Rolf Torring 128 - Old Mutton
wollte Dolber und seine Leute sofort verfolgen; ich hinderte ihn daran, denn ich wollte die Rückkehr Old Fools, Malhobos und Rolfs abwarten.
Nach einer halben Stunde erschienen die drei.
„Die Kerle sind in Richtung des Gebirges weiter geeilt," berichtete Rolf. „Sicher werden sie versuchen, das Versteck, in dem sich Old Mutton befindet, möglichst zu beschützen und zu verteidigen. Wir wollen noch eine Stunde warten und dann die Verfolgung aufnehmen."
„Wo lassen wir die Pferde, Rolf?" fragte ich.
Mein Freund wandte sich an den Indianerhäuptling, der hier am besten Bescheid wissen mußte, aber — Malhobo war nicht mehr da. Hatte er sich allein aufgemacht, um Dolber mit seinen Kriegern oder ohne sie zu verfolgen?
Ich sprach die Befürchtung aus, daß Dolber Old Mutton etwas antun könnte. Aber Old Fool beruhigte mich; er sagte sehr ernst:
„Einen Mann, der ihm noch Dienste leisten soll, tötet Dolber nicht. Er denkt gar nicht daran, ihn in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Vielleicht weiß er aber noch einen anderen Fuchsbau, in den er ihn verschleppt: das wäre möglich — und das würde unsere Arbeit erschweren."
Wir hatten die Pferde bald gesattelt und ritten auf die Gebirgskette zu. Als wir am Fuße der Hänge angekommen waren, waren wir gezwungen, bald abzusteigen, da der Anstieg zu steil wurde. Pongo suchte nach einer passenden Höhle für die Tiere, da er nicht wieder allein zurückbleiben wollte.
Unser schwarzer Freund verschwand im Dunkel der Nacht, wir warteten bei den Tieren auf seine Rückkehr. Zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten vergingen, ehe Pongo plötzlich, wie aus der Erde gewachsen, wieder vor uns stand. Er flüsterte uns zu:
„Pongo Pferde von Dolbers Leuten gefunden. Stehen in kleiner Höhle. Pongo große Höhle entdeckt, wo alle Pferde untergebracht werden können. Massers bitte Pongo folgen."
Wir zogen die Pferde am Zügel hinter uns her und folgten Pongo einen schmalen Bergpfad entlang. Er wurde streckenweise so schmal, daß wir achtgeben mußten, nicht in den Abgrund zu stürzen, der sich an der einen Seite mit fast senkrechter Wand hinzog. Die erste Höhle, die wir erreichten, war die, in der Dolbers Leute ihre Pferde untergebracht hatten. Sie war leer, denn unser schwarzer Freund hatte die Tiere schon nach der von ihm entdeckten zweiten Höhle gebracht. Nach zehn Minuten erreichten wir die andere Höhle, die groß genug war, auch unsere Tiere noch aufzunehmen.
Ich zählte die Pferde und kam auf dreizehn. Fünf Pferde gehörten uns, da wir auch des Häuptlings Pferd mitgenommen hatten. Also mußten es acht Mann sein, gegen die vorzugehen wir uns anschickten.
„Nur sieben," sagte Pongo, dem ich die Anzahl der Gegner vorrechnete. „Masser Warren haben sich verrechnet."
Er lachte mich gutmütig an, um mir zu zeigen, daß er diesmal besser Bescheid wüßte. Rolf hatte zugehört und fing ebenfalls leise zu lachen an:
„Ganz recht, Pongo! Dolber, fünf Mann, die mit ihm gekommen sind. Der siebente Mann paßt als Posten an der Höhle auf. Das letzte Tier gehört — Old Mutton."
Old Fool hatte auch zugehört:
„An Ihnen ist ein Westmann verloren gegangen, Herr Torring," lobte er. „Schade, daß Sie in Old Germany und nicht hundert Jahre früher geboren sind"
„Ich wäre bestimmt ein Freund der roten Männer gewesen, Old Fool, und hätte auf ihrer Seite gekämpft."
„Ich liebe die Rothäute auch," bestätigte der alte Prärieläufer. „Nur dann, wenn mir einer an den Skalp will, nehme ich ihn bei den Hammelbeinen."
Pongo drängte, den Bergpfad zurückzugehen und den anderen Pfad emporzusteigen, auf dem Dolbers Leute weitergegangen waren, nachdem sie die Pferde untergebracht hatten.
Als wir wieder am Beginn des Steilhangs standen, wies Pongo auf einen Pfad, der sich seitwärts in die Höhe schlängelte.
„Massers hier hinauf!" sagte unser schwarzer Freund leise. „Aber nicht mehr sprechen!"
Rolf schritt voraus, Old Fool folgte ihm, ich ging als dritter, während Pongo als Schlussmann die Rückendeckung übernahm Rolf hatte ein gutes Tempo vorgelegt, das er — wenn der Weg steiler würde — bestimmt nicht lange durchhalten konnte, aber wir würden nicht hoch zu steigen haben, wenn die Angaben Dolbers stimmten.
Plötzlich blieb Rolf stehen und lauschte mit vorgeneigtem Oberkörper nach vorn. Auch ich glaubte, vor uns ein
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