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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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du eine rein private Beziehung zu Unserem Herrn aufgebaut, ohne Gemeinde?«
    Ich schnaube. »Komm schon! Du glaubst den ganzen Scheiß doch selber nicht.«
    »Hey, was habe ich dir gesagt? Achte auf deine Worte!«
    »Gott verdammt noch mal, Dad, deine Tage als Prediger sind vorbei. Du kannst aufhören, so zu tun als ob.«
    »Ich tue nicht so als ob.«
    »Hast du’s schon verdrängt? All die Jahre über hast du mit Mom die Menschen nicht geheilt, sondern ausgenommen. Ihr habt sie zum Narren gehalten, sonst nichts.«
    »Ihr Glaube war echt«, entgegnet mein Vater, »und das war es, was sie geheilt hat.«
    »Aber euer Glaube war es nicht.«
    »Vielleicht anfangs nicht.« Dad senkt die Stimme und fährt in ernstem nüchternen Ton fort: »Aber wenn man eine Rolle sehr lange spielt, wird sie schließlich ein Teil der eigenen Persönlichkeit.«
    »Mit anderen Worten: Tu so als ob, bis du’s bist? Das werde ich gleich mal probieren. Eines Tages bin ich ein reicher Vampir, dem ein Radiosender gehört. Vielleicht schieße ich ja auch noch ein Stück in die Höhe. Ich wäre schon immer gern etwas größer gewesen.« Ich lasse den Toasterhebel hochschnellen, bevor der Muffin fertig ist. Ich will nur noch raus hier.
    »Ciara, ich weiß, du bist verbittert wegen all der Lügen, die du glaubst, von deiner Mutter und mir gehört zu haben …«
    »Die ich glaube , gehört zu haben?«
    »… aber mach nicht Gott dafür verantwortlich.«
    »Können wir ein anderes Mal darüber reden? Ich muss mich jetzt wirklich auf meinen Auftritt konzentrieren.«
    »Sicher doch, mein Schatz.« Er lehnt sich zurück, faltet die Zeitung zusammen und legt sie fort. »Ich möchte nur, dass du eines weißt: Egal was passiert, ich bin stolz auf dich.«
    Ich drehe mich zur Küchenzeile um und fummele ungeschickt mit der Butterdose herum. Mein Blick trübt sich, und das Messer in meiner Hand verfehlt den Muffin und buttert stattdessen meinen Daumen. »Sag mir das, wenn der Tag heute vorbei ist, okay? Vorausgesetzt du musst mich nicht auf Kaution aus dem Knast holen.«
    Ich blinzele die Tränen weg – selbstverständlich nur, um meine Wimperntusche vor dem Zerfließen zu retten. Dann streiche ich die Butter ordentlich und wie es sich gehört auf den Muffin. Den Teller mit dem Muffin stelle ich vor meinen Vater auf den Esstisch.
    »Da – du bist sowieso viel zu dünn.« Ich beuge mich vor und küsse ihn auf die Stirn. »Ich rufe dich an, sobald das Ding gelaufen ist.«
    Als ich an ihm vorbei will, greift Dad nach meinem Handgelenk. Sein Gesicht ist sonderbar ernst. »Viel Glück, mein Engel.«
    »Ich dachte, Glück bräuchte ich nicht.« Auf dem Weg zur Garage winke ich ihm noch einmal zu. Dort wartet mein Chauffeur von der Liga auf mich. Etwas will mich dazu bringen, über die Schulter hinweg zurückzuschauen, aufs Haus und auf meinen Vater. Ein Kind auf dem Weg zum ersten Tag im Kindergarten täte das sicher.
    Ich gehe strikt geradeaus, drehe mich nicht um, gehe weiter auf mein Ziel zu. Eine Frau auf ihrer Mission.

    8 Uhr 25
    Das Verwaltungsgebäude der regionalen Niederlassung von Skywave befindet sich im Nachbarstaat, in Virginia. Wie ein gläserner Godzilla dominiert es die Vorstadt-Skyline. Möglichst selbstbewusst schreite ich darauf zu, mein Gefolge im Schlepptau; das Muskelpaket von der Liga folgt diskret in einigem Abstand. Es gelingt mir, dem Drang zu widerstehen: Ich gaffe nicht die glitzernde Glasfassade hinauf wie ein Tourist am Empire State Building. Ich bin nicht zufällig hier; ich soll hier sein; ich habe hier zu tun – nämlich meine Rolle zu spielen.
    Mein Name ist Elizabeth Vasser. Ich wurde in Evanston, Illinois, am 19. Juli 1970 geboren. Ich habe mit einem magna cum laude mein Studium der Psychologie und Kriminologie an der Universität Chicago absolviert. Ich spiele Racquetball, wenn auch nur mäßig gut, und habe einmal einen Skee-Ball-Wettbewerb auf der Strandpromenade von Wildwood, New Jersey, gewonnen. Geschicklichkeitsspiele sind also eher mein Ding als Ballsportarten, die die Handhabung eines Schlägers beinhalten. Was ich nicht ausstehen kann: Männer, die in der Öffentlichkeit fluchen, und Menschen, die das Wort ›schizophren‹ in der Bedeutung von ›zwei Seelen in meiner Brust‹ benutzen.
    Mein Name ist Elizabeth Vasser.
    8 Uhr 30
    »Guten Morgen, Ms. Vasser. Willkommen bei Skywave.« Der junge blonde Assistent der Geschäftsleitung streckt mir zur Begrüßung die Hand entgegen, während er noch über den Marmorboden

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