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Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer

Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer

Titel: Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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denken, zog ich dem Toten den Ring vom Finger und steckte ihn mir auf. Der Käfer interessierte mich als Zoologen vor allem. Es mußte ein seltenes Insekt sein, denn ich kannte ihn weder von Natur noch durch Abbildungen. Dem Ringe maß ich keinen besonderen Wert bei und machte mir keine Gewissensbisse darüber, daß ich ihn an mich genommen hatte.  
      Als wir ein paar Stunden später den Toten bei der nächsten Polizeistation in Tschung-king ablieferten, staunte ich nicht schlecht, daß die Beamten viel mehr auf den Ring, den ich noch am Finger trug, blickten, als auf den Toten, den wir brachten. Wir setzten ein Protokoll auf. Und als ich mich verabschiedete, trat einer der Polizisten dicht an mich heran und flüsterte mir zu:  
      ,Tuin Kolo trifft morgen ein und erwartet dich, Herr.'  
      Ich wußte nicht, was ich aus den Worten machen sollte, nur soviel war mir klar, daß ich durch den Ring verkannt wurde. Deshalb fragte ich nicht weiter, sondern nickte nur und verließ schnell die Polizeistation. Erst auf meinem Motorboot, mit dem ich sofort vom Ufer abstieß, atmete ich erleichtert auf. Ich aber wollte den Ring eigentlich fortwerfen, ihn im Strome versenken, aber eine innere Stimme hielt mich davon ab.  
      Vier Stunden hinter Tschung-king sah ich am Ufer einen Weißen stehen, der mir aufgeregt zuwinkte. Ich steuerte ans Ufer, da ich glaubte, der Mann wolle ein Stück mitgenommen werden. Der Mann sprang, als ich noch kaum am Ufer war, sofort in das Boot und bat mich flehentlich, gleich weiterzufahren, da er verfolgt werde.  
      Ich kam zwar seiner Bitte nach, aber es war schon zu spät. Am Ufer erschienen etwa zehn Chinesen, alle bewaffnet, die sofort die Gewehre gegen mich erhoben und mich aufforderten, ans Ufer zurückzukommen.  
      Da ich es für klüger hielt, mit ihnen zu verhandeln, als mich in einen ziemlich aussichtslosen Kampf einzulassen, kam ich der Aufforderung nach und fragte, was sie eigentlich von mir wollten.  
      ,Wir den Weißen wollen, den du aufgenommen hast, sonst nichts,' antworteten sie.  
      ,Und was wollt ihr mit ihm tun?' fragte ich weiter, denn ich suchte fieberhaft nach einem Ausweg, der es mir möglich machte, ihn nicht auszuliefern.  
      ,Der Mann ist entflohen, muß hierbleiben. Wir ihn nicht töten,' klang es zurück.  
      Da sah ich, daß alle Chinesen die gleichen Ringe mit dem grünen Käfer trugen wie ich. Mein Ring war nur etwas größer und kunstvoller gearbeitet. Da kam mir unvermittelt eine Idee: ich hielt meine linke Hand hoch und zeigte den Chinesen meinen Ring. Erstaunte Gesichter auf der Gegenseite, tiefe Verbeugungen, Schweigen. Ich fragte noch einmal, weshalb ich den Weißen ausliefern sollte. Da sagte der Sprecher der Chinesen:  
      „Bestimme du, Herr, was mit dem Manne werden soll. Tuin Kolo trifft erst morgen ein.'  
      Da hatte ich schon wieder den Namen Tuin Kolo! Wer war das? Ich durfte natürlich keinesfalls nach dem Namen fragen und sagte wie beiläufig:  
      ,Ich weiß es. Den Mann nehme ich mit und werde ihn morgen Tuin Kolo zeigen. Er soll bestimmen, was mit ihm geschehen soll."  
      Die Chinesen verneigten sich wieder tief und verschwanden vom Ufer. Ich warf den Motor an und fuhr weiter. Hier etwa begannen die Stromschnellen des Jangtsekiang. Ich mußte sehr vorsichtig fahren, um meinen Gast und mich keiner Gefahr auszusetzen.  
      ,Ich danke Ihnen vielmals,' sagte der Weiße plötzlich zu mir. 'Sie haben mich aus einer entsetzlichen Gefangenschaft befreit. Über ein Jahr schon saß ich im Gefängnis. Vor drei Tagen erst gelang es mir, heimlich zu entkommen. Die Chinesen bemerkten mein Fehlen sofort und hefteten sich an meine Fersen. Nochmals vielen Dank für die Rettung!'  
      „Was haben Sie denn verbrochen, daß man Sie hier festgehalten hat«" fragte ich den Mann.  
      ,Das ist eine lange Geschichte, die ich Ihnen einstweilen nur kurz andeuten kann. Ich forschte nach dem grünen Käfer und wußte nicht, daß er als zoologisches Wesen gar nicht existiert, sondern nur das Zeichen einer großen Gemeinde von Menschen und ein von ihnen geschaffenes künstliches Gebilde ist. Die Anhänger der Geheimsekte griffen mich und setzten mich fest. Und Sie — tragen auch einen solchen Ring?'  
      Ich erzählte ihm, wie ich zu dem Ring gekommen war. Da bat mich der Mann, sofort umzukehren und zu fliehen. Wenn die Chinesen erführen, daß ich der Sekte gar nicht angehörte, könnte ich ein schweres Schicksal erleiden. Ich

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