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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Schalter heran. Ich ziehe vor der von Langeweile geplagten Schalterbeamtin eine Trauermiene. »Ich habe meinen Führerschein verloren.«
    »Wurde Ihnen die Fahrerlaubnis gestohlen?«, fragt sie. Der Tonfall verrät, dass die Antwort sie gar nicht interessiert.
    Ich seufze und schaffe es, zu erröten. »Nein. Ich war gestern Bungee-Springen, draußen in Washington County. Sie kennen doch sicher diese große Schlucht da, oder?« Die Schalterbeamtin blinzelt abwartend. »Egal. Jedenfalls war mein Führerschein in der Brusttasche meines TShirts. Er ist aber nicht mehr mit mir nach oben gefedert. Wahrscheinlich ist er jetzt schon die halbe Chesapeake Bay hinunter und im Atlantik, wenn ihn nicht eine Forelle verschluckt hat.«
    Die Beamtin hat bereits eine Nummer gezogen und schiebt diese zusammen mit einem Blanko-Formular über den Tresen. Ich danke ihr verdrossen und begebe mich in den Wartebereich. Über eine elektronische Anzeigetafel an der Wand laufen die neuesten Nachrichten und ein bisschen Klatsch und Tratsch über angesagte Bands und Musiker. Die geistlose Banalität dieser Musik hätte die Moderatoren unseres Senders dazu gebracht, ihre Blutcocktails nur so in sich hineinzuschütten.
    Mit einem unmissverständlichen Ping! wird meine Nummer aufgerufen. Die Beamtin hier ist eine athletische Brünette in den Dreißigern. Sie scheint heute ihre Glückspillen eingeworfen zu haben.
    »Guten Morgen!«, säuselt sie. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich erzähle ihr meine traurige Bungee-Sprung-Geschichte. Sie gibt daraufhin ihre eigenen Extremsporterfahrungen preis, während sie die Informationen von Elizabeths Geburtsurkunde und ihrer Sozialversicherungskarte abtippt.
    »Ich kann einfach nicht genug von diesem Adrenalin-Rausch bekommen«, bekennt sie glücklich. »Aber Sie wissen ja, was ich meine.«
    Mein Herz schlägt mir bis zum Hals; alle meine Sinne sind um das Zehnfache geschärft. »Vollkommen.«
    Auf Nachfrage händige ich ihr mehr Belege zu meinem Wohnort aus, als sie benötigt, inklusive eines Zwanzig-Dollar-Scheins für die fällige Gebühr.
    »Stellen Sie sich bitte an diese Wand und lächeln, okey-dokey?« Sie summt einen Song von Blue Öyster Cult mit, der durch den Lautsprecher dudelt. »Fertig? Sagen Sie nicht ›Cheese‹, sondern: ›Morgen ist Freiiitag‹!«
    Fünf Minuten später nehme ich Elizabeths neuen Führerschein in Empfang. Den Führerschein ziert ein Bild von mir, auf dem ich aussehe, als hätte ich einen Putenknochen verschluckt.
    Ich bin zurück im Spiel. Ich winke der Beamtin zu und schenke ihr ein breites Lächeln. »Morgen ist Freitag!«
    14 Uhr 15
    Ich benutze Elizabeths Kreditkarte, um mir ein Paar anständige neue Schuhe zu kaufen. Für das Meeting natürlich. Sie passen zu Elizabeths Kostüm.
    17 Uhr 45
    Der Robo-Typ von der Liga fährt mich und meinen Vater wieder zum sicheren Versteck.
    17 Uhr 52
    Franklin schickt mir eine SMS :
    UND AUF EX

28
    Money For Nothing
    3. August
    5 Uhr 54
    Ich wache auf, als Jim mit It’s Only Rock ’n’ Roll der Stones seine Sendung beendet. Der Song gibt mir den Kick, den ich brauche, um aus dem Bett zu springen und den Tag des Triumphes zu beginnen. Unter der Dusche singe oder eher brülle ich den Stones-Klassiker dreimal hintereinander aus vollem Hals.
    Ich ziehe Elizabeths eisblaues Kostüm an und springe die Stufen hinunter in die Küche. Dort sitzt mein Vater vor einer Tasse Kaffee und der Zeitung von gestern. Er ist immer noch in Morgenrock und Hausschuhen.
    »Wünsch mir Glück.«
    »Das brauchst du nicht.« Er blickt mich über den Rand seiner Lesebrille hinweg an. »Ich wünschte, ich könnte dabei sein.«
    Ich sause an ihm vorbei zum Kühlschrank. »Und, was hast du heute so vor?«
    »Gideon-Zeugs erledigen.«
    »Ich hoffe, die beeilen sich langsam und nehmen diesen Wichs… diesen Typen bald hoch. Das Haus hier ist ja ganz nett, aber ich möchte lieber wieder in meine eigenen vier Wände.« Ich nehme eine Flasche Orangensaft und eine Packung mit Muffins heraus. »Oh, Muffins aus Honigweizen. Meine Lieblingssorte.«
    »Glaub mir: Ehe du dich versiehst, ist es vorbei.«
    »Und was dann? Wirst du hierbleiben oder wird dich die Liga irgendwo anders hinbringen?«
    »Schwer zu sagen. Aber was ich dich die ganze Zeit schon fragen wollte, Ciara: In welche Kirche gehst du im Moment?«
    Ich stecke den Muffin in den Toaster und drücke den Hebel hinunter – mit mehr Schwung, als nötig gewesen wäre. »Ich gehe in keine Kirche.«
    »Dann hast

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