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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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Nachrichten gut oder schlecht sind ... Es scheint, daß Seine Heiligkeit eine ziemlich beschwerliche Nacht verbracht hat, und ich thue Gelübde, damit die nächste Nacht besser sei.«
    Einen Augenblick schien er sich zu sammeln, dann fügte er hinzu:
    »Wenn übrigens Gott die Stunde für gekommen hält, Seine Heiligkeit wieder zu sich zu berufen, so wird er seine Herde nicht ohne Hirten lassen; er wird den Papst von morgen schon gewählt und bezeichnet haben.«
    Diese Antwort steigerte noch die Freude Pradas.
    »Wirklich, Abbé, Sie sind großartig ... Sie glauben also, daß die Päpste derart durch die Gnade Gottes entstehen? Der Papst von morgen wird oben ernannt, nicht wahr, und wartet einfach? Ich bildete mir ein, daß auch die Menschen sich ein bißchen in die Sache mengen ... Aber vielleicht wissen Sie schon, wer der von der göttlichen Gnade im voraus erwählte Kardinal ist.«
    Und er setzte seine billigen, ungläubigen Scherze fort, die den Priester übrigens vollständig ruhig ließen. Der letztere lachte zuletzt selbst, als der Graf, auf die alte Leidenschaft anspielend, mit der das spielsüchtige Volk von Rom bei jedem Konklave auf die wahrscheinlichen Erwählten setzte, meinte, daß er da ein Vermögen gewinnen könne, wenn er um das Geheimnis Gottes wisse. Dann sprach man von den drei weißen Sutanen von drei verschiedenen Größen, die stets in Bereitschaft in einem Schrank des Vatikans hingen: würde man diesmal die kleine, die große oder die mittlere zu verwenden haben? Bei der geringsten ernstlichen Krankheit des regierenden Papstes entstand eine außerordentliche Aufregung, ein heftiges Erwachen aller ehrgeizigen Bestrebungen, aller Ränke, derart, daß es nicht bloß in der schwarzen Gesellschaft, sondern in der ganzen Stadt keine andere Neugierde, keine andere Unterhaltung, keine andere Beschäftigung gab, als die Ansprüche der Kardinäle zu besprechen und den vorauszusagen, der siegen würde.
    »Hören Sie 'mal, da Sie es wissen, müssen Sie es mir unbedingt sagen,« fuhr Prada fort. »Wird es der Kardinal Moretta sein?«
    Trotz seiner augenscheinlichen Absicht, würdig und unparteiisch wie ein guter, frommer Priester zu bleiben, ereiferte sich Santobono nach und nach und gab seiner inneren Glut nach. Dieses Verhör gab ihm den Rest; er konnte sich nicht mehr halten.
    »Moretta! So was! Er ist an ganz Europa verkauft!«
    »Also der Kardinal Bartolini?«
    »Was Ihnen nicht einfällt! ... Bartolini! Er hat sich ja damit aufgerieben, alles zu wollen und nie etwas zu erlangen!«
    »Wird es also der Kardinal Dozio sein?«
    »Dozio, Dozio! Ach, wenn Dozio siegen würde, so müßte man für unsere heilige Kirche verzweifeln, denn es gibt keinen niedrigeren oder böseren Geist als ihn!«
    Prada hob die Hände, als sei er jetzt mit den ernsthaften Kandidaten zu Ende. Es machte ihm ein boshaftes Vergnügen, den Kardinal Sanguinetti, den sicheren Kandidaten des Pfarrers, nicht zu nennen, um diesen noch mehr zu erbittern. Dann schien er plötzlich das Richtige getroffen zu haben und rief fröhlich:
    »Ah, jetzt weiß ich's ... ich kenne Ihren Mann: es ist der Kardinal Boccanera!«
    Santobono ward plötzlich mitten ins Herz, in seinem Groll, in seiner patriotischen Ueberzeugung getroffen. Schon öffnete sich sein schrecklicher Mund und er wollte mit aller Gewalt »nein, nein!« schreien, aber es gelang ihm, diesen Schrei zurückzuhalten; schweigend hielt er auf den Knieen sein Geschenk, den kleinen Korb Feigen, den seine Hände zum Zerbrechen zusammendrückten und die Anstrengung, die er machen mußte, hinterließ ihm ein solches Zittern, daß er warten mußte, ehe er mit beruhigter Stimme antworten konnte:
    »Seine ehrwürdigste Eminenz, der Kardinal Boccanera, ist ein heiliger Mann, der des Thrones würdig ist; ich würde nur befürchten, daß er in seinem Haß gegen unser neues Italien den Krieg brächte.«
    Aber Prada wollte die Wunde noch verschlimmern.
    »Diesen acceptiren Sie also; Sie lieben ihn zu sehr, um sich nicht an seinen Aussichten zu erfreuen. Ich glaube, daß wir diesmal bei der Wahrheit sind, denn alle Welt ist überzeugt, daß das Konklave keinen andern ernennen kann ... Nun, er ist sehr groß; so wird die große, weiße Sutane benützt werden.«
    »Die große Sutane, die große Sutane,« murrte Santobono dumpf und gleichsam unwillkürlich. »Außer wenn ...«
    Er vollendete nicht und blieb von neuem Sieger über seine Leidenschaft. Pierre, der schweigend zugehört, wunderte sich, denn

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