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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Klatschmaul Zitrone, ein Aushebungsoffi-
    zier der Musikergilde, und zwei Komplizen, deren musikalische Kennt-
    nisse sich darauf beschränkten, daß der menschliche Kopf als Schlagin-

    * Der Geschmack von Schnappers Würstchen verdient hier eine Erwähnung.
    Viele Bockwürstchen schmecken schlecht, aber Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper war es gelungen, heiße Würstchen zu vermarkten, die nach gar nichts schmeckten. Die Sache hatte etwas Unheimliches. Ganz gleich, wieviel Senf
    oder Ketchup man draufschmierte – die Würstchen blieben geschmacklos. Ein
    solches Kunststück bringen nicht einmal die Hot dogs fertig, die man in Hel-sinki gegen Mitternacht an Betrunkene verkauft.

    strument geeignet war. Zitrones entschlossener Gesichtsausdruck deute-
    te darauf hin, daß er sich nicht wegen seiner Gesundheit in der Trommel aufhielt. Die finsteren Mienen seiner beiden Begleiter ließen vielmehr
    vermuten, daß es ihm um die Gesundheit anderer Leute ging – er wol te
    sie ihnen wegnehmen.
    Ridcully lächelte. Der Abend mochte interessanter werden, als er zu-
    nächst erwartet hatte.
    Es gab noch einen Tisch an der Bühne. Der Erzkanzler bemerkte ihn
    erst, als sein Blick zum zweiten Mal in die Richtung glitt.
    Eine junge Frau saß dort ganz allein. Die Präsenz von jungen Frauen in
    der Geflickten Trommel war natürlich nicht ungewöhnlich. Das galt auch für junge Frauen ohne Begleitung. Für gewöhnlich kamen sie, weil sie
    Begleitung suchten.
    Doch diese junge Dame kam dem Erzkanzler sonderbar vor. Niemand
    hatte sich in ihrer Nähe niedergelassen, obgleich die Leute so dicht ge-
    drängt auf den Sitzbänken saßen, daß sie sich kaum mehr rühren konn-
    ten. Sie war auf eine dürre Weise attraktiv, fand Ridcul y. Wenn er sich
    recht entsann, sprach man in diesem Zusammenhang von einer kühlen,
    herben Schönheit. Sie trug ein Kleid aus schwarzer Spitze, wie es gesun-
    de junge Frauen trugen, die schwindsüchtig wirken wol ten. Ein Rabe
    saß auf ihrer Schulter.
    Sie drehte den Kopf, begegnete Ridcul ys Blick und verschwand.
    Mehr oder weniger.
    Er war immerhin ein Zauberer. Seine Augen tränten, während die jun-
    ge Dame regelrecht flackerte: Mal konnte Ridcul y sie sehen, mal nicht.
    Er hatte gehört, daß sich die Zahnfeen seit einigen Tagen in der Stadt
    aufhielten. Vielleicht gehörte die junge Frau zu ihnen.
    Hat sich wahrscheinlich den Abend freigenommen, dachte der Erz-
    kanzler.
    Etwas bewegte sich vor dem Mädchen, und Ridcul y blinzelte über-
    rascht, als er den Rattentod sah: Das kleine Skelett lief mit einer Schale
    Erdnüsse über den Tisch.
    Er wandte sich wieder den anderen Zauberern zu. Der Dekan trug
    noch immer seinen spitzen Hut. Sein Gesicht glänzte.

    »Schwitzt du, Dekan?« fragte Ridcul y.
    »Oh, mir ist angenehm kühl, Erzkanzler«, erwiderte der Dekan. Etwas
    Öliges rann an seiner Nase vorbei.
    Der Dozent für neue Runen schnüffelte argwöhnisch.
    »Ist hier jemand damit beschäftigt, Schinken zu braten?« erkundigte er
    sich.
    »Nimm den Hut ab, Dekan«, sagte Ridcully. »Dann fühlst du dich bes-
    ser.«
    »Riecht eher nach Frau Palms Haus käuflicher Zuneigung, wenn ihr
    mich fragt«, meinte der Oberste Hirte.
    Die übrigen Fakultätsmitglieder sahen ihn verblüfft an.
    »Ich bin mal daran vorbeigegangen, rein zufäl ig«, fügte der Hirte rasch
    hinzu.
    »Bitte hilf dem Dekan, den Hut abzunehmen, Dozent«, sagte Ridcul y.
    »Ich versichere dir…«
    Der Hut löste sich vom Kopf des Dekans. Etwas Langes und Schmie-
    riges, das fast die gleiche Form hatte wie der Hut, neigte sich nach vorn.
    »Dekan…«, begann Ridcul y schließlich, »was hast du mit deinem Haar
    angestellt? Vorn ist alles spitz, und hinten sieht’s aus wie ‘n Entenarsch –
    entschuldige mein Klatschianisch. Außerdem glänzt es.«
    »Schweinefett«, sagte der Dozent für neue Runen. »Daher der Schin-
    kengeruch.«
    »Ja«, pflichtete ihm Ridcul y bei. »Aber außerdem riecht’s noch nach
    Blumen oder so.«
    »GrummelgrummelgrummelLavendelgrummelgrummelgrummel«, sag-
    te der Dekan.
    »Wie bitte, Dekan?«
    »Ich habe Lavendelöl hinzugefügt«, verkündete der Dekan laut und
    deutlich. »Außerdem finden einige von uns solche Frisuren schick, herz-
    lichen Dank. Dein Problem ist, daß du Leute in unserem Alter nicht
    verstehst, Erzkanzler!«

    »Meinst du Personen, die sieben Monate älter sind als ich?« fragte Rid-
    cully.
    Diesmal zögerte der Dekan.
    »Was habe ich gerade gesagt?« brachte er

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