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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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haben ein halbes Dutzend DJ s und Musiker um uns versammelt und ihnen Gelegenheit gegeben, gleichzeitig in der Gegenwart und in ihren jeweiligen Lebenszeiten zu leben.« David macht eine Handbewegung, die unsere Umgebung einschließt. Ich nehme an, dass er von Sherwood spricht. »Wir haben ihnen einen sicheren Ort zur Verfügung gestellt, in dem sie in Ruhe und Sicherheit zu sich selbst finden können.« Seine vom Whiskey schwere Zunge hat leichte Probleme mit der Reihung von S-Lauten. »Einen Ort, wo sie nicht wie Antoine enden.«
    Noch einmal fülle ich unsere Whiskey-Gläser und hebe meines zu einem Toast. »Auf die Bußfertigen und ihre Suche nach Sühne.«
    Wir stoßen an und trinken. Don’t worry about a thing. ’Cause every little thing’s gonna be all right , versichert uns Bob Marley. Klar, alles wird gut … Doch tief in mir drin bin ich mir alles andere als sicher.

14
    Bad Company
    Als ich Montag Früh im Büro auftauche, drückt Franklin gerade auf die Halten-Taste seines Telefons. Auf der anderen Leitung klingelt es.
    »Können Sie das Gespräch bitte entgegennehmen?«, fragt er mich. »Es ist vielleicht ein Werbekunde.«
    »Die Werbekunden rufen uns an? Bin ich im richtigen Büro?«
    »Verpassen Sie Ihrer spitzen Zunge lieber einen Maulkorb und nehmen Sie den Anruf entgegen!«
    Der Anruf kommt von einem italienischen Restaurant in der Stadt, das zu besuchen ich mir genau null mal habe leisten können. Sie möchten Werbezeit bei uns kaufen. Ich habe ein geradezu sadistisches Vergnügen dabei, ihnen mitzuteilen, dass wir versuchen würden, sie noch auf unsere überlange Warteliste zu quetschen.
    Als wir beide unsere Anrufe erledigt haben, hält mir Franklin in der einen Hand das Feuilleton der Washington Post und in der anderen das der Baltimore Sun entgegen. »Seite vier beziehungsweise Seite zwei.«
    »Gute Arbeit, Mr. Hyde!«
    »Wissen Sie, was mir gestern Morgen unter der Dusche aufgegangen ist?« Sein Telefon klingelt, und er zeigt mit dem Finger auf mich, während er mit der anderen Hand nach dem Hörer angelt. »Sie haben mich um neun Mäuse erleichtert!«
    »Betrachten Sie es doch einfach als Bezahlung für geleistete Überstunden.« Ich widme mich wieder meinem PC und rufe die Kalkulationstabelle für das Merchandise von WVMP auf. Wir müssen vor dem nächsten Gig am Freitag noch unbedingt zusätzliche Artikel ordern.
    Regina kommt die Treppe heraufgestapft. Sie greift sich die Zeitungen, die auf Franklins Schreibtisch liegen. Franklin schafft es, sie mit einem finsteren Blick zu bedenken, während er gute Laune ins Telefon versprüht.
    Sie kommt zu mir herüber, setzt sich auf die Tischkante und begutachtet den Artikel und das dazugehörende Foto. »Hab echt astrein ausgesehen, findest du nicht auch?«
    »Mhmm-hm.« Vielleicht bestelle ich dieses Mal mehr Rot-auf-Schwarz-TShirts.
    Regina blättert durch die Zeitung und überfliegt die Seiten. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass sie bei den Comics hängen bleibt.
    Sie grunzt. »Ich könnte schwören, dass ich denselben beschissenen Mary-Worth-Strip schon vor zwanzig Jahren gelesen hab.«
    Ich schaue sie an. »Willst du irgendwas von mir? Mich ein bisschen aufziehen oder mobben vielleicht?«
    »Oh.« Sie kaut auf der Innenseite ihrer Wange herum, während sie mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln an der Schreibtischkante entlangfährt. »Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass ich die Party gestern Abend echt abgefahren fand.«
    »Und wie kam es dazu?«
    »Ich war einfach zu viele Jahre in diesem kleinen Studio da unten eingesperrt. Uns alle live Musik an ein und demselben Ort auflegen zu sehen … tja, das hat sich angefühlt wie damals, als ich noch durch die Clubs gezogen bin.« Regina zieht die Nase hoch. »Es gab sogar einen typischen Popper, der mich genervt hat, weil er unbedingt Bela Lugosi’s Dead hören wollte.«
    »Tja, das ist der einzige Song von Bauhaus, den der Durchschnittshörer kennt.« Was mich ebenfalls zum Durchschnitt macht – jedenfalls bis ich angefangen habe, Reginas Sendung zu hören.
    »Das Verrückte war, dass die Leute mich gemocht haben. Auch wenn ich sie finster angeschaut habe.« Reginas dunkle Augen – das erste Mal, seit ich sie kenne, nicht geschminkt – vermeiden fast schon schüchtern den direkten Blickkontakt mit mir. »Das bin ich echt nicht gewohnt.«
    »Ach, echt nicht? Ich dachte, dir fliegen die Herzen zu, egal, wo du auftauchst.« Ich öffne eine Schachtel mit Büroklammern und den

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