sommerhaus steht. Bis vor kurzem war es an einen Dauergast vermietet. Wollen Sie es nehmen?"
„Besser konnten wir es gar nicht treffen, Herr Hollbert."
„Wir können von hier aus gleich in den Garten gehen. Zu ein paar guten Bekannten, von denen einige gerade in der Gaststube sitzen werde ich sagen, daß Verwandte von mir gekommen seien. Ich lasse Ihnen durch ein Mädchen gleich alles in Ordnung machen."
Über eine kleine Treppe führte uns der Hotelier vom Büro unmittelbar in den Garten, der dicht bewachsen war. Ziemlich im Hintergrund stand das nett eingerichtete Häuschen, in dem wir uns sofort heimisch fühlten. Ein junges Zimmermädchen, das Hollbert, wie er uns später erzählte, Mädchenhändlern abgejagt hatte — auch eine Deutsche —, brachte uns das Essen und richtete die Schlafzimmer her, die sich im Obergeschoss befanden.
Hollbert versprach, später noch einmal zu uns zu kommen. Im Augenblick war im Hotel und Restaurant viel zu tun; deshalb entschuldigte er sich fürs erste. Als er gegangen war, auch das Mädchen das Sommerhaus verlassen hatte und wir das Abendbrot eingenommen hatten, schauten wir uns die neue Wohnung gründlich an. Im Erdgeschoss befanden sich zwei wohnlich eingerichtete Räume, im Obergeschoss drei Schlafzimmer.
Gegen 23 Uhr erschien Herr Hollbert noch einmal. Pongo ging in den Garten, um das Gelände genau kennen zu lernen.
„Was hat Sie nach Saigon geführt, meine Herren?" fragte Hollbert.
„Darüber können wir im Augenblick noch nicht sprechen, Herr Hollbert. Aber vielleicht können Sie uns einige wertvolle Auskünfte geben. Kennen Sie in Saigon zufällig eine Familie Rollers?"
„Rollers? O ja, Herr Torring! Jetzt weiß ich sogar, was Sie nach Saigon geführt hat. Major Rollers ist Deutscher. Seine Tochter ist verschwunden. Und davon haben Sie gehört, meine Herren!"
„Ob wir deswegen gekommen sind, kann ich Ihnen nicht so ohne weiteres beantworten," meinte Rolf diplomatisch. „Aber vielleicht wissen Sie zufällig, wann Fräulein Rollers verschwunden ist."
„Das kann ich Ihnen nicht genau sagen; es ist schon eine ganze Weile her. Aber vielleicht sitzt der Major noch vorn im Restaurant. Ehe ich zu Ihnen kam, war er noch da. Darf ich ihn zu Ihnen führen?"
„Wenn es sich ohne Aufsehen machen läßt, gern"
„Das merkt kein Mensch! Ich bringe ihn durchs Büro hierher wie Sie."
Hollbert eilte davon. Wir warteten schweigend. Schon nach ein paar Minuten klopfte es. Mit Hollbert betrat ein weißhaariger Herr das Zimmer, dem man den alten Soldaten sofort ansah. Nach der allgemeinen Vorstellung nahmen wir am runden Mitteltisch Platz, und Rolf ging geradeswegs auf das Ziel los.
„Wir hörten, Herr Major, daß Ihr Fräulein Tochter auf geheimnisvolle Weise verschwunden ist. Können Sie uns sagen, wann das geschehen ist?"
„Vor fast zwei Jahren schon, meine Herren. Ich habe die Hoffnung allmählich aufgegeben, sie je lebend wiederzusehen."
„Ich will Ihnen etwas zeigen, Herr Major, bitte Sie aber, die nötige Ruhe zu bewahren. Ich glaube bestimmt, daß Ihre Tochter noch lebt und daß wir — sie finden werden."
In begreiflicher Erregung sprang der Major auf und stieß endlich die Frage hervor:
„Treiben Sie auch keinen Scherz mit mir, meine Herren?"
„Dazu ist die Sache zu ernst. Ich kann auch nicht behaupten, daß sie lebt, ich sagte nur, daß ich es bestimmt
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