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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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wahr? Das Leben geht weiter.« (Wirklich? Sie scheint vielmehr seit siebzehn Jahren in der gleichen verbitterten Haltung zu verharren.) »Also, wann kommst du denn nun?«
    »Äh …« Oh Gott. Ich wusste, dass das jetzt kommt.
    »Weil du gesagt hattest, du kommst im Mai. Dann wurde es Juni, und jetzt haben wir schon Juli.«
    »August. Ich komme definitiv im August.«
    »Okay, es ist nur, dass ich dich dann acht Monate nicht gesehen habe, wenn es August ist.«
    Oh, geht das wieder los. Alle an Bord für die Fahrt ins schlechte Gewissen! Es ist gar nicht so, dass ich meine Mutter nicht sehen will – obwohl sie mir immer das Gefühl gibt, ein gestörter Freak zu sein, der niemals eine normale Beziehung eingehen wird (eine Psychologin nannte es mal Projektion). Es ist nur so, dass mich der Gedanke, sie in diesem deprimierenden Haus zu besuchen, in dem sie wohnt und in dem sich siebzehn Jahre Verbitterung in allen Möbeln festgesetzt zu haben scheinen, nicht unbedingt mit Vorfreude erfüllt.
    »Ich verspreche dir, ich komme im August, Mum, okay? Und ich werde Lexi mitbringen müssen.«
    »Na ja, ich schätze, du hast keine Wahl, nachdem sich ihre Eltern offenbar nicht darum scheren, wo sie ist.«
    »Du könntest auch zu mir kommen«, schlage ich vor.
    »Oh, nein, bei dir kann ich nirgendwo parken, und du weißt doch, wie ungern ich in London Auto fahre.«
    Nicht, dass sie es in den zehn Jahren, die ich inzwischen hier wohne, je versucht hätte.
    »Früher ist immer dein Vater gefahren. Ich war da stets sehr ängstlich.«
    »Ja, ich weiß, Mum. Ich weiß, dass dir das schwerfällt.«
    »Dann suche ich schon mal die passenden Zugverbindungen raus, ja? Vielleicht ist es billiger für dich, wenn ich das schon mal buche. Wir könnten dann mit den Ladies essen gehen.«
    »Ja, Mum, das wäre schön.« Obwohl beim letzten Mal, als ich mit den Ladies essen war, Brenda eine Stunde lang davon berichtete, wie sie, als sie erfuhr, dass er sie betrog, die preisgekrönte Chrysantheme ihres Exmannes geköpft hatte. Vielleicht würde sie diesmal gestehen, dass sie ihn geköpft hat.
    Ich würge Mum schließlich ab, klappe das Laptop zu und strecke mich auf der Liege aus. Es ist ein wunderschöner Sommertag. Blauer Himmel, der Duft von Wicken in der Luft, das entfernte Brummen von einem Flugzeug, das in Gatwick landet – und ich kasteie mich auf Tobys Facebook-Seite. Bedauernswerte, armselige Närrin. Gott, wie ich ihn vermisse! Ich vermisse ihn vor allem an den Wochenenden, wenn ich ihn nicht sehen oder anrufen kann und ich weiß, dass er in den Kew Gardens ist oder im Southbank flaniert, während ich hier sitze und wie besessen Fotos von ihm und seiner Frau anstarre. Am meisten macht mir die Tatsache zu schaffen, dass hier irgendetwas nicht stimmt, auch wenn ich das ihm gegenüber noch nicht angesprochen habe – je weniger Fragen, desto besser, finde ich. So wie er es erzählt, klingt es, als sei Rachel eine Art militante Ehefrau, die nie Zeit mit ihm verbringt, aber die Seite ist voll mit Fotos, auf denen sie sich gut amüsieren: beim Tauchen irgendwo weit weg, lachend in einem Zelteingang, das Kinn auf die Hände gestützt, am Silvesterabend …
    »Hiii!« Das Platschen von Flipflops auf den Trittsteinen im Garten. Das wird Lexi sein, die vom Zeitschriftenladen zurück ist.
    Sie steht vor mir, eine Ausgabe des Guardian und einen Liter Milch in der Hand.
    »Was machst du?«, fragt sie.
    »Oh, ich arbeite nur ein bisschen.«
    »Hey, rate mal, wen ich am Kiosk getroffen habe.«
    »Wen?«
    »Wayne!«
    »Ah ja, wir müssen sowieso mal über Wayne sprechen«, sage ich, als sie sich auf das Ende der Liege setzt und mir die Sonne nimmt. »Ich glaube, nach dem Tristan-Banks-Fiasko sollte ich Wayne mal kennenlernen.«
    »Das wird ihm gefallen. Er ist der Beste. Sehr entspannt. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm alles sagen kann. Wie wäre es mit heute Abend?«, fragt sie aufgeregt. »Ich könnte ihn gleich anrufen!«
    »Heute Abend kann ich nicht. Ich treffe mich mit einem Freund.«
    »Ooooh«, macht sie. »Mit einem Freund? Wer’s glaubt, wird selig. Du bist bei Match.com, stimmt’s?« Sie schnappt sich das Laptop. »Du verschlagenes kleines Biest.«
    »Gib mir den zurück!«, rufe ich und entreiße ihr das Laptop. »Das bin ich ganz sicher nicht. Ich treffe mich mit Martin.«
    Sie verdreht die Augen und stöhnt.
    »Warum triffst du dich denn mit dem? Du bist nicht ganz dicht, weißt du das? Er hat dich verlassen, und du willst seine beste

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