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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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auf dem ich gestern Abend schon während des Bewerbungsgesprächs gesessen habe. Er selbst lässt sich in seinen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch fallen.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Na fein, dann setzen Sie sich eben nicht!« Er blickt mich aus grauen Augen an. Sein Blick kombiniert grundlegendes Wohlwollen mit Überdruss aus tiefster Seele. »Ciara, Sie sind hier, um etwas über Marketing und Sales zu lernen und dabei mitzuhelfen, diesen Radiosender vor der Vergessenheit zu retten. Sie sind nicht hier, um jemanden zu bedienen.« Sein leichter Akzent und sein schleppendes Sprechen weisen ihn als Einheimischen aus. »Sie holen für niemanden Kaffee außer für sich selbst, Sie kopieren und faxen auch für niemand anderen hier. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    »Wenn einer von den Radiomoderatoren da unten …«, er deutet auf den Fußboden, als lebten sie unter dem Gebäude, »Sie um mehr bittet, als ihm einen Stift zu leihen, sagen Sie mir das bitte! Selbstverständlich nachdem Sie demjenigen gesagt haben, er solle sich verpissen.«
    Ich setze mich auf den Sessel und ziehe ihn näher an Franklins Schreibtisch heran. »Wie läuft das eigentlich mit denen? Laufen die immer so herum?«
    Für die Antwort beugt er sich zu mir herüber. Dann klappt er plötzlich den Mund wieder zu. Und dann: »Haben Sie die Bücher gelesen, die David Ihnen mitgegeben hat?«
    »Nein. Die habe ich doch erst gestern Abend bekommen.«
    Ein paar Sekunden lang studiert Franklin mein Gesicht. Währenddessen trommeln seine Finger bedächtig einen Rhythmus auf die Stuhllehne.
    »Warten Sie einen Augenblick!« Er steht auf, geht mit schweren Schritten die Treppe hinunter.Dabei gelingt ihm das Kunststück, gleichzeitig beunruhigt und apathisch zu wirken.
    Ich habe kaum die Zeit, über das heutige Oscar-Wilde-Zitat zu kichern (Ich würde alles auf der Welt tun, um meine Jugend zurückzuerhalten, außer mich zu bewegen, früh aufzustehen oder ehrbar zu werden), ehe David die Treppe hochgestürmt kommt.
    »Ciara.« Beinahe hätte er meinen Namen mit drei Silben ausgesprochen. Gerade so gelingt es ihm, den Fehler zu kaschieren, indem er sich am Kinn kratzt. »Haben Sie denn wenigstens das Material durchgeschaut, überflogen, irgendwas?«
    Momentan liegen die Bücher in meiner Diele, genau da, wo ich sie gestern Abend fallen gelassen habe. »Warum ist das denn so wichtig?«
    Er verschränkt die Arme vor der Brust und tritt von einem Fuß auf den anderen. »Es ist wichtig, dass Sie verstehen, was wir sind … ich meine, wer wir sind und vor welchen Herausforderungen wir stehen in der heutigen, äh – Geschäftswelt.« Er reibt sich den Nacken. »Nur so können Sie eine von uns werden.«
    Ich bin aber keine von ihnen. Ich bin nur eine Praktikantin. Aber ich bin bereit, allem zuzustimmen, wenn er nur aufhört, sich aufzuregen.
    »Welches Buch, welche Seite? Ich schau sofort nach, wenn ich heute Abend nach Hause komme.«
    »Nein, jetzt.« Mit einer Kopfbewegung verweist er auf meinen leeren Schreibtisch. »Ihr Computer kommt nicht vor Montag. Also gehen Sie jetzt nach Hause und fangen an zu lesen! Rufen Sie mich an, wenn Sie draufgestoßen … wenn Sie zu Ende gelesen haben!«
    Ich sehe den einen Meter hohen Stapel Bücher vor meinem inneren Auge. »Alle zu Ende gelesen habe, wirklich alle?«
    »Sie werden merken, wann Sie aufhören können.«
    Selbst Davids kryptische Bemerkungen können mir einen bezahlten Tag am Pool nicht vermiesen.
    Ich bin schon halb aus der Tür, als ich mich daran erinnere, dass ich David noch etwas fragen wollte. »David, von wem ist dieser Song I’ll Never Get Out of These Blues Alive ?«
    Er dreht sich mit einem breiten Stolzer-Papa-Lächeln zu mir herum. »Von John Lee Hooker. Monroe spielt ihn jede Nacht zum Abschluss. Hat er Ihnen gefallen?«
    Ich zucke mit den Schultern. »War ganz in Ordnung.«
    Davids Grinsen verrät mir, dass er meine gewollte Untertreibung durchschaut. »Sie werden Ihren Job lieben, das prophezeie ich Ihnen!«
    Ich liebe meinen Job. Noch niemals zuvor war ich in der Lage, so etwas zu sagen. Aber gerade jetzt, wo ich am Pool der Apartment-Anlage meiner Freundin Lori lümmle und einen Pfirsich-Eistee schlürfe, liebe ich meinen Job.
    Meine Eieruhr piept, und ich drehe mich auf den Bauch und brate noch zehn weitere Minuten in der Sonne. Mein Rücken braucht immer etwas länger, um braun zu werden, als meine Vorderseite. Wenigstens werde ich nicht rot und sommersprossig wie die meisten Mädchen irischer

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