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Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking

Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking

Titel: Rolf Torring 124 - Die Ratten von Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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einfache Chinese ist, in um so größerem Prunk haben die Herrscher gelebt. Und niemand hat Anstoß daran genommen. Das war eben immer schon so. Der einfache Mann hat sich gefreut am Glanze, der den Hof umgibt, und freut sich jetzt noch fast ebenso darüber. ,Fast!' sagte ich. Denn seit einiger Zeit machen sich Strömungen, von außen vielfältig beeinflusst, bemerkbar, die darauf hindeuten, daß ein neuer Geist sich in China festsetzt, ein Geist, der eigentlich ganz unchinesisch ist, der aber eines Tages die lange geduldig in Armut lebenden Schichten um so mächtiger ergreifen kann und zu umfassenden Umwälzungen führen wird, wenn nicht alles täuscht. Die Jahrhunderte, Jahrtausende alte Tradition könnte da eines Tages umgestoßen werden. Man kann schwer prophezeien, was eines Tages kommt. Soviel aber ist sicher: mehr oder weniger geheim bereiten sich in China Umwälzungen größter Vehemenz vor, die eines Tages das 'Reich der Mitte' zutiefst erschüttern können. Wie sich das alles einmal in der Praxis auswirkt — wer wagte es heute schon zu sagen? Die Welt der Weißen wird jedenfalls achtgeben müssen, was sich in Ostasien ereignet. Wenn nicht alles täuscht, kann Ostasien in absehbarer Zeit auch für Europa und die USA wieder einmal Brennpunkt der Politik werden."  
      Nachdenklich schwieg der Professor. Rolf störte ihn eine ganze Zeitlang nicht in seinem Sinnen. Erst viel später meinte er:  
      „Sie sind abgeschweift! Kehren Sie doch bitte noch einmal zur 'Verbotenen Stadt' zurück"  
      „Ja, entschuldigen Sie! Von den Toren hatten wir gesprochen. Das Südtor führt in die mittlere Abteilung. Sie gehört dem Kaiser. Man gelangt in den 'Ruhigen Palast des Himmels'. Nördlich schließt sich der 'Palast der Erdenruhe' an, in dem die Kaiserin wohnt.  
      Sehenswert ist der kleine Ahnentempel ganz in der Nähe, ebenso der größere Tai Miau, in dem die Mitglieder der kaiserlichen Familie von Zeit zu Zeit Opfer darbringen."  
      „Wieviel Tempel gibt es denn in Peking?" wollte ich wissen.  
      „Ich kann Ihnen aus dem Handgelenk die Zahl nicht sagen," antwortete der Professor. „Aber es sind sehr viele. Man müßte jahrelang in Peking leben, um nur die wichtigsten wirklich aufzuzählen, deren Name und Ruf weit über die Mauern Chinas bekanntgeworden sind: da ist der Lamatempel, in dessen Mitte eine zweiundzwanzig Meter hohe Buddhafigur steht, von der die Priester behaupten, sie sei aus einem einzigen, von Yun Nan gezogenen Holzblock geschnitzt. Hier wohnen auch etwa anderthalb tausend Mönche. Man darf den Tempel besichtigen, muß aber beim Eintritt wie beim Verlassen seinen Obulus entrichten.  
      Weiter ist sehr bekannt der Tempel Kong Fu Tses, der Tempel der Weisen.  
      Auf der Ostseite der Mandschustadt, zum Teil auf der Mauer, liegt das einst von den Jesuiten, heute von christlichen Gelehrten bediente Observatorium.  
      Zu den ältesten Sehenswürdigkeiten gehören der nördliche und der südliche Altar des Himmels, deren Konstruktion irgendwie an die aztekischen Teokalli erinnert. Ich kann Ihnen den Altar nicht beschreiben, meine Herren. Jedes Wort wäre zu dünn, nicht gewichtig genug. Wenn er in der Alten Welt läge, würde er wahrscheinlich zu den 'Sieben Weltwundern' gerechnet werden. Am besten, Sie schauen ihn sich selbst an!"  
      Professor Kennt brach ab. Vielleicht glaubte er, uns zu langweilen. Ich hätte ihm gern noch stundenlang zugehört, hätte gern mehr gewußt, ehe ich selber in Peking war, von anderen Tempeln, den Palästen und dem Leben, das in ihnen geführt wird.  
      Nach einer Weile kam der Professor doch von selbst noch einmal auf Peking zu sprechen.  
      „In den allerletzten Jahren ist natürlich vieles Neue in Peking entstanden. Die Stadt hat fast durchweg elektrische Beleuchtung bekommen. Das ist ein nicht wegzuleugnender und nicht zu unterschätzender Zivilisationsfortschritt, der das Leben der Einwohner einer Stadt nicht nur äußerlich verändert, ja sogar umkrempelt. Elektrisches Licht wirkt sich indirekt aber auch direkt selbst auf das innere Leben der Menschen aus: ihre Zeit- und Arbeitseinteilung wird eine andere. Mit der einen Errungenschaft wachsen neue Wünsche. Um sich Wünsche erfüllen zu können, muß man Geld, mehr Geld haben, als man bisher hatte. Das elektrische Licht ist — wenn man das unglücklich gewählte Bild verzeihen will — der Anfang einer Schraube ohne Ende. Es gebiert Neues — ob das Neue gut oder schlecht ist, muß

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