Rollende Steine
und sprang rasch zurück, bevor ihn die braune Wand erreichen konnte.
»Sind das gespenstische Absonderungen aus den Kerkerdimensionen?« fragte Ponder.
»Ich glaube nicht«, erwiderte Ridcully. »Riecht wie Kaffee.«
»Kaffee?«
»Es ist Schaum mit Kaffeegeschmack. Wieso habe ich bloß das Gefühl, daß hier irgendwo Zauberer in der Nähe sind?«
Eine Gestalt taumelte aus der schaumigen Masse. Braune Blasen tropften von ihr herab.
»Wer ist da?« fragte Ridcully.
»Ah! Hat jemand die Nummer des Ochsenkarrens notiert? Bitte noch einen Krapfen, sei so gut«, sagte die Gestalt glücklich und kippte in die braune Masse zurück.
»Klang wie der Quästor«, sagte Ridcully. »Komm, Junge. Es sind nur Blasen.«
Und damit trat er in den Schaum hinein.
Nach einigen Sekunden des Zögerns begriff Ponder, daß seine Reputation als junger Zauberer auf dem Spiel stand. Widerstrebend folgte er dem Erzkanzler.
Fast sofort stieß er gegen jemanden.
»Äh… hallo?«
»Wer ist da?«
»Ich bin’s, Stibbons. Ich bin gekommen, um dich zu retten.«
»Gut. Wo geht’s nach draußen?«
»Äh…«
In den Tiefen der Kaffeewolke krachte eine Explosion, gefolgt von einem Plop. Ponder blinzelte. Die Kaffeewolke sank allmählich in sich zusammen.
Einige spitze Hüte erschienen wie Baumstümpfe in einem austrocknenden See.
Ridcully watete durch den Schaum; Kaffeeblasen hafteten an seiner Hutkrempe.
»Hier passiert etwas ausgesprochen Dämliches«, brummte er. »Und ich warte hier, bis der Dekan sich zeigt.«
»Ich weiß überhaupt nicht, wieso du sofort mir die Schuld gibst«, murmelte eine kaffeebraune Säule.
»Wenn du nicht für diese Sache verantwortlich bist – wer dann?«
»Der Dekan meinte, ordentlicher Kaffee müßte schäumen«, sagte ein Schaumhaufen, der entfernte Ähnlichkeit mit dem Obersten Hirten hatte. »Er hat ein bißchen gezaubert, ja, und ich glaube, dann haben wir’s ein wenig übertrieben.«
»Du bist also schuld, Dekan.«
»Ja, aber nur durch Zufall«, erwiderte der Dekan gereizt.
»Kommt da raus, ihr alle«, sagte Ridcully. »Zurück zur Universität, und zwar sofort.«
»Ich meine, ich weiß gar nicht, warum du sofort mir die Schuld gibst. Nur weil ich manchmal in Situationen gerate, die…«
Der Schaumpegel sank noch etwas mehr, und zwei Augen unter einem Zwergenhelm wurden sichtbar.
»Entschuldigt bitte«, ertönte eine Stimme durch die braune Masse. »Wer bezahlt das alles? Ich bekomme noch vier Dollar, herzlichen Dank.«
»Der Quästor hat das Geld«, entgegnete Ridcully rasch.
»Nicht mehr«, sagte der Oberste Hirte. »Er hat siebzehn Krapfen gekauft.«
»Zucker?« fragte Ridcully. »Ihr habt zugelassen, daß er Zucker zu sich nimmt? Ihr wißt doch, daß er dadurch ein wenig, nun, komisch wird. Frau Allesweiß meinte, sie könnte ungehalten werden, wenn wir ihm noch einmal Zucker geben.« Er geleitete die kaffeebraunen Gestalten zur Tür. »Es ist alles in bester Ordnung, guter Mann«, sagte er zum Zwerg. »Du kannst uns vertrauen – wir sind Zauberer. Morgen früh lasse ich dir das Geld schicken.«
»Ha!« erwiderte der Zwerg. »Und das soll ich glauben?«
Eine lange Nacht lag hinter Ridcully. Er drehte sich um und zielte mit dem Zeigefinger auf die Wand. Oktarines Feuer knisterte, und die Worte ICH SCHULDE DIR 4 DOHLAR brannten sich in den Stein.
»Gut, danke, kein Problem«, sagte der Zwerg und duckte sich in den Schaum.
»Ich schätze, wegen Frau Allesweiß brauchen wir uns kaum Sorgen zu machen«, meinte der Dozent für neue Runen, als sie durch die Dunkelheit wankten. »Ich habe sie und einige ihrer Gehilfinnen in der Kaverne gesehen. Du weißt schon, die Küchenmädchen. Molly, Polly und… äh… Dolly. Sie weinten.«
»So schlecht war die Musik nun auch wieder nicht«, sagte Ridcully.
»Nein… äh… sie weinten nicht vor Schmerz, nein, das glaube ich nicht!« ließ sich der Dozent für neue Runen vernehmen. Er errötete. »Nun… äh… als der junge Mann mit den Hüften wackelte…«
»Der Bursche sieht eindeutig elvisch aus«, murmelte Ridcully.
»… äh… ich glaube, da warf sie etwas von ihrer Unter… und so auf die Bühne.«
Das brachte den Erzkanzler zum Schweigen, zumindest für eine Weile. Jetzt waren alle Zauberer mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt.
»Was, Frau Allesweiß?« fragte der Professor für unbestimmte Studien.
»Ja.«
»Was, ihre…?«
»Ich… äh… glaube schon.«
Ridcully hatte einmal Frau Allesweiß’ Wäscheleine gesehen
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