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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und staunte noch immer, als er sich daran erinnerte. Er hätte nie vermutet, daß es so viele rosarote Rüschen auf der Welt gab.
    »Was, wirklich ihr…?« fragte der Dekan. Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen.
    »Ich bin… äh… ziemlich sicher.«
    »Klingt gefährlich«, kommentierte Ridcully. »Jemand hätte ernsthaft verletzt werden können. Und nun zurück zur Universität. Dort erwartet euch alle ein kaltes Bad.«
    » Wirklich ihr…?« hauchte der Professor für unbestimmte Studien. Es fiel den Zauberern schwer, nicht mehr an diese Sache zu denken.
    »Mach dich nützlich und such den Quästor«, sagte Ridcully scharf. »Und morgen früh… Normalerweise würde ich euch alle vor dem Rektorat antreten lassen, aber das geht leider nicht, denn ihr seid das Rektorat.«
     
    Der Stinkende Alte Ron, von Beruf verrückt und einer der fleißigsten Bettler in Ankh-Morpork, blinzelte in die Düsternis. Lord Vetinari konnte im Dunkeln gut sehen. Unglücklicherweise gab es auch an seinem Geruchssinn nichts auszusetzen.
    »Und dann geschah was?« fragte er und versuchte, dem Bettler nicht direkt das Gesicht zuzuwenden. Der Stinkende Alte Ron war ein kleiner, buckliger Mann in einem schmierigen Mantel. Doch sein Geruch reichte aus, um die ganze Welt zu füllen.
    Ron war körperlich schizophren. Auf der einen Seite existierte der Stinkende Alte Ron und auf der anderen sein Geruch, der sich im Lauf der Jahre zu einer unabhängigen Persönlichkeit entwickelt hatte. Jeder konnte einen Geruch haben, der noch eine Zeitlang blieb, nachdem er gegangen war. Doch der Gestank des Alten Ron traf einige Minuten vor ihm ein, um sich überall umzusehen und einen bequemen Platz zu suchen. Er hatte einen so hohen Entwicklungsstand erreicht, daß man ihn nicht mehr mit der Nase wahrnahm, weil diese sofort alle Kontakte zur Außenwelt abbrach. Daß sich der Stinkende Alte Ron näherte, bemerkte man daran, daß sich das Ohrenschmalz aufzulösen begann.
    »Verdammtermistundzugenäht, Verdammtermistundzugenäht, falsche Seite, ich hab’s ihnen ja gesagt, Mistmist…«
    Der Patrizier wartete. Man mußte dem Verstand des Stinkenden Alten Ron genug Zeit geben, in die Nähe der Zunge zu gelangen.
    »… mir mit Magie nachzuspionieren, ich hab’s ihnen gesagt, Bohnensuppe, sieh nur… und dann tanzten alle, weißt du, und nachher standen zwei Zauberer auf der Straße, und einer von ihnen sprach davon, die Musik in einer Schachtel zu fangen, und Herr Schnapper interessierte sich dafür, und dann explodierte die Kaffeestube, und sie alle kehrten zur Universität zurück… Verdammtermistundzugenäht, Mistmist, jawohl.«
    »Die Kaffeestube explodierte?«
    »Überall gab’s Kaffeeschaum, Oiergnaden, Mistund…«
    »Ja, ja, und so weiter.« Der Patrizier winkte mit seiner schmalen Hand. »Und mehr hast du nicht zu berichten?«
    »Nun, Mistund…«
    Der Stinkende Alte Ron bemerkte den durchdringenden Blick des Patriziers und riß sich zusammen. Seine persönliche Art des Wahnsinns ließ ihm genug geistigen Raum für die Erkenntnis, daß es unter gewissen Umständen besser war, Zurückhaltung zu üben. Unterdessen wanderte sein Geruch durchs Zimmer, las Dokumente und betrachtete die Gemälde.
    »Es heißt, daß alle Frauen verrückt nach ihm sind«, sagte Ron. Der Patrizier lehnte sich zurück. »Es heißt… nachdem er mit den Hüften wackelte, warf Frau Allesweiß ihre… Dingsbums… auf die Bühne.«
    Der Patrizier wölbte eine Braue.
    »Ihre ›Dingsbums‹?«
    »Du weißt schon.« Der Stinkende Alte Ron gestikulierte vage.
    »Zwei Kissenbezüge? Zwei Beutel mit Mehl? Eine sehr ausgebeulte Ho… Oh. Ich verstehe. Meine Güte. Gab es Verletzte?«
    »Ich weiß es nicht, Oiergnaden. Aber ich weiß etwas anderes…«
    »Ja?«
    »Äh… der Gebeugte Michael meinte, daß du manchmal für Informationen bezahlst…?«
    »Interessant. Es ist mir ein Rätsel, wie solche Gerüchte entstehen können.« Lord Vetinari stand auf und ging zum Fenster. »Ich sollte in dieser Hinsicht etwas unternehmen.«
    Der Stinkende Alte Ron erinnerte sich daran, daß Wahnsinn nicht mit Dummheit gleichzusetzen war.
    »Ich habe das hier, Oiergnaden«, sagte er und holte etwas unter der gräßlichen Kleidung hervor. »Da ist was draufgeschrieben, Oiergnaden.«
    Es war ein Poster in leuchtenden Grundfarben. Bestimmt war es nicht sehr alt, aber ein oder zwei Stunden als Brustwärmer des Alten Ron hatten den Alterungsprozeß beschleunigt. Der Patrizier entfaltete es mit

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