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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schien über Ankh-Morpork.
    Leer und verlassen lag der Park. Silbriges Licht schimmerte über die Reste der Bühne hinweg, über den Schlamm und die halb verzehrten heißen Würstchen, die an das Publikum erinnerten. Hier und dort glänzten zerbrochene Musikfallen.
    Nach einer Weile richtete sich ein Teil des Schlamms auf und spuckte etwas mehr Schlamm aus.
    »Crash?« fragte es. »Jimbo? Abschaum?«
    »Bist du das, Noddy?« erwiderte ein trauriges Etwas, das an einem übriggebliebenen Tragbalken hing.
    Der Schlamm schüttelte sich Schlamm aus dem Ohr. »Ja. Wo ist Abschaum?«
    »Ich glaube, sie haben ihn in den See geworfen.«
    »Und Crash? Lebt er noch?«
    Unter einigen Trümmern stöhnte jemand.
    »Schade«, sagte Noddy. Es kam von Herzen.
    Eine Gestalt taumelte durchs Halbdunkel. Bei jedem Schritt platschte es.
    Crash kroch aus dem Durcheinander.
    »Einf müfft ihr zugeben…« Er lispelte, weil ihn irgendwann während der Vorstellung eine Gitarre an den Zähnen getroffen hatte. »Daf war Mufik Mit Fteinen Drin…!«
    »Na schön«, brummte Jimbo und glitt an dem Tragebalken herab. »Aber beim nächsten Mal möchte ich lieber Sex und Drogen, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Mein Vater meinte, er würde mich umbringen, wenn ich Drogen nehme«, entgegnete Noddy.
    »Drogen lassen das Gehirn verfaulen«, meinte Jimbo.
    »Dann hast du nichts zu befürchten, Abschaum…«
    »Herzlichen Dank.«
    »Ich könnte jetzt ein Aspirin vertragen«, ächzte Jimbo. »Oder zwei.«
    Etwas näher am See bewegte sich ein Haufen Sackleinen.
    »Erzkanzler?«
    »Ja, Herr Stibbons?«
    »Ich glaube, mir ist jemand auf den Hut getreten.«
    »Na und?«
    »Er sitzt noch immer auf meinem Kopf.«
    Ridcully stemmte sich hoch. Langsam ließen die Schmerzen in seinen Knochen nach.
    »Komm schon, Junge«, sagte er. »Laß uns heimkehren. Ich verliere allmählich das Interesse an Musik. Ist doch nur eine Menge Lärm um nichts.«
     
    Eine Kutsche rumpelte über die kurvenreiche Bergstraße. Herr Clete stand auf dem Kutschbock und schwang die Peitsche.
    Klatschmaul erhob sich unsicher. Die Schlucht war so nahe, daß er über den Rand in die dunkle Tiefe blicken konnte.
    »Ich habe jetzt endgültig die Nase voll!« rief er und streckte die Hand nach der Peitsche aus.
    »Hör auf!« heulte Clete. »Wir müssen sie einholen!«
    »Sollen sie ruhig entkommen! Ist mir nur recht! Die Musik hat mir gefallen !«
    Clete drehte sich um. Zorn und Haß verwandelten sein Gesicht in eine Fratze.
    »Verräter!«
    Der Peitschengriff traf Klatschmaul in die Magengrube. Er taumelte zurück, tastete vergeblich nach Halt und fiel.
    In der Dunkelheit bekam er etwas zu fassen, das sich wie ein dünner Zweig anfühlte.
    Einige Sekunden lang hing er über dem Abgrund, bevor seine Füße Halt fanden. Es gelang ihm, mit der anderen Hand einen gesplitterten Zaunpfosten zu ergreifen.
    Er sah, wie die Kutsche ihre rasende Fahrt fortsetzte. Weiter vorn beschrieb die Straße eine scharfe Kurve.
    Klatschmaul kniff die Augen zu und hielt sie geschlossen, bis der Schrei verklungen war, bis auch das Knirschen und Krachen aufhörte. Daraufhin hob er die Lider und beobachtete, wie ein brennendes Rad durch die Schlucht rollte.
    »Meine Güte«, sagte er. »Welch ein Glück, daß ich mich hier… an… etwas… festhalten… konnte…«
    Er hob den Blick. Und hob ihn noch etwas mehr.
    DA HAST DU VÖLLIG RECHT.
     
    Herr Clete setzte sich in den Trümmern der Kutsche auf. Um ihn herum loderten Flammen. Ich kann wirklich von Glück sagen, daß ich überlebt habe, dachte er.
    Eine dunkle Gestalt trat durchs Fenster und näherte sich.
    Clete musterte sie. An so etwas hatte er nie geglaubt. Er hatte nie an irgend etwas geglaubt. Aber wenn er an etwas geglaubt hätte… dann hätte er sich etwas Größeres vorgestellt.
    Er sah auf das hinab, was er für seinen Körper hielt. Der Leib erwies sich als durchsichtig und verblaßte immer mehr.
    »Na so was«, sagte Clete. »Hätt-hätt-hätt.«
    Die Gestalt im schwarzen Kapuzenmantel grinste und schwang ihre kleine Sense.
    SNH, SNH, SNH.
     
    Eine ganze Weile später kletterten Leute in die Schlucht hinab und versuchten, Cletes Reste vom übrigen Kram zu trennen. Viel war nicht von ihm übrig.
    Das eine oder andere Zeichen schien darauf hinzudeuten, daß er als Musiker in Ankh-Morpork gearbeitet und die Flucht ergriffen hatte… Oder war das eine Verwechslung? Wie dem auch sei: Jetzt lebte er nicht mehr. Oder?
    Niemand bemerkte gewisse andere Dinge,

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