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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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habe. »Das mit Shane hab ich schon vor einer ganzen Weile verbockt.«
    Sie schlüpft aus dem Büro; trotz der schweren Stiefel ist ihr Abgang völlig lautlos.
    Lori greift nach meinem Arm; ihre Hand ist ganz kalt. »Sie … sie …«
    »Ja, sie ist ein Miststück, und das vierlagig, ich weiß. Aber als DJ ist sie voll der Burner.«
    Lori hyperventiliert. Ich setze sie in den Bürostuhl und drücke ihr den Kopf zwischen die Knie.
    »Du hattest Recht.« Sie klingt, als gebe sie alles, um nicht loszuheulen. »Ich hab’s gefühlt, bis in jede Ader hinein!« Ihr Kopf ruckt hoch; Lori schaut mich an. »Was machen wir denn jetzt?«
    »Machen?«
    »Wir können doch nicht zulassen, dass sie sich unter die Leute mischen! Jemandem könnte etwas passieren!«
    »Sie wissen ganz gut, wie sie sich unter Menschen verhalten müssen. Glaubst du im Ernst, sie hätten so lange überlebt, wenn sie bei Auftritten in der Öffentlichkeit sofort Randale machten?« Ich helfe Lori auf die Füße. »Aber mach mit keinem von ihnen rum – außer du hast es dir überlegt und möchtest gern gebissen werden.«
    Lori reibt sich die Arme. »Gibt’s etwa Leute, die gern gebissen werden?«
    »Es soll sich ziemlich geil anfühlen, habe ich gehört – wenn’s nicht mehr wehtut, jedenfalls.«
    Loris Blick wandert zu meinem Schenkel. »Und – stimmt das?«
    »Ich habe das Stadium, in dem es nicht mehr wehtut, nicht erreicht. Du kennst mich doch.«
    Sie hockt sich hin, um die fallengelassenen Makeup-Utensilien vom Boden aufzuklauben. »Shane hat mir jedenfalls keinen Beinahe-Herzinfarkt verpasst wie die da. Er kam mir bisher immer ganz normal vor.«
    »Er ist jünger als die anderen; daher ist sein Freak-Faktor niedriger.« Ich schnappe mir den schwarzen Lippenstift. »Außerdem macht’s Regina Spaß, Leute zu Tode zu erschrecken.«
    Lori holt tief Luft. »Das heißt also, du triffst dich mit jemandem, der dich gebissen hat? Wie krank ist das denn?«
    »Wir sind nur Freunde.« Ich muss an den Gutenachtkuss denken und eine Reihe von 5-Uhr-54-Songs. »Mit Potenzial.«
    Die Bar ist gerammelt voll und durch Deko in einen Goth-Club verwandelt: überall, wo es nur ging, Metall – beziehungsweise die Plastikversion davon – statt Holz. Die Decke hängt voller schwarzer Ballons, die im Luftzug der Klimaanlage hierhin und dorthin wandern.
    »Ich bin beeindruckt«, schreie ich über die laute Musik hinweg zu Loris Boss hinüber. Stuart trägt heute einen schwarzen Umhang, der ihn Jahre jünger wirken lässt als seine Vierzig-plus. Seine dunkelblonden Haare sind mit mindestens zwei Handvoll Haargel nach hinten gegelt.
    »Danke«, brüllt er zurück. »Richtig schade, dass ich die Bondage-Deko im Spieltisch-Bereich nicht mehr fertig gekriegt habe. Die Handschellen haben einfach nicht am Kicker halten wollen.«
    Ich blicke an Stuart vorbei, hinüber zu der ziemlich kleinen Empore in einer dunklen Ecke der Bar, die wohl die Bühne sein wird. Spencer, Noah und Jim stehen dort beieinander und reden über irgendwas. Sie alle tragen ihre üblichen charmant aus der Zeit gekommenen Outfits – selbstredend ist dies nichts im Vergleich zu den momentan in der Bar vertretenen, makaberen Stylings.
    »Hast du schon unsere Vampire getroffen?«, frage ich Stuart. Ich lasse die ironischen Anführungszeichen für das Wort Vampire bewusst mitklingen.
    »Was sie trinken, geht aufs Haus. Das macht mich wohl kurzfristig zu ihrem besten Freund. Obwohl – sie haben über meinen Umhang gelacht.«
    Ich schenke mir den Kommentar dazu und mache mich auf zu dem Tisch, wo Franklin in seriösesten Kundenwerber-Klamotten unseren WVMP -Merchandise feilbietet.
    »Ciara?«
    Ich schaue in Richtung der Stimme und sehe David näherkommen. Er bleibt stehen, stutzt – wohl wegen meines Outfits. Mir geht’s genauso bei ihm: Er trägt heute konsequent Schwarz – schwarze Jeans, schwarzes körperbetont geschnittenes TShirt, darüber schwarze Lederjacke.
    »Na, hal-loo!« Er kratzt sich am Kopf, als er bemerkt, wie seine Begrüßung klingt. »Ich meine: Hi! Spencer sagt, Monroe käme vorbei, wenn er um Mitternacht mit seiner Sendung durch ist.« David schweigt einen Augenblick. Offenkundig wartet er darauf, dass ich ihn nach Shane frage. »Von dem anderen keine Reaktion bisher. Ich versuch’s aber weiter.« Er angelt nach seinem Handy und geht zum Telefonieren in die Küche.
    Ich stelle mich neben dem unkostümierten Franklin hinter den Verkaufstisch, da sich eine Schlange höchst interessierter

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