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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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auf Noahs Schoß. Sie tun nicht einmal so, als ob sie nicht zuhören würden.
    »Wenn ich vorbeikomme, nur um mich blicken zu lassen«, sagt Shane an mich gewandt, »ziehst du mich auf die Bühne und machst einen Showact aus mir.«
    »Dann kommst du also nicht.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich mich noch nicht entschieden habe.«
    Ich knalle mein Bier auf den Tisch. »Shane, du hast mit eigenen Ohren gehört, was aus diesem Sender in Zukunft werden kann. Vielleicht träumst du ja davon, dieselben fünfzig Songs immer und immer wieder abzuspielen, so lange, bis sich dein Gehirn in Haferschleim verwandelt. Wenn du tatsächlich noch so jung und immer noch so menschlich bist, warum können alle anderen hier das begreifen, nur du nicht? Man überlebt nicht, indem man sich versteckt.«
    »Und was interessiert dich das?«, fragt er; wie angespannt er ist, verrät sein Tonfall.
    Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Ich mach nur meinen Job.«
    »Für eine Praktikantin, die nur den Sommer über da ist, bist du ziemlich engagiert.«
    »Das ist so, weil es das erste Mal ist, dass ich Menschen helfe, statt ihnen wehzutun.«
    »Wir sind keine Menschen, Ciara.« Er streicht mir über die Hand. »Ganz egal, wie sehr mancher von uns versucht, es zu sein – es ist zu spät.«
    Er beugt sich vor und küsst mich kurz auf die Schläfe. Seine Lippen fühlen sich kühl an. Nur Sekunden später ist er schon aus der Tür. Zweifellos ist er auf dem Weg, sich einen kräftigen, warmen Schluck zu genehmigen.
    »Das kann nicht funktionieren«, feixt Regina, wirft ihr Feuerzeug in die Luft und fängt es wieder auf. »Shane Evan McAllister hat die Namenszahl drei und die Seelenzahl neun.«
    Als ob ich noch mehr Beweise dafür gebraucht hätte, dass sie auf gar keinen Fall Menschen sind.

11
    The Revolution Starts … Now
    Lori hätte mich umgebracht, wenn ich ihr gesagt hätte, dass sie trotz ihres weißen Makeups, des eng anliegenden schwarzen Leders und der Silberketten immer noch wie ein skandinavischer Kobold aussieht. Momentan ist sie gerade dabei, genau dasselbe weiße Makeup auf mein Gesicht aufzutragen. Die angestrebte Verwandlung findet im Hinterzimmer sprich Büro vom Smoking Pig statt. Industrial/Goth-Rock-Klänge dringen von der Bar bis hierher. Der treibende Rhythmus der Musik und meine Angst, was den Verlauf der Party angeht, sind der Grund, warum ich Lori kaum den Gefallen tun und stillsitzen kann.
    »Welche Accessoires möchtest du?«, fragt Lori.
    Auf dem Schreibtisch liegen ein Kreuz, ein Anch und eine Feder, alle aus schwerem Silber. Ich schnappe mir das Anch. Das passt gut zu meinem schwarzen Ledermini und der geschnürten Korsage aus grünem Satin.
    »Läuft da eigentlich was zwischen dir und Shane?«, will Lori wissen.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Jetzt mal stillhalten!« Sie tupft Makeup auf und verstreicht es. Das Zeug riecht wie Kleister. »Sind die anderen DJ s genauso granatengeil wie Shane? Blinzle einmal für ja und zweimal für nein!«
    »Lori, da ist was, das du unbedingt über sie wissen musst.«
    »Still jetzt! Sie sind Vampire, ich weiß.« Auftragen. »Nur so nebenbei: Deine Augenbrauen brauchen mal wieder ein bisschen Kontur.«
    »Nein, du weißt gar nichts! Sie sind wirklich Vampire.«
    »Ich weiß.« Kleistern. »Es ist ein Geheimnis. Du hast es mir selbst erzählt.«
    Ich schlage ihre Hand fort und schau ihr direkt in die Augen. »Es gibt ein Geheimnis hinter dem Geheimnis! Bleib auf gar keinen Fall irgendwo allein mit ihnen! Schau ihnen ja nicht in die Augen!«
    Lori macht große Augen – selbst jetzt, in der Mitte eines bösen schwarzen Kajal-Dreiecks, wirken sie unschuldig. »Warum nicht?«
    »Weil sie wirklich Vampire sind!«
    Ihre Gesichtszüge entgleiten ihr. »Bring mich jetzt ja nicht zum Lachen – das ganze Makeup wird abplatzen.«
    »Lori, das ist kein Scherz!«
    »Ich habe ja schon immer gewusst, dass du verrückt bist.«
    »Und das bekomme ich von einer Frau zu hören, die jeden Cent zusammenkratzt, um ihre Geschäftsidee von einer Geister-Tour durch Sherwood in die Tat umzusetzen.«
    Lori schüttelt den Kopf. »Es gibt eine metaphysische Grundlage für die Existenz von Geistern. Schau, wenn jemand stirbt …«
    »Er hat mich gebissen.«
    »Wer? Shane?« Sie streicht meine Haare zur Seite und begutachtet meinen Hals. »Ich sehe gar keine Bissmale.«
    »Nicht da.« Ich stehe auf und schiebe meinen Rock hoch. Die verheilende Narbe besteht aus zwei dunklen, roten

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