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Roman

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Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Kunden gebildet hat. Die Leute wollen tatsächlich Geld ausgeben für das Privileg, für uns und den Sender Werbung zu laufen. Die meisten Radiosender müssen TShirts und Aufkleber kostenlos unters Volk bringen … Die meisten Radiosender haben ja auch keine Vampir- DJ s (nehme ich zumindest an).
    Während Franklin die Ware an die Käufer bringt, nehme ich deren Bezahlung entgegen und gebe Wechselgeld heraus. Aus dem Augenwinkel beobachtet Franklin mich, wie ich mit dem Bargeld umgehe. Möglicherweise will er sicher sein, dass nichts davon in meine eigene Tasche wandert.
    Der nächste Kunde zieht mit seinem TShirt in der Hand ab, und ich nutze die Gelegenheit, mich zu Franklin hinüberzubeugen. »Entspannen Sie sich! Echte Trickbetrüger stehlen nicht. Wir nehmen nur.«
    »Da gibt’s einen Unterschied?«
    »Warum sollte man sich den Ärger an den Hals hängen, jemanden zu bestehlen, wenn dieser Jemand dazu bereit ist, sein Geld freiwillig zu geben?« Ich mache den Reißverschluss der großen Geldbörse auf und ziehe einen Zehn-Dollar-Schein heraus. »Wenn ich beispielsweise diesen Schein hier nehme und ihn mit Stuarts Hilfe in einen Zwanziger verwandle, dann ist das kein Diebstahl.«
    Franklin runzelt mit Blick auf den Schein die Stirn. »Wie soll das denn gehen, den Zehner in einen Zwanziger verwandeln?«
    »Ich zeig es Ihnen.« Ich mache mich auf zur Theke, bleibe aber schon nach ein paar Schritten stehen und kehre zu Franklin zurück. Mit einer Geste auf die sechs Mann breite Horde, die die Theke belagert, sage ich: »Tja, der ist wohl gerade viel zu beschäftigt. Dann veranstalten wir die Übung eben gleich hier.« Ich stelle mich auf die Käuferseite unseres Merchandise-Standes. »He, Sie, ich möchte gern einen von diesen Feed-the-Need-Buttons kaufen.«
    Franklin zögert. »Das macht einen Dollar.«
    Ich gebe ihm den Zehn-Dollar-Schein, und er gibt mir neun Dollar Wechselgeld zurück. »Oh, Moment!« Ich werfe einen Blick in die große Börse. »Das kann ja gar nicht funktionieren!«
    »Warum nicht?«
    »Wir haben nicht genug Scheine, um den ganzen Trick durchzuspielen.« Ich grabe in meinen Taschen und hole eine Hand voll Dollar-Scheine hervor. »Hier, ich gebe Ihnen die zehn für Ihren Zehner, und dann fangen wir noch mal von vorne an.«
    »Okay«, sagt er und gibt mir den Zehner.
    Ich beginne die einzelnen Dollar-Scheine abzuzählen. »Warum, verflucht, kommen die Leute eigentlich immer nur mit großen Scheinen in ’ne Bar? Lori treibt der Scheiß echt in den Wahnsinn.« Ich packe den Zehner, den Franklin mir gerade gegeben hat, unter meine neun Ein-Dollar-Scheine und reiche ihm das ganze Bündel.
    Franklin zählt die Scheine und mustert mich immer wieder misstrauisch. Ich wedele mit meinen bloßen Armen, um zu zeigen, dass ich ja wohl nichts im Ärmel habe verschwinden lassen können.
    »Warten Sie!« Er hält mir das Bündel entgegen. »Sie haben mir zu viel gegeben. Das hier in meiner Hand sind neunzehn Dollar!«
    »Shit!« Ich knirsche mit den Zähnen. »Ich bin so was von aus der Übung, das ist voll peinlich!« Ich seufze und fummele einen weiteren Dollar-Schein aus der Tasche. »Hier, ich gebe Ihnen einen weiteren Dollar, und Sie geben mir einen Zwanziger-Schein stattdessen.«
    »Sie haben wohl geglaubt, Sie könnten mich reinlegen, was?« Er nimmt den Dollar-Schein und holt einen Zwanziger aus der Börse.
    Ich grinse verlegen. »Ich wollte Sie halt gern beeindrucken. Aber Sie sind eben ein Meister im Verkaufen, es bleibt dabei.«
    Er klatscht mir den Zwanziger in die Hand. »Viel Glück beim nächsten Mal!«
    Ich nehme mir meinen Minus-neunzehn-Dollar-Button. »Soll ich Ihnen was zu trinken holen?«
    Ich entscheide mich, auf den Zusatz Depp doch lieber zu verzichten.
    Die Goth-Musik wird langsam ausgeblendet und gleichzeitig ein Scheinwerfer auf die Bühne gerichtet. Spencer tritt ans Mikrofon. Im Scheinwerferlicht glitzert sein kastanienbraunes zurückgegeltes Haar. Das laute Stimmengewirr unten in der Menge verebbt zu leisem Gemurmel, als Spencer einen Blick aus hypnotischen, dunklen Augen über die dichtgedrängt stehende Gästeschar schweifen lässt.
    »Vielen Dank, dass ihr alle gekommen seid, um bei unserer kleinen Live-Sendung heute Abend dabei zu sein.« Spencer hält das Mikro in einer Hand und tritt in aufgesetzter Schüchternheit von einem Bein aufs andere. »Man hat uns gebeten, nicht nur den ein oder anderen Song für euch aufzulegen, um euch in Fahrt zu bringen, sondern euch auch ein

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