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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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muss.«
    Ich schaue David an, dessen Lächeln ein Spiegelbild meines eigenen ist.
    »So gegen Mitternacht kommt ein Mann auf mich zu. Der Mann ist groß, ein Weißer. Genauso wie es Tommy vom Teufel behauptet hat. Der Mann hat langes schwarzes Haar; es ist so schwarz, dass es wie ein Fluss aus Blut im Mondlicht aussieht. Er kommt zu mir und sagt: ›Junge, du bist doch nicht hier, um auf den Bus zu warten, oder doch?‹ Ich schüttele den Kopf. ›Na, dann haben wir wohl Geschäftliches miteinander zu regeln.‹ Mir steckt da schon richtig die Angst in den Knochen, wie bei so ’nem Hundchen, das geschlagen wird. Aber gehen will ich nicht. Also fische ich nach einer Zigarette und versuche, sie mir anzuzünden.« Monroe macht eine Pause, weil er eben genau das tut: sich eine Zigarette anstecken. Das Licht der kurzlebigen Flamme verändert den Schattenwurf in Monroes Gesicht; der Blick aus seinen tiefliegenden Augen bekommt etwas Gehetztes. »Das Problem ist nur, dass meine Hand so zittert – ich kann kaum das Streichholz halten. Der Mann schnippt mit den Fingern und steht da und hält Feuer in seiner Hand. Mir rutscht die Zigarette aus dem Mund. Der Mann fängt sie auf und zündet sie sich an. Er zieht daran …«, wie Monroe selbst es nun tut, »… und gibt sie mir zurück. Ich stecke sie mir zwischen die Lippen und …« Monroe hält die Zigarette zwischen den Lippen und spielt ein paar Noten. Es ist totenstill im Saal, während er spielt. »… und der Rauch schmeckt nach Blut.«
    Verstohlen blicke ich zu Regina hinüber. Sie starrt Monroe an, steht da wie angewurzelt. Ihre eigene Zigarette hat vorn eine zentimeterlange Aschespitze.
    »Ich bin nicht überrascht. Immerhin ist er ja, so denk ich mir, der Teufel. Aber dann öffnet er seinen langen, schwarzen Mantel, und ich entdecke, dass er angezogen ist wie ein Prediger. ›Ich bin nicht hier, um dir deine Seele zu nehmen‹, sagt er, ›ich bin hier, um sie zu retten.‹ Ich bin wütend und sage ihm: ›Gerettet werden ist das Letzte auf der Welt, was ich will. Wenn’s dein Ziel ist, mich zu retten, sei so gut und bring mich um.‹«
    Monroe zieht an seiner Zigarette und spielt dabei ein paar Takte einer neuen Melodie.
    Als die letzten Töne verklingen, sagt Monroe: »Der Mann nahm mich beim Wort. Er nahm mein Blut, er nahm mir mein Leben. Er hat mich zu dem gemacht, was ihr jetzt vor euch seht. Aber selbst wenn ich tausend Jahre auf Erden wandelte, den Blues würde ich doch nicht beherrschen.« Monroe inhaliert tief und grinst durch den Rauch hindurch, den er ausstößt. »Aber dafür beherrscht der Blues mich für alle Ewigkeit. Ich denke, das ist doch auch was.«
    Er stimmt Baby Please Don’t Go an, und die Menge applaudiert, erst verhalten und dann geradezu ehrfürchtig.
    Ich drehe mich zu David um. »Shane hat mir gesagt, sie würden ihre Geschichte niemals erzählen, nur in Ausnahmefällen.«
    David hebt sein Glas in Richtung Bühne und prostet Monroe zu. »Alles geben fürs Publikum.«
    Ich frage mich, ob Monroe die Wahrheit gesagt hat. Wie kann denn ein Vampir Feuer in seiner Hand halten? Vielleicht war es ja ein uralter Vampir. Aber hatte ich nicht irgendwo gelesen, dass Blues-Anhänger ihre Seele nicht dem Teufel, sondern wenn dann einem unglücksbringenden Geist verkauften?
    Egal – es war ein großartiger Stoff für eine Geschichte, und das allein zählt.
    Wir hören den nächsten Songs zu, ohne uns zu unterhalten. Es ist das pure Gewicht dieser Musik, vollgesogen mit Gefühl und nichts als Gefühl: Meine Stimmung ist im Keller. Elend wie ich bin, genehmige ich mir ein paar Schlucke Bier. David bestellt für uns bei Stuart die nächste Runde, indem er zwei Finger hochhält.
    »Jack Daniels«, ordert er, als Stuart auf uns aufmerksam geworden ist, »und lass die Flasche da.« Stuart hebt eine Augenbraue, aber bringt kommentarlos das Gewünschte. Hart stellt er die halbleere Flasche vor uns auf den Tresen, dazu zwei Schnapsgläser.
    »Das ist genau das Richtige.« Ich schenke jedem von uns einen ordentlichen Jack ein und richte mich auf eine lange Nacht-des-Bedauerns ein.
    Am Ende des nächsten Songs sage ich zu David: »Es ist traurig, nicht?«
    »Oh ja. Selbst die fröhlicheren Blues-Songs haben diesen Effekt.«
    »Ich meine Monroes Geschichte. Hat überhaupt einer von ihnen Vampir sein wollen?«
    David droht mir mit dem Finger. »Nein, nein, versuchen Sie’s erst gar nicht! Ich habe nicht das Recht, ihre Geschichten zu erzählen.«
    »Und niemand

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