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Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Titel: Rolf Torring 129 - Unter Indianern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Es war Pongo, der mich trotz der Dunkelheit und der Deckung durch das Steppengras hier erkannt hatte. Leise sagte er zu mir:  
      „Mann schwer zu fassen, umschleicht das Lager wie Schakal. Pongo jetzt nach Pferd von Mann suchen und es fortführen, damit nicht entfliehen können."  
      Das war eine gute Idee. Aber wo wollte er das Tier suchen, das weit draußen in der Steppe stehen konnte?  
      Pongo war erst zehn Minuten fort, als ganz in meiner Nähe ein Schuß fiel. Ich schlich mich vor, erreichte eine kleine Bodenwelle und schaute vorsichtig über ihren Kamm hinüber. Da sah ich gerade noch eine dunkle Gestalt verschwinden. Ich hätte rasch noch einen Schuß abgeben können und vielleicht trotz des unsicheren Büchsenlichtes auch getroffen, aber ich wollte den Mann ja gar nicht verwunden. Uns kam es nur darauf an, ihm deutlich zu machen, daß er sich nie wieder in der Nähe von Professor Membro oder seiner Tochter sehen lassen durfte.  
      Ich schlich der dunklen Gestalt noch ein Stück hinterher, fand sie aber nicht mehr.  
      Langsam zeigte sich im Osten ein heller Streifen. Es begann zu dämmern, bald würden wir die weite Steppe gut überschauen können. Noch wagte ich nicht, mich aufzurichten; als sich aber nach einer Stunde der Gegner nicht mehr bemerkbar machte, nahm ich mit Bestimmtheit an, daß er sich aus dem Staube gemacht hatte.  
      Nach einer Weile sah ich Pongo hoch aufgerichtet unserem Lager zuschreiten. Wenn er das tat, bestand im Augenblick sicher keine Gefahr. Ich erhob mich also auch und lenkte meine Schritte ins Lager zurück, wo wir drei fast gleichzeitig eintrafen.  
      „Massers, Pferd von Mann nicht gefunden haben," berichtete Pongo. „Mann in kleinem Tal verschwunden, gleich darauf auf Pferd davon geritten. Pongo Mann nicht mehr einholen können."  
      Den Gegner waren wir anscheinend los.  
      Wir beschlossen, den Professor und seine Tochter bis nach St. Louis zu begleiten und dort Plätze auf einem Mississippidampfer zu belegen, der uns nach New Orleans bringen sollte.  
      Scharf ritten wir bis zum Mittag weiter. An Raster dachte keiner von uns mehr.  
      Die Mahlzeit bestand wieder aus gedörrtem Fleisch. Ich führte gerade einen Bissen zum Munde, als ein Schuß in unserer Nähe krachte und dem Professor den Hut vom Kopfe riß. Er fiel vor Schreck gleich um, so daß wir erst dachten, er sei verwundet. Die Kugel aber hatte nur den Hut durchbohrt.  
      Wieder flüchteten unsere Pferde erschrocken, aber nicht so weit wie gegen Morgen, sie hatten sich an die Schießerei allmählich gewöhnt.  
      „Das kann nur Raster gewesen sein," meinte Rolf. „Er ist blind in seiner Rachsucht."  
      Um Deckung zu suchen, hatten wir uns alle lang auf dem Boden im hohen Grase ausgestreckt, so daß wir dem Schützen kein Ziel mehr boten.  
      Mein Ohr lag der Erde ziemlich nahe. Da hörte ich von fern ein dumpfes Donnern. Ich schaute fragend zu Rolf hinüber, der mir am nächsten lag.  
      „Was mag das sein?" fragte er.  
      Pongo gab die Antwort:  
      „Massers, große Herde kommen angestürmt."  
      „Die Bisons!" sagte Rolf, und sein Gesicht, obwohl braun gebrannt, erbleichte.  
      Professor Membro hatte rasch sein Ohr an den Boden gelegt, fuhr erschrocken hoch und rief:  
      „Wirklich! Bisons! Büffel! Wir müssen machen, daß wir von hier fortkommen!"  
      „Und Raster?" fragte ich.  
      „Der soll uns jetzt nicht kümmern!" rief Rolf und sprang auf die Beine.  
      „Wo sind unsere Pferde?" rief ich.  
      Auch die andern hatten sich schnell erhoben.  
      „Da läuft Raster!" rief Erika Membro.  
      „Lassen Sie ihn laufen!" brüllte Rolf. „Wo sind die Pferde? Die Büffel überrennen uns sonst!"  
      Raster lief quer durch die Steppe. Er schien sein Pferd zu suchen. Wir blickten ebenfalls nach unseren Tieren aus, aber sie waren nirgends zu sehen.  
      „Die Büffel halten unmittelbar auf uns zu!" rief ich den Gefährten zu.  
      Wir waren viel zu verdutzt, um uns von der Stelle zu rühren. Jetzt sah Rolf seinen Wunsch erfüllt, er hatte sich immer das Erlebnis mit einer großen, jetzt so selten gewordenen Büffelherde gewünscht.  
      Das Donnern wurde stärker. Wie ein grollendes Gewitter brauste es heran.  
      „Schnell fort, Massers!" rief jetzt auch Pongo, der bisher die Ruhe bewahrt hatte.  
      Eine riesige Staubwolke wälzte sich heran, die mit unheimlicher Geschwindigkeit näherkam. Wohin sollten wir uns

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