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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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einsetzen werden. Wenn mir die Realität dessen, was ich hier tue, wieder bewusst wird. Aber jetzt, solange ich mit Toby zusammen bin, tue ich so, als sei das alles ein Film. Ich kann für den Moment leben.
    Heute verbringen Toby und ich zum ersten Mal eine ganze Nacht miteinander, und das Netz aus Lügen wird mit jeder Minute dichter.
    »Morgen Abend ist Buchclub«, hatte ich Lexi gestern Abend erklärt, während sie sich gestern Abend die Fußnägel lackierte. (Seit dem Schwangerschaftsschock hatte sie sich sehr zurückgehalten.) Das war LÜGE 1.
    »Und der findet diesmal in Angelas Haus in Barnet statt.« LÜGEN 2 UND 3, da Angela nicht existiert und ganz sicher nicht in Barnet wohnt.
    »Oh, okay, und was heißt das?«, hat Lexi gefragt.
    »Es bedeutet, dass ich über Nacht bleibe und nicht nach Hause komme.« LÜGE 4.
    »Wer ist Angela?«
    »Sie arbeitet in der Poststelle, deshalb kennst du sie nicht.« LÜGE 5.
    Dann habe ich ganz allein fast eine komplette Flasche Wein getrunken, weil ich von dem Lügen so aufgewühlt war, aber jetzt, genau in diesem Augenblick, finde ich, dass es das wert war.
    Die Nacht miteinander zu verbringen scheint ein wichtiger Meilenstein in meiner Beziehung zu Toby zu sein, doch eigentlich ist schon die Tatsache, dass ich es überhaupt eine »Beziehung« nenne, ein Meilenstein – einer, der gar nicht hätte erreicht werden dürfen. Als wir uns damals zum ersten Mal küssten, habe ich mir noch eingeredet, es wäre eine kurze Affäre, ein Ausrutscher. Dass ich jederzeit damit aufhören könnte, wenn ich es wollte – ich wollte nur einfach noch nicht.
    Es war ein bisschen wie bei einem Raucher, der sich einredet, dass er nur raucht, wenn er was trinkt, dass er eigentlich gar kein richtiger Raucher ist. Der Buchclub dauerte immer zwei Stunden und fand nur alle vierzehn Tage statt, um Himmels willen. Da war ja ein Zahnarzttermin spontaner und romantischer. Außerdem wollte ich es so, oder nicht? Er hatte eine Frau, also hätte ich mit ihm keine Beziehung führen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Nach den Unfällen, die auf Martin folgten – Mark und Nathan und Garf –, war das alles, womit ich umgehen konnte, und es war perfekt. Aufregender Sex, jemand, mit dem ich im Büro flirten konnte, aber ohne jede Verpflichtung.
    Doch in letzter Zeit – vor allem, seitdem Lexis Ankunft die Logistik des Buchclubs so schwierig gemacht hat, dass wir in ein romantisches französisches Hotel ausweichen mussten – fühlt es sich an, als hätte unsere Beziehung sich verändert, ohne dass ich es gemerkt habe.
    Natürlich hätte ein vernünftiger Mensch sofort alle »Freizeittermine« abgesagt, wenn die eigene Schwester vor der Tür steht und Rat braucht. Normalerweise wäre das genau das gewesen, was ich getan hätte, aber das war, bevor ich gefühlsmäßig involviert war, das war, bevor mir klar wurde, dass ich tatsächlich eine Affäre habe. Jetzt habe ich das Gefühl, dass es vier Dinge gibt, die ich über diese Sache weiß (und ungefähr eine Million, die ich nicht weiß):
    a) Ich liebe es.
    b) Ich hasse es.
    c) Ich bin überhaupt nicht stolz darauf.
    d) Ich glaube, ich könnte mich in ihn verliebt haben.
    Der letzte Punkt sollte definitiv nicht passieren.
    Tatsächlich glaube ich – während ich hier liege, Tobys Hand mich streichelt und ich das Heben und Senken seines Brustkorbs unter meinem Kopf spüre –, dass ich mit Fug und Recht behaupten kann, dass meine Freunde mich von allen Menschen auf der ganzen Welt als »die Frau, die sich ganz sicher nicht auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann einlässt« einstufen würden.
    Zum einen habe ich einen viel zu großen Schuldkomplex. Mein Bruder sagt immer, dass ich eigentlich Katholikin hätte werden müssen. Ich bin so ein Mensch, der beim Klang eines Martinshorns sofort annimmt, dass die Polizei auf dem Weg zu ihm ist, um ihn für die Brandstiftung zu verhaften, die er vor ein paar Jahren verübt haben muss und an die er sich nur nicht mehr erinnern kann. Als Teenager versuchte meine Freundin Pippa, mich zum Ladendiebstahl anzustiften. Das sei antikapitalistisch, behauptete sie; die Dorothy-Perkins-Modekette habe mehr Geld als wir. Warum sollten wir also für irgendetwas bezahlen, dass sie verkauften? Das ergab einen Sinn, als wir vierzehn waren, aber ich konnte es einfach nicht tun. Als ich tatsächlich einmal versuchte, ein paar Armreifen mitgehen zu lassen, kam ich nur bis zum nächsten Laden. Danach kriegte ich Ausschlag, lief

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