Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
Vom Netzwerk:
Vielleicht hat Jolene den Typen angestiftet.«
    Regina runzelt die Stirn. Wir blicken zu Franklin hinüber, der rasch Notizen auf seinen gelben, linierten Block kritzelt. Er nickt und gibt eine ganze Reihe von Mhmms von sich, bis er endlich zu Wort kommt.
    »Nun, Sir, es tut mir wirklich leid, aber ich fürchte, Sie haben die einzige Person hier im Sender an der Strippe, der das absolut am Arsch vorbeigeht. Ciao!« Er hängt ein und blickt mich an. »Wir haben ein Problem.«
    David liest die Notizen, die Franklin sich während des Telefonats gemacht hat. Dann legt er den Block auf seinen Schreibtisch.
    »Das ist eine ganz schöne Liste«, meint er.
    Franklin verschränkt die Arme vor der Brust und lehnt sich an den Türrahmen. »Glaubst du, die arbeiten einen Punkt pro Vampir ab oder alle Punkte an einem einzigen?«
    »Schieb dir doch einen hinten rein!« Regina wandert auf dem abgetretenen grauen Teppich vor Davids Schreibtisch hin und her.
    Franklin seufzt. »Nein, nicht während der Arbeitszeit.«
    »Was glauben Sie, wer dahintersteckt?«, frage ich David und kreuze rasch Reginas Weg, ehe sie mich umrennt.
    »Muss Gideon sein«, meint sie. »Klingt ganz nach dem Isolations-Scheiß, den er immer von sich gibt.«
    David schüttelt den Kopf. »Gideon und seine Leute wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden.«
    Ich hebe die Hand. »Äh, hallo? Wer ist denn Gideon?«
    »So ’n scheiß-alter Vampir, der irgendwo draußen am Arsch der Welt lebt.« Regina blickt mich an. »Er meint, um eure Sorte sollten wir ’nen Bogen machen – außer um uns satt zu trinken.« Sie zeigt auf die Liste auf Davids Schreibtisch. »Nur ein Vampir kennt all die Arten, wie man uns umbringen kann. Ein Vampir oder die Liga. Und Elizabeth geht davon aus, dass sie uns diese Braunhemden vom Leib halten kann.«
    »He, ich war auch mal einer von denen«, wirft David ein. »Und braune Hemden haben wir nie getragen.« Sein Blick wandert zu mir herüber. »Ich bin Ciaras Meinung – Skywave könnte dahinterstecken. Auf der Liste taucht das ein oder andere auf, das ungeeignet ist, um einen Vampir zu töten. Wie Silberkugeln und fließendes Wasser. Das sind Mythen, mehr nicht.«
    »Und was tun wir jetzt?«, frage ich. »Sollten wir zur Polizei gehen?«
    »Nein!«, donnert es mir einstimmig entgegen.
    »Dass die Cops hier beim Sender herumschnüffeln, wäre nicht gut«, erklärt David. »Was, wenn sie runtergehen und einen Kühlschrank voller Blutkonserven finden?«
    Die Vorstellung bringt mich dazu, eine Grimasse zu schneiden. »Wir stoppen unsere Werbekampagne doch nicht, oder?«
    »Verdammt, nein!«, sagt Franklin zeitgleich mit Reginas »Vergiss es!«. Beide blicken finster drein, offenkundig nicht daran gewöhnt, einer Meinung zu sein.
    David legt die Hände auf die Tischplatte. »Ganz egal, wer dahintersteckt, wir geben nicht klein bei! Ich rede mit Elizabeth. Sie soll bei der Liga nachfragen, ob die ein paar Leute zur Sicherung des Senders abkommandieren können.«
    »Werden die denn dazu bereit sein?«, will ich wissen.
    »Wegen eines Drohanrufs? Wahrscheinlich nicht.« David faltet den Papierbogen mit der Liste einmal in der Mitte und legt ihn in die oberste Schreibtischschublade. »Also sollte ab jetzt jeder schön vorsichtig sein.«
    29. Juni
    Die ersten Einschaltquoten hauen uns echt um. Gemessen am Anrufaufkommen und laut Umfragen ist unsere Hörerschaft seit der Party im Smoking Pig in weniger als einer Woche um das Zehnfache gewachsen. David führt mich und Franklin am frühen Abend zur Happy Hour aus. Selbst Franklin gelingt es in dieser Stunde so etwas wie annähernd glücklich zu erscheinen. Wie ich es Bernita, der Kerzen-Lady, prophezeit habe, haben sich unsere Preise für Werbeminuten verdreifacht.
    Ich kann ein paar weitere Gigs für die älteren Vampire in Clubs in Baltimore klarmachen. Wie ich gehofft habe, legt sich langsam die Aura des Geheimnisvollen um den zurückgezogenen Vampir Shane. Mir geht es, was Shane angeht, nicht anders als der Öffentlichkeit. Denn ich habe Shane seit jenem Abend im Pig nicht mehr zu Gesicht bekommen.
    Bisher haben uns keine weiteren Drohanrufe erreicht. Vielleicht war der Anruf ja doch einfach nur ein Fake oder ein recht schwacher Versuch Jolenes, uns einzuschüchtern. Aber ich erinnere mich noch gut an das mulmige Gefühl, damals, an dem Abend, an dem ich mein Vorstellungsgespräch hatte: Ich hatte mich beobachtet gefühlt, und es war mir kalt den Rücken hinuntergelaufen. Seitdem achte ich

Weitere Kostenlose Bücher