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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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sonst darf mir Ihre erzählen.« Ich neige den Hals der Whiskey-Flasche in Davids mittlerweile leeres Glas und gieße den bernsteinfarbenen Inhalt hinein.
    David dreht das Glas, seine Fingerspitzen oben am Rand spielen Karussell damit. Monroe schlägt die Saiten an, seine Stimme ist ein einziges Schmachten. So verwebt er seine rauchverhangene Magie mit Gallows Pole.
    Endlich hat David es satt, in seinen Jack Daniels zu starren und kippt ihn hinunter. Er wischt sich über den Mund und zieht seine Lederjacke aus. Die Frauen in unserer Nähe teilen meine Bewunderung für den wohlgeformten Bizeps, den das ärmellose schwarze Shirt enthüllt. David ist blind für die Aufmerksamkeit, die er erhält.
    »Mein Vater ist ganz plötzlich gestorben. Ich war gerade im letzten Studienjahr.« David hängt die Lederjacke über die Lehne des Barhockers. »Ich war im College. Ich war nicht rechtzeitig zu Hause, um ihn noch einmal zu sehen.«
    »Tut mir leid«, sage ich, weil in einem solchen Fall Beileidsäußerungen erwartet werden.
    David nickt. »Er gehörte der Liga an. Je älter ich wurde, desto mehr habe ich die ganze Geheimniskrämerei und das ständige Umziehen gehasst. Ich wollte einfach nur ein ganz normales Leben.«
    »Das Gefühl kenne ich«, murmele ich.
    »Mein Hauptfach war Rundfunk, und bereits mit zwanzig habe ich den Campus-Sender geleitet. Aber nach dem Tod meines Vaters war es keine Frage, was ich zu tun hatte. Ich habe bei der Liga unterschrieben, kaum dass ich meinen Abschluss hatte. An meinem ersten Tag dort habe ich Elizabeth getroffen.« David verfällt in Schweigen, nachdem ihr Name gefallen ist, was meinen Verdacht bestätigt.
    Ich gieße ihm mit dem nächsten Whiskey Kraft für den Rest der Geschichte ein. »Dann war sie also zu der Zeit noch ein Mensch.«
    »Ein Mensch, ja. Und wir waren ineinander verliebt.« Er knallt das Whiskey-Glas wieder auf den Tresen. »Heute wäre sie nicht bereit, das zuzugeben.« David nimmt einen großen Schluck Bier. Dann schiebt er das Glas in der zurückgebliebenen Pfütze aus Kondenswasser hin und her. »Als sie verwandelt wurde, da …«
    Applaus, Pfeifen und Kreischen gehen los, als Monroe die Bühne verlässt. Ohne sich noch einen Drink zu genehmigen oder ein Bad in der Schar seiner Bewunderer zu nehmen, greift er sich seinen Gitarrenkoffer und ist ohne ein Wort für irgendjemanden im Saal durch die Eingangstür verschwunden.
    Noah nimmt seinen Platz auf der Bühne ein und wirft ein Lächeln in die Runde. Ganz offenkundig gefällt ihm, wie ein Raunen der Bewunderung durchs weibliche Publikum geht. »Ich bin Noah. N und O sind zusammen ›no‹; A und H sind zusammen ›Ah‹ für Schmerz. Noah bedeutet also ›Kein Schmerz‹. Wenn ich euch beiße, spürt ihr nichts als glückselige Zufriedenheit.«
    »Es stimmt«, bekräftigt David mir gegenüber. »Ich habe allerdings keine Ahnung, wie er das macht.«
    Die Menge wiegt sich, lässt sich von Lee ›Scratch‹ Perrys Dreadlocks in Moonlight mitreißen, wogt durch den Saal. Ich gehe davon aus, dass Noah seine Geschichte nicht erzählen wird, jedenfalls nicht hier und jetzt.
    Trotz der völlig anderen Art von Musik und obwohl ich gar nicht anders kann, als im Rhythmus mit dem Fuß zu wippen, bleibt die Stimmung hier am Tresen düster. »Elizabeth wurde also verwandelt …«, sage ich, um David dazu zu bringen, weiterzuerzählen.
    Er runzelt die Stirn. »Es ist bei einer Razzia in den Ozark Mountains passiert. Eine Gruppe älterer Vampire ist plötzlich bösartig geworden: Die haben sich eine kleine Stadt im südlichsten Winkel von Missouri vorgenommen und dort ihre Opfer gefunden und ausgesaugt. Wir sind rein und haben ein paar von denen festgesetzt. Aber wir waren für diese Art von Einsatz falsch aufgestellt.« David presst die Stirn gegen die Faust seines auf den Tresen gestützten Arms. Er zwingt sich, die nächsten Worte herauszubringen. »Der Anführer der Gruppe war ein Vampir namens Antoine. Manche behaupten, er sei da schon ein ganzes Jahrhundert alt gewesen. Aber ausgesehen hat er wie fünfzehn oder sechzehn. Ich glaube, Elizabeth hat sich von seiner scheinbaren Jugend täuschen lassen. Sie hat es nicht übers Herz gebracht, jemanden auszuschalten, der noch ein Kind zu sein schien. Er hat sie in seine Gewalt gebracht und verschleppt.« Davids freie Hand schließt sich enger um das leere Whiskey-Glas. »In der darauf folgenden Nacht ist sie in meinem Quartier aufgetaucht.« David schließt die Augen und öffnet sie

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