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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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rothaarige Begleiterin endlich dazu herab, ein bisschen mit der Musik mitzugehen: Sie nickt im Takt und klopft mit den Fingerspitzen gegen ihr Pintglas. Jolene bemerkt es und verpasst ihrer Freundin einen Rippenstoß; noch mehr Bier wird verschüttet.
    Ich hole tief Luft und tippe Jolene auf die Schulter, spreche sie mit Namen an. Sie blickt mich an, offenkundig ohne mich zu erkennen, wahrscheinlich wegen meines Makeups.
    »Ich bin’s, Ciara. Der Nagel zu deinem Sarg.«
    »Du Bitch!« Sie löst eine Hand vom Pintglas – vielleicht der Impuls, mir eine zu verpassen. Aber sie überlegt es sich anders. »Die haben mich deinetwegen eingesperrt! Erregung öffentlichen Ärgernisses.«
    »Plus Trunkenheit in der Öffentlichkeit und Widerstand gegen die Staatsgewalt«, wirft die Rothaarige ein.
    »Schnauze, Kendra!«
    »Das war nicht meine Schuld«, verteidige ich mich. »Wenn du dem Cop erklärt hättest …«
    »Habe ich.«
    »… mit Worten, die er vor seiner Mutter hätte wiederholen können …«
    »Der Abend ist verloren; ich kriege ihn nicht mehr zurück, egal was ich tue«, unterbricht sie mich.
    Ich zeige auf ihren Ehering. »Immerhin bist du trotz allem verheiratet.«
    Kendra lacht auf. »Ja, Jolene, wer weiß? Wenn du die Nacht über nicht eingelocht gewesen wärst, hättest du vielleicht mit irgendeinem Kerl gepoppt, und Jeff hätte sich als Hochzeitsgeschenk einen Tripper bei dir eingefangen.«
    Noch ehe sich Jolenes Freundin den nächsten Rippenstoß einhandeln kann, hebe ich die Hand. »Gib mir doch bitte deine Adresse, damit ich dir dein TShirt zurückschicken kann.«
    Jolene öffnet schon den Mund, da bekommt ihr Blick mit einem Mal etwas Hinterhältiges. »Schick es mir ins Büro.« Sie zückt die Visitenkarte wie eine Waffe und hält sie mir unter die Nase.
    Jolene Scoglio
Marketing-Abteilung
Skywave Communications, Inc.
    Das also hat sie gemeint, als sie sagte, wir würden dafür bezahlen.
    Kacke.
    »Genau, Miss Griffin.« Jolene wirft ihr Haar zurück. »Schon bald wirst du für mich arbeiten. Zumindest für die zwei Minuten, die es dauern dürfte, deinen Schreibtisch zu räumen.«
    Ich schnipse mit dem Fingernagel gegen ihre Karte. »So viel Entscheidungsbefugnis hast du doch gar nicht.«
    »Richtig, dich zu feuern wird nicht in meine Kompetenz fallen. Aber die Dinge laufen halt so: Ihr alle werdet nach der Übernahme auf der Straße stehen. Die Starken gebieten über die Schwachen.«
    »›Gebieten‹? Wo hast du denn das Wort her – von der Wort-des-Tages-Toilettenpapierrolle?«
    »Ich für meinen Teil bin immerhin smart genug, um einen Job bei einer Firma zu bekommen, die auf dem Weg nach oben ist. Selbst diese lächerliche Vampir-Masche wird euren Sender nicht mehr retten.«
    »Wie viel bist du bereit zu wetten?«
    Eine kräftige Männerhand legt sich mir auf den Arm. Ich bin mir sicher, dass es David ist, der möchte, dass ich mich wieder zurück an die Arbeit begebe.
    Es ist Shane.
    »Können wir reden?« Im gedämpften Licht der Bar ist seine Miene unergründlich, aber seine Stimme verrät, dass es ihm ernst ist.
    »Hallo, Shane«, sagt Jolene, »du TShirt-Dieb.«
    Er wendet sich ihr zu. »Verzieh dich!«
    Jolene schreckt vor ihm zurück, als sei er radioaktiv. Shane nimmt Kurs auf die Küche. Ich wappne mich innerlich und folge ihm.
    Vom Regen direkt in das Auge des Sturms.

12
    What’d I Say
    »Danke für die Rettung.« Ich strahle Shane an. Mit meinem Untoten-Makeup muss das im fluoreszierenden Licht der Küche ziemlich lächerlich aussehen. »Was hältst du von unserem Event?«
    »Gratulation!« Shane hält mir einen Cocktail-Rührer entgegen, dessen Kopf einem Grabstein nachempfunden ist. »Du hast uns zu Witzfiguren degradiert.«
    »Die Deko ist auf Stuarts Mist gewachsen. Immerhin habe ich ihn davon abhalten können, das Ganze ein ›spuk-takuläres‹ Event zu nennen.«
    Shane zeigt in Richtung Küchentür. »Niemand da draußen interessiert sich für die Musik. Sie sind alle nur hinter dem ›Blut‹-Punsch her, dem ›Blut‹-Bier und der ›Blut‹-Salsa!«
    »Okay, ich weiß, ich weiß, die Deko ist ziemlich albern. Aber der Zweck heiligt eben die Mittel – und der Zweck ist immerhin, euch davor zu retten, auf der Straße zu sitzen.«
    »Wenn man uns dabei derart verbiegt, wird es nichts mehr zu retten geben!«
    »Wie? Was soll das denn heißen – verbiegen?!«
    Shane wirft Jorge, dem Koch, einen Blick zu. Jorge springt momentan auch als Tellerwäscher ein, da das Smoking Pig

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