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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu
    lachen.«
    Blert wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mehrere kleine Gold-
    münzen fielen aus dem Taschentuch.
    »Nur interessehalber: Wo hast du sie verstaut?«
    »Im Schuppen, Chef. Bei dem Holz, das deiner Meinung nach ebenso-
    viel taugt wie eine Nixe in einer Revue.«
    »Bitte hol sie. Das Holz auch.«

    »Aber du hast doch gesagt…«
    »Und bring mir eine Säge. Außerdem brauche ich noch zehn Liter
    schwarze Farbe und ein paar Pailletten.«
    »Pailletten, Chef?«
    »Du bekommst sie in Frau Kosmopolits Textilladen. Und frag sie, ob
    sie einige der hübsch glitzernden Ankhsteine hat. Und irgendein buntes
    Material für Tragegurte. Oh, und bitte sie, uns einen möglichst großen
    Spiegel zu leihen…«
    Blert zerrte einmal mehr an seiner Hose.
    »Und dann geh zum Hafen, gib einem Troll etwas Geld und beauftrage
    ihn damit, hier bei uns in der Ecke zu stehen und…« Blert zögerte und
    überlegte kurz. »Wenn jemand hereinkommt und versucht, ›Weg zum
    Paradies‹ – das ist der Titel, glaube ich – zu spielen, soll er ihm den Kopf abreißen.«
    »Ohne Vorwarnung?« fragte Gibbson.
    »Das ist die Vorwarnung.«

    Eine Stunde später.
    Ridcully langweilte sich und hatte Tez den Schrecklichen zur Küche
    geschickt, den einen oder anderen Imbiß zu holen. Ponder und die ande-
    ren beiden Studenten hantierten am Meßkolben. Sie arbeiteten auch mit
    Kristallkugeln und Draht. Nach einer Weile…
    Ein Draht war zwischen zwei Nägeln auf der Werkbank gespannt. Er
    war nur schemenhaft zu erkennen, da er leicht vibrierte.
    Darüber hingen krumme grüne Linien in der Luft.
    »Was ist das?« fragte Ridcully.
    »So sieht das Geräusch im Kolben aus«, erklärte Ponder.
    »So sieht das Geräusch aus?« wiederholte der Erzkanzler. »Na so was.
    Ich wußte gar nicht, daß Töne aussehen können. Dafür benutzt ihr die Magie, wie? He, in der Speisekammer gibt’s leckeren Käse. Warum hören
    wir uns nicht mal an, wie er riecht?«
    Ponder seufzte.

    »So sähe das Geräusch aus, wenn deine Ohren Augen wären«, sagte er.
    »Im Ernst?« erwiderte Ridcully fröhlich. »Phänomenal!«
    »Er hat eine sehr komplexe Struktur«, meinte Ponder Stibbons. »Aus der Ferne betrachtet, sieht es ganz schlicht aus. Doch aus der Nähe…
    sehr komplex. Man könnte fast glauben, es wäre…«
    »Lebendig«, knurrte Ridcul y.
    »Äh…«
    Skazz näherte sich. Er wog höchstens fünfzig Kilo und hatte einen be-
    sonders interessanten Haarschnitt: einen Pony aus schulterlangem Haar
    hinten und vorn. Die Spitze seiner Nase lugte durch diesen Vorhang und
    wies den Rest der Welt auf die Position des Gesichts hin. Sol te ihm je-
    mals ein Furunkel am Hinterkopf wachsen, glaubten die Leute bestimmt,
    daß er in der falschen Richtung ging.
    »Ja, Herr Skazz?« fragte Ridcully.

»Äh… ich habe einmal über so etwas gelesen.«
    »Erstaunlich. Wie gelang dir das?«
    »Bestimmt hast du von den Lauschenden Mönchen in den Spitzhorn-
    bergen gehört. Sie behaupten, daß es im Universum einen Hintergrund-
    ton gibt? Eine Art Echo von einer Art Geräusch?«
    »Klingt vernünftig«, kommentierte Ridcully. »Als das Universum be-
    gann, hat’s sicher ordentlich geknal t.«
    »Es muß kein sehr lautes Geräusch gewesen sein«, sagte Ponder. »Aber
    es erklang überal gleichzeitig. Ich hab’s in jenem Buch vom alten Nume-
    ri Riktor gelesen. Die Mönche lauschen noch immer dem Echo des Ur-
    Geräusches, hat er geschrieben. Es verhal t nie.«
    »Meiner Ansicht nach deutet al es auf eine ziemlich große Lautstärke
    hin«, erwiderte Ridcul y. »Ich meine, ein Geräusch muß laut sein, wenn
    man es noch weit entfernt hören sol . Wenn der Wind in der falschen
    Richtung weht, hört man nicht mal die Glocken der Assassinengilde läu-
    ten.«
    »Das Ur-Geräusch muß nicht sehr laut gewesen sein, wenn wir heute
    noch sein Echo vernehmen können«, sagte Ponder. »Und zwar, weil sich
    al es einmal an einem Ort befand.«

    Ridcully sah ihn an wie ein verblüffter Zuschauer einen Zauberkünst-
    ler, der ihm gerade ein Ei aus dem Ohr gezogen hat.
    »Alles befand sich einmal an einem Ort?«
    »Ja.«
    »Und wo war alles andere?«
    »Ebenfal s an einem Ort.«
    »Am gleichen Ort?«
    »Ja.«
    »Ganz klein zusammengedrückt?«
    Ridcully ließ gewisse Anzeichen erkennen. Wäre er ein Vulkan gewe-
    sen, hätten die in der Nähe wohnenden Eingeborenen jetzt nach einer
    geeigneten Jungfrau Ausschau gehalten.
    »Haha, man könnte auch sagen, es war ganz groß

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