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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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das hängt von mehreren Faktoren …«
    »Die Preise werden sich zum Monatsende verdreifachen«, schalte ich mich ein. »Danach könnten sie, abhängig von der Nachfrage, durchaus noch weiter steigen.«
    Ein paar Augenblicke lang klopft Bernita mit dem Bleistift auf die Ladentheke. »Dann buche ich acht Wochen.«
    Ich studiere die ausgestellten Waren, während Bernita und Franklin das Besprochene vertraglich unter Dach und Fach bringen. Unter den unzähligen Einzelstücken, die als Sonderposten verkauft werden sollen, findet sich eine erkleckliche Anzahl von Kerzen zu saisonalen Feiertagen, in die Wachsabbilder eingraviert sind. So starrt mich mitleiderregend ein etwa fünf Zentimeter großer Osterhase an, gefangen im Wachs wie Han Solo im Karbonit.
    »Hab jetzt noch einen herrlichen Tag, meine Beste«, schnurrt Franklin Bernita noch zu, als er schon auf dem Weg zur Tür ist. Mich bedenkt die Beste mit einem hektischen Wedeln ihrer Hand, was ich als Zeichen dafür deute, schleunigst zu verschwinden. Bernita sollte keine Zeit bekommen, genauer darüber nachzudenken, was gerade eben passiert ist.
    Sobald wir draußen sind, ein paar Läden von Bernita entfernt und damit außer Sichtweite, fasst Franklin mich am Ellbogen.
    »Ihre Idee sollte besser richtig gut sein«, knurrt er, »oder Ihr Kopf landet genau vor mir auf einer gut eingeheizten Kochplatte!«

8
    Get Up Stand Up
    Sämtliche Vampire haben sich in der Lounge versammelt – außer Monroe, dessen Sendung Midnight Blues per Lautsprecher in den Raum übertragen wird. Sie gruppieren sich um den Poker-Tisch. Ich hingegen stehe neben einem Overhead-Projektor und tue so, als ob ich meine Folien noch sortieren müsste. In Wirklichkeit habe ich die Abfolge so häufig geprobt, dass ich den ganzen Vortrag hinter mich bringen könnte, selbst wenn ich im Koma läge. Franklin hat mir dabei geholfen, alles zusammenzustellen. Aber er hat es abgelehnt, sich heute Abend zu uns zu gesellen – wegen seiner Allergien, hat er gesagt. Der Feigling.
    David steht neben mir und eröffnet den Abend, indem er das Wort an die skeptisch dreinblickenden Radiomoderatoren richtet. »Ihr erinnert euch sicher alle an Ciara, unsere neue Marketing-Praktikantin. Ich habe sie engagiert, um uns dabei zu helfen, das Ruder noch herumzureißen. Sie hat eine großartige Idee, aber wir brauchen zur Umsetzung derselben euer Einverständnis und eure Kooperationsbereitschaft.«
    David ist noch dabei, die alte Marketingstrategie vor seiner Zuhörerschaft zusammenzufassen, da zieht Shane einen mir vertrauten roten Umschlag aus der Hemdtasche. Lässig schnippt er den Umschlag auf den Tisch und schenkt mir ein verschwörerisches Lächeln.
    Um die Stimmung der anderen Vampire einzuschätzen, blicke ich mich in der Runde um. Regina mustert ihre Fingernägel, als befänden sich unter ihnen lang verloren geglaubte Schriftrollen aus dem Toten Meer. Noah sieht aus, als ginge er in Gedanken eine Liste all der Orte durch, an denen er jetzt lieber wäre. Jim lässt ohne Pause seinen Schlüsselanhänger in Form eines 69er Dodge Charger über die Finger wandern – eine Miniaturausgabe seines eigenen blauen Lieblings. Nur Spencer hört David dem Anschein nach aufmerksam zu. Währenddessen saugt er durch einen knallbunten Trinkhalm Cranberry-Apfelsaft aus einer Flasche. Er bemerkt, dass ich ihn anschaue, und grinst – Zahnfleisch und Zähne in herrlichstem Rot.
    Oh-ha. Es ist gar kein Cranberry-Apfelsaft! Die Schmetterlinge in meinem Bauch kotzen einander auf die zarten Flügelchen.
    »Und damit«, sagt David soeben, »kommen wir zu der neuen Geschäftsidee. Ciara?«
    Ich hole tief Luft und tue mein Möglichstes, um mir mein Publikum nicht in Unterwäsche vorzustellen.
    »Die heutige privatrechtliche Sendelandschaft ist nichts als eine musikalische Wüste. Radiomoderatoren spielen das, was ihnen die Anzugträger aus den Verwaltungsetagen vorschreiben. Je weniger Ahnung die DJ s von Musik haben, desto besser. Denn jede Sekunde, die sie damit verbringen, ihre Zuhörerschaft zu erleuchten, ist eine Sekunde, in der das Unternehmen kein Geld mit Spots oder gesponserten Features machen kann.«
    Ich finde Geschmack an der Aufmerksamkeit, die ich bekomme, und werde ausladender in meiner Gestik; die Worte sprudeln jetzt über meine Lippen. »Aber ihr hier, meine Dame, meine Herren, seid mehr als ein Rudel dressierter Pudel. Jeder von euch hat etwas absolut Einzigartiges zu bieten: ein besonders tiefes Verständnis für die eigene

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