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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Meter unter dem Meeresspiegel erwartet.
    In der Ferne… bei den Wänden des größeren Zimmers, des Meta-Raums oder wie auch immer man ihn nennen wollte… zeigte sich etwas, das komplexe Schatten projizierte, jedoch keine klaren Konturen offenbarte.
    Susanne trat auf das Podium.
    Den Dingen um sie herum haftete etwas Seltsames an. Hier war alles auf eine direkte, unmittelbare Weise sonderbar. Das ließ sich früher oder später ignorieren. Anders stand es mit diesen Eigentümlichkeiten auf menschlichem Niveau. Auf den ersten Blick betrachtet, wirkten die Objekte normal, doch wenn man genauer hinsah, bemerkte man… Abweichungen. Wer auch immer die Dinge geschaffen hatte: Er schien ihren Zweck nicht ganz verstanden zu haben.
    Eine Kladde war fest mit dem viel zu großen Schreibtisch verbunden, war gewissermaßen Teil der Oberfläche. Die Schubladen waren rechteckige Erweiterungen, die sich nicht aufziehen ließen. Der Schöpfer dieses Schreibtischs hatte Schreibtische zwar gesehen, aber nie ihr Konzept begriffen.
    Ein Ziergegenstand weckte Susannes Aufmerksamkeit. Er bestand aus einer Bleiplatte, daneben hing eine Kugel an einem Faden. Wenn man die Kugel anhob, schlug sie einmal an die Platte und verharrte dann wieder.
    Das Mädchen versuchte nicht, auf dem Stuhl Platz zu nehmen. Eine deutlich sichtbare Mulde in der ledernen Polsterung ließ erkennen, daß jemand darin viel Zeit verbrachte.
    Susannes Blick wanderte zu den Buchrücken. Seltsame, für sie völlig unverständliche Zeichen bildeten die Titel der Bücher.
    Sie kehrte in den fernen Flur zurück und schritt dort zur nächsten Tür. Eine Ahnung regte sich in ihr.
    Sie betrat einen weiteren großen Raum, der mit Regalen gefüllt war, die vom Boden bis zur wolkenverhangenen Decke reichten. Zahllose Sanduhren reihten sich darin aneinander.
    Sand rieselte von der Vergangenheit in die Zukunft. Es klang wie eine Brandung – ein kollektives Geräusch aus einer Milliarde leiser Töne.
    Susanne wanderte zwischen den Regalen umher und fühlte sich wie in einer gewaltigen Menschenmenge.
    Sie bemerkte eine Bewegung. In den meisten Fällen bildete der rieselnde Sand eine dünne silberne Linie, doch in einem Stundenglas verschwand diese gerade. Das letzte Sandkorn fiel in die untere Hälfte.
    Mit einem leisen »Plop« verschwand die Sanduhr.
    Kurz darauf, mit einem kaum hörbaren »Ping«, erschien eine neue. Sand begann zu rieseln…
    Susanne bemerkte, daß sich dieser Vorgang überall wiederholte. Dauernd verschwanden alte Stundengläser, um durch neue ersetzt zu werden.
    Und sie wußte davon.
    Langsam streckte sie die Hand aus, biß sich nachdenklich auf die Lippen, ergriff eine Sanduhr und machte Anstalten, sie umzudrehen…
    QUIEK!
    Sie wandte sich um. Der Rattentod stand im Regal hinter ihr und hob mahnend einen Finger.
    »Schon gut«, sagte das Mädchen und stellte das Stundenglas wieder an seinen Platz.
    QUIEK.
    »Nein. Ich habe mir noch nicht alles angesehen.«
    Susanne ging weiter und hörte leises Trippeln, als ihr der Rattentod folgte.
    Der dritte Raum…
    … erwies sich als Bad.
    Susanne zögerte. In diesem Haus rechnete man mit Sanduhren. Es war auch nicht überraschend, überall das Totenschädel-und-Knochen-Motiv zu sehen. Aber was man nicht erwartete, war eine große weiße Porzellanwanne, die wie ein Thron auf einem Podest stand und an der große Hähne aus glänzendem Messing angebracht waren. Über einem Kasten an der Wand bildeten verblaßte blaue Buchstaben die Worte: C. H. Wasserklosett & Sohn, Mumpitzstraße, Ankh-Morpork.
    Auf dem Rand der Wanne lag eine gelbe Gummiente.
    Und dann die Seife… Sie war angemessen knochenweiß, schien jedoch noch nie benutzt worden zu sein. Daneben lag orangefarbene Seife, die man zweifellos ziemlich oft benutzt hatte – kaum mehr als eine dünne Scheibe war von ihr übrig. Sie roch wie das gräßliche Zeug im Internat.
    Die Badewanne mochte erstaunlich groß sein, aber sie war eindeutig ein Gegenstand aus der menschlichen Welt. Bräunliche Kratzspuren umgaben den Abfluß, ein Fleck zeigte sich dort, wo ein Hahn getropft hatte. Doch für die übrigen Dinge war die Person verantwortlich, die sanitäre Einrichtungen offenbar ebenso wenig verstand wie Schreibtische.
    Den Handtuchhalter hätte eine ganze Sportmannschaft als Trainingsgerät benutzen können. Die schwarzen Handtücher daran waren unlösbar mit ihm verbunden und sehr rauh. Wer auch immer das Bad aufsuchte: Er gebrauchte vermutlich das weiß-blaue und

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