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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dahin; gelegentlich sah sie Lichter von vereinzelten Bauernhöfen.
    Wolkenfetzen strichen vorbei.
    Links bildeten die Spitzhornberge eine kalte weiße Mauer. Rechts trug das Randmeer einen leuchtenden Weg zum Mond. Kein Wind wehte, und das Gefühl hoher Geschwindigkeit blieb aus. Nur das Land bewegte sich – und Binkys Beine.
    Kurz darauf goß jemand Gold in die Nacht. Vor Susanne teilten sich die Wolken, und unter ihr breitete sich Ankh-Morpork aus – eine Stadt, die mehr Gefahren barg, als sich Frau Anstand vorstellen konnte.
    Fackelschein erleuchtete Straßen, in denen sich Quirm nicht nur verirren konnte, sondern auch damit rechnen mußte, überfallen, ausgeraubt und in den Fluß geworfen zu werden.
    Binky galoppierte mühelos über die Dächer hinweg. Susanne hörte die Geräusche der Straßen, vernahm sogar einzelne Stimmen und das allgemeine Donnern der Stadt wie von einem gewaltigen Ameisenhaufen. Hohe Fenster schwebten vorbei. Hinter vielen schimmerte das Licht von Kerzen.
    Das Pferd sank durch Rauch und landete in einer leeren Gasse. Susanne bemerkte eine geschlossene Tür mit einem Schild und einer Fackel darüber.
    Sie las:
     
    Kücheneingank. Zutritt verboten.
    Damit Bis Du Gemaint.
     
    Binky schien auf etwas zu warten.
    Susanne hatte mit einem exotischeren Ziel gerechnet.
    Über Curry wußte sie Bescheid. Im Internat kam manchmal Curry auf den Tisch, als Reis getarnt. Das Zeug war gelb und enthielt schwammige Rosinen und Erbsen.
    Binky wieherte und scharrte mit einem Huf.
    Eine Klappe in der Tür öffnete sich. Ein Gesicht erschien in der Öffnung, umwogt von Küchendunstschwaden.
    »Ooooo naaaaaiiiin!« ertönte es. » Biiiiinkyarrgh !«
    Die Klappe klappte zu.
    Irgend etwas bahnte sich an.
    Susanne sah auf die Speisekarte an der Wand und entdeckte sofort mehrere orthographische Fehler. Die Speisekarten besonders volkstümlicher Lokale stecken immer voller Rechtschreibfehler, damit sich der Gast überlegen fühlt. Die Namen der meisten Speisen blieben ohne Bedeutung für Susanne, doch unter einigen konnte sie sich zumindest etwas vorstellen, zum Beispiel:
     
    Curry mit Gemühse 8c
    Curry mit Pomaten und Schweinemöpsen 10c
    Curry mit süßsaurigen Fischeiern 10c
    Curry mit unbekanntem Fleisch 10c
    Curry mit bekanntem Fleisch 15c
    Extra Curry 5c
    Schweinekräcker 4c
     
    Hier eßen
    Oder zum Mitnehmen
     
    Erneut öffnete sich die Klappe, und eine große braune Tüte aus angeblich wasserdichtem Papier wurde auf den kleinen Sims vor der Öffnung gestellt. Anschließend schwang die Klappe wieder zu.
    Susanne streckte vorsichtig die Hand aus. Der Tüte entströmte ein Geruch, der wie eine thermische Lanze wirkte und die Phantasie auf eine nicht besonders angenehme Weise stimulierte. Andererseits lag die letzte Mahlzeit schon eine ganze Weile zurück.
    Ihr fiel plötzlich ein, daß sie gar kein Geld besaß. Zwar hatte niemand einen Preis genannt, aber sie wußte, der ganzen Welt drohte der Ruin, wenn die Leute nicht ihre Verantwortung wahrnahmen.
    Sie beugte sich vor und klopfte an die Tür.
    »Ich bitte um Entschuldigung. Was muß ich dafür be…«
    Stimmen erklangen hinter der Tür, gefolgt von lautem Scheppern. Es hörte sich an, als versuchten fünf oder sechs Personen, unter den gleichen Tisch zu kriechen.
    »Oh. Sehr nett. Danke. Vielen Dank«, sagte Susanne höflich.
    Binky zog sich langsam zurück. Diesmal spürte das Mädchen auf seinem Rücken nicht, wie er die Muskeln zum Sprung spannte. Er trabte ganz ruhig empor, als sei ihm einmal vorgeworfen worden, etwas verschüttet zu haben.
    Susanne probierte die Curry-Spezialitäten mehrere Dutzend Meter über der rasch dahingleitenden Landschaft – und warf die Tüte dann so diskret wie möglich fort.
    »Es schmeckt sehr… ungewöhnlich«, sagte sie. »Und das ist alles? Hast du mich den ganzen Weg bis hierher getragen, damit ich mir einen Imbiß hole?«
    Der Boden glitt schneller unter ihnen hinweg, und Susanne schloß daraus, daß Binky jetzt rasanter flog – dies war kein gemütlicher Trab mehr, sondern ein voller Galopp. Die Muskeln zitterten…
    … und weiter vorn erstrahlte der Himmel in jähem Blau.
    Hinter Susanne brannten zwei Hufabdrücke in der Luft. Doch sie blieben unsichtbar, denn das Licht trat beiseite, errötete verlegen und fragte sich, was geschehen war.
     
    Die Landschaft hing in der Leere.
    Ein kleines Haus stand dort, von einem Garten umgeben. Dahinter erstreckten sich Felder und ferne Berge. Susanne riß verblüfft die

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