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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hätten »warum?« oder »weshalb?« gefragt, aber Kreidig verdiente sein Geld nicht mit Fragen. Er nahm die Schachtel und drehte sie hin und her.
    »Wie viele?« fragte er.
    »Zehn für den Anfang«, erwiderte Schnapper. »Aber später könnten es mehr werden. Viel mehr.«
    »Wie viele sind zehn?« erkundigte sich der Troll.
    Schnapper hob beide Hände und spreizte die Finger.
    »Ich baue sie für zwei Dollar«, sagte Kreidig.
    »Willst du mich in den Ruin treiben?«
    »Zwei Dollar.«
    »Jeweils einen Dollar für diesen Auftrag und anderthalb beim nächsten.«
    »Zwei Dollar.«
    »Na schön, na schön. Insgesamt also zehn Dollar, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und damit treibe ich mich selbst in den Ruin.«
    Kreidig warf die Schachtel in seine Werkstatt. Dort fiel sie auf den Boden, und der Deckel löste sich.
    Etwas später trottete eine kleine graubraune Promenadenmischung auf der Suche nach etwas Eßbarem herein. Der Hund hockte sich vor der Schachtel hin und starrte eine Zeitlang hinein.
    Schließlich hielt er die Schachtel für dumm und schlenderte fort.
     
    Ridcully hämmerte an die Tür des Forschungstraktes für hochenergetische Magie, als die diversen Glocken in der Stadt zwei Uhr schlugen. Er stützte Ponder Stibbons, der im Stehen schlief.
    Die Tür öffnete sich, und Skazz’ Haare erschienen.
    »Siehst du in meine Richtung?« fragte Ridcully.
    »Ja, Erzkanzler.«
    »Laß uns rein. Der Tau dringt mir durch die Sohlen.«
    Ridcully blickte sich um, als er Ponder ins Zimmer dirigierte.
    »Ich möchte bloß mal wissen, warum ihr hier dauernd arbeitet«, sagte er. »In eurem Alter fand ich Magie nie so interessant. Bitte hol Kaffee für Stibbons, ja? Und gib anschließend deinen Freunden Bescheid.«
    Skazz eilte fort, und Ridcully blieb allein mit dem schlummernden Ponder zurück.
    »Was stellen die Jungs hier an?« murmelte er. Bisher hatte er nie ernsthaft versucht, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen.
    An der gegenüberliegenden Wand zog sich eine Werkbank entlang. Skazz schien dort bis eben tätig gewesen zu sein.
    Ridcully erkannte ein hölzernes Modell der Scheibenwelt. Rechteckige Steine bildeten zwei konzentrische Kreise. Eine kleine Laterne auf einem Schwenkarm konnte darauf beliebig positioniert werden.
    Es war ein Reisecomputer für Druiden, ein tragbarer Steinkreis, im druidischen Fachjargon »Kneetop« genannt. Der Quästor hatte sich einmal einen solchen Apparat bestellt und ihn in einer Kiste erhalten, auf der »Für den eiligen Priester « stand. Er hatte das Ding nie richtig benutzen können, und jetzt diente es als Türstopper. Ridcully fragte sich, was solche Geräte mit Magie zu tun haben sollten. Eigentlich waren sie nichts anderes als Kalender, und einen ganz normalen, guten Kalender konnte man sich schon für acht Cent kaufen.
    Noch verwirrender erschien dem Erzkanzler das Durcheinander aus gläsernen Röhren neben dem hölzernen Scheibenwelt-Modell. Hier war Skazz beschäftigt gewesen. Am Platz des Studenten türmten sich krumme Glaswaren, Gefäße und Pappstücke.
    Die Röhren wirkten lebendig.
    Ridcully beugte sich vor…
    … und sah Ameisen.
    Tausende von ihnen krabbelten durch gläserne Röhren und komplexe Spiralen. In der Stille erzeugten ihre Bewegungen ein beständiges leises Rascheln.
    Der Erzkanzler bemerkte einen Schlitz in Augenhöhe, daneben klebte ein Zettel mit der Aufschrift »Ein«.
    Auf der Werkbank lag ein rechteckiges Stück Pappe, das genau die richtige Größe für den Schlitz zu haben schien. Jemand hatte runde Löcher hineingebort.
    Ridcully sah zwei runde Löcher und eine ganze Gruppe weiterer Löcher. Den Abschluß bildeten erneut zwei runde Öffnungen. Daneben stand der handschriftliche Hinweis »2 x 2«.
    Der Erzkanzler gehörte zu den Leuten, die jeden Hebel umlegen – nur um zu sehen, was passiert.
    Er schob das Stück Pappe in den Schlitz…
    Sofort veränderte sich das Rascheln. Die Ameisen setzten ihren Weg durch das Labyrinth aus Röhren und Spiralen fort. Einige von ihnen trugen offenbar Eier…
    Ein leises, dumpfes Geräusch erklang, und am Ende des Glasapparates fiel eine Karte heraus.
    Sie hatte vier Löcher.
    Ridcully starrte noch immer darauf, als Ponder an ihn herantrat und sich die Augen rieb.
    »Das ist unsere ameisenbetriebene Zählmaschine«, erklärte er.
    »Zwei mal zwei ergibt vier«, sagte Ridcully. »Na so was. Von selbst wäre ich nicht darauf gekommen.«
    »Die Maschine kann noch besser rechnen.«
    »Willst du etwa behaupten, daß

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