Rolf Torring 128 - Old Mutton
Geräusch gehört zu haben. Demnach waren wir schon in der Nähe der gesuchten Höhle. Vorsichtig stiegen wir höher. Bald hatten wir das Plateau erreicht, das vor der Höhle liegen sollte. Abwartend blieben wir stehen, aber kein Laut drang zu uns.
Rolf deutete auf einen Felsblock, der nach Dolbers Angaben die Tür zum Eingang der Höhle darstellte.
Pongo schlich sich vor und rollte den Block ohne Schwierigkeit zur Seite. Vor ihm gähnte die nachtdunkle Öffnung.
Als wir über das Plateau eilten, krachten Schüsse. Aus der Höhe regneten die blauen Bohnen geradezu auf uns herab. Blitzschnell suchten wir Deckung und stellten fest, daß glücklicherweise niemand von uns getroffen worden war. Über uns ertönte eine Stimme, an der wir sofort Dolber erkannten:
„War der Empfang warm genug, meine Herren? Wir beobachten Sie schon lange und wissen auch, wohin Sie Ihre und unsere Pferde gebracht haben. Wir verlassen die Gegend hier nach der anderen Seite, nehmen unsere und auch Ihre Pferde mit und sind verschwunden, ehe Sie uns folgen können. Old Mutton läßt schön grüßen, er ist bereits weggebracht worden. Ich würde Ihnen nicht raten, das Plateau vor Morgengrauen zu verlassen. Auf Wiedersehn, meine Herren !"
Old Fool, der der am wenigsten überraschte von uns war, wollte sogleich kehrtmachen, um die Pferde zu retten. Kaum hatte er jedoch die Deckung verlassen, als von oben her wieder die Kugeln pfiffen, so daß er sich rasch an den vorher innegehabten Platz zurückzog. Dann kroch er auf allen vieren zu uns.
„Jetzt sitzen wir auf Schusters Rappen hier," lächelte er. „Hoffentlich spitzt Trine die Ohren und läßt sich nicht greifen"
Rolf war ärgerlich, daß wir so schnell in die Falle gegangen waren. Wenn wir Pongo in der Höhle zurückgelassen hätten, würden die Leute um Dolber wahrscheinlich nicht zu ihren und unseren Pferden gekommen sein. Jetzt war es zu spät, gute Einfälle zu haben. Eins nur stand fest: wir mußten versuchen, das Plateau möglichst rasch zu verlassen.
Mein Freund legte sich lang auf den Boden und kroch im Schatten der Felsen langsam auf den Pfad zu, auf dem wir gekommen waren. Aber er kam nicht weit — wieder krachten von oben die Schüsse, und die Kugeln pfiffen bedenklich nahe um Rolfs Ohren herum. Er mußte umkehren.
„Es bleibt uns nur übrig," meinte er resigniert, „hier oben den Tag abzuwarten. Bis dahin wird sich der Schütze zurückgezogen haben und seinen Kumpanen nachgeritten sein."
„Wo mag Malhobo stecken?" fragte ich.
„Richtig, Malhobo!" rief Old Fool leise. „Den Indianer hatte ich ganz vergessen. Er müßte eigentlich merken, daß wir hier ungefesselt gefangen sind."
„Wie weit ist die nächste Ansiedlung entfernt?" wollte Rolf wissen.
„Nicht weit genug, als daß wir hier verhungern würden," warf Old Fool hin.
Er hatte offensichtlich schlechte Laune. Wenig später seufzte er:
„Meine arme Trine!"
„An den Tatsachen können wir nichts ändern," sagte Rolf, der sofort wieder obenauf war, wenn ein anderer in seinem Kreise den Mut sinken ließ oder unwillig zu werden begann. „Wir werden noch etwas warten und dann den Versuch, das Plateau zu verlassen, wiederholen. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir hier nicht wieder wegkommen sollten! Mal ganz ruhig sein! Vielleicht können wir hören, wo etwa der Posten da oben steht."
„Herr Torring," meinte Old Fool, „haben Sie daran gedacht, daß sich bei den Pferden auch Ihre Gewehre befinden? Ich habe meins hier, ein Westmann trennt sich nie von seiner Büchse."
„Wir haben unsere Waffen schon oft verloren," konnte Rolf Old Fool versichern, „aber wir haben sie uns noch immer wieder geholt."
Wir lauschten nach oben.
Ich dachte an den Indianer, der vielleicht irgendwo da oben auf dem Felsen stecken könnte. Aber nichts war zu hören. Fast eine halbe Stunde standen wir abwartend da. Da tauchte auf der anderen Seite des Plateaus eine dunkle Gestalt auf, die sich langsam vorwärts schob. Wie hielten die Pistolen schußbereit in den Händen. Die Spannung hielt meine Nerven gefangen.
Plötzlich rief Old Fool neben mir leise: „Malhobo! Hierher! Hier sind wir!"
Die scharfen Augen des alten Westmannes hatten den Indianerhäuptling erkannt.
Malhobo eilte zu uns.
„Malhobo ist zu spät gekommen," sagte er etwas niedergeschlagen. „Die Feinde der
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