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Rolf Torring 112 - Die Thugs

Rolf Torring 112 - Die Thugs

Titel: Rolf Torring 112 - Die Thugs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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selbst zu verdienen. Ganz aufgeben wollten wir vorläufig die Jacht nicht, da wir nicht wußten, ob sie uns nicht in absehbarer Zeit noch einmal gute Dienste leisten konnte.  
      In Saigon wollten wir deshalb eine kleine Funkanlage in die Jacht einbauen lassen, um auf diesem Wege unsern Kapitän stets erreichen zu können.  
      Als Balling endlich an Deck erschien, wunderte er sich, daß wir ihn so lange hatten schlafen lassen. Rolf lachte und meinte, gewiß sei es schade, daß er den Sonnenaufgang versäumt habe, aber das sei ja kein Beinbruch. Balling war auf den Sonnenaufgang gar nicht erpicht gewesen, ihn ärgerte nur, daß er am längsten geschlafen hatte.  
      „Alte Leute schlafen viel," meinte er schließlich mit dem bei ihm üblichen verlegenen Lächeln und fügte im gleichen Atemzug hinzu: "Und was ist mit der Götterfigur? Haben Sie das Geheimnis schon preisgegeben, Herr Torring?"  
      Rolf schüttelte den Kopf und sagte lachend:  
      „Ohne Sie? Das hätte ich nie gewagt, Herr Balling! Nach dem Frühstück! Meine Herren, ich habe rechtschaffenen Hunger."  
      Bald saßen wir um den Frühstückstisch vereint.  
      „Ich hätte Lust, wieder einmal einem Tiger zu begegnen," meinte unser Reisegefährte.  
      „Im alten Tempel am 'Todesweg' sind wir doch einer ganzen Reihe begegnet!" lachte Rolf. „Aber Sie hatten ja mehr Interesse für den großen Diamanten!" (Siehe Band 111.)  
      „Erinnern Sie mich bloß nicht daran! Ich konnte gestern schon gar nicht einschlafen. Immer sah ich einen Priester auf mich zukommen, der ein großes Messer bereithielt"  
      Rolf kam aus dem Lachen nicht heraus.  
      „Nun werden Sie nur noch ängstlich, mein lieber Herr Balling. Der sogenannte Oberpriester hat sich als Gauner entpuppt. Seine Sekte war ein Instrument seiner Habgier. Von dem Manne haben Sie bestimmt nichts zu befürchten."  
      „Mich macht die Gondelei auf dem Wasser nervös," gestand Balling. „Nun berichten Sie von dem Geheimnis der Figur! Vielleicht bringt mich das auf andere Gedanken."  
      „Sehen Sie sich die Figur mal selbst an!" sagte Rolf und zog sie, säuberlich in Seidenpapier eingewickelt, aus seiner Jackettasche hervor. „Wissen Sie, welche Göttin sie darstellt?"  
      „Keine Ahnung, Herr Torring!" antwortete Balling wie aus der Pistole geschossen.  
      Mit den indischen Göttermythen hatte sich Balling noch kaum beschäftigt.  
      „Die Figur stellt Kali dar, die Gemahlin Schiwas!" sagte Rolf schlicht.  
      „Namen sind Schall und Rauch!" meinte Balling sofort.  
      „Mit den Priestern der Göttin werden wir es wohl jetzt zu tun bekommen," vermutete Rolf.  
      „Schon wieder eine Sekte!" seufzte Balling absichtlich komisch.  
      „Ja!" nickte Rolf. „Eine sehr anspruchsvolle Sekte, weil sie einer sehr anspruchsvollen Dame dient, eben der Kali. Kali ist die große Würgerin der indischen Mythologie (Götterlehre). Kali verlangt Menschenopfer!"  
      Balling horchte auf. Das war schon eher nach seinem Geschmack:  
      „Der anspruchsvollen Dame also gilt unser Besuch?" fragte er rasch.  
      Rolf bejahte.  
      »Die Briten haben Menschenopfer zwar verboten," versuchte ich die Lage zu klären, »aber ich bin überzeugt, daß im geheimen doch noch Menschen der Würgegöttin geopfert werden. An vereinzelten Stellen wenigstens. Tausendjährige Bräuche lassen sich nicht durch einen Federstrich ausrotten."  
      »Und nun meinen Sie," — jetzt war Balling im Bilde — »daß wir in den Tempelruinen um Saigon auf Anhänger der Würgegöttin Kali stoßen."  
      »Ich bin überzeugt davon, Herr Balling," sagte Rolf, »obwohl ich bisher von der Existenz der Thugs — so werden die Kali-Anhänger genannt — In Cochin-China noch nichts gehört habe."  
      »Und welches Geheimnis birgt die kleine Figur?" wollte Balling jetzt wissen.  
      »Nehmen Sie die Figur mal selber in die Hand. Sicher finden Sie das, was ich gefunden habe."  
      Balling, der neben mir saß, betrachtete die Figur genau. Das Haupt der kleinen Göttin war von Schlangen umwunden. Balling drehte die Figur nach allen Seiten, untersuchte hier und untersuchte da und schüttelte schließlich den Kopf.  
      „Ich kann nichts finden," sagte er resigniert.  
      Rolf nahm die Figur zurück und entfernte auf der Rückseite des Sockels mit dem Finger eine lose, aber kunstvoll hinein gedrückte Masse. Er deutete auf die entstandene Öffnung. Die Figur war innen hohl.  
     

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