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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Freundin sein? Ich kapier das nicht.«
    Sag es ihr! Warum sagst du es ihr jetzt nicht einfach? Die Worte liegen mir auf der Zunge, aber aus irgendeinem Grund wollen sie meinen Mund nicht verlassen, und genau wie bei Mum wird es immer schwerer, je länger ich zögere.
    »Die Beziehungen von Erwachsenen sind eben kompliziert«, erkläre ich ihr. »Es ist nicht alles schwarz-weiß. Wenn du älter bist, wirst du das merken.«
    »Ja, ja«, erwidert sie, steht auf und geht in die Küche. »Es wird alles in Tränen enden! Hör auf Lexi, sie ist vielleicht erst siebzehn, aber einige Dinge weiß sie.«
    Der Pub Duke of Cambridge ist einer von den Londoner »Gastropubs«, in dem ein Hauptgang fünfundzwanzig Pfund kostet, nur weil es beflockte Tapeten gibt und einen Koch, der bei dem Starkoch Marco Pierre White »gelernt hat« (was vermutlich heißt, dass sie zusammen bei den Pfadfindern waren).
    Martin steht davor, als ich zehn Minuten zu spät dort ankomme. (Martin findet es unhöflich, sich schon an den Tisch zu setzen, bevor die weibliche Begleitung da ist. Das ist so süß und ritterlich, aber manchmal wünschte ich, er würde es einfach tun, denn dann müsste ich mich nicht so schlecht fühlen, weil ich mich ständig etwas verspäte – ein chromosomaler Ausrutscher in einem ansonsten pingelig genauen DNA -Profil.)
    Er hat die Hände in den Taschen und wippt vor und zurück, was bei ihm, wie ich weiß, ein Ausdruck von strapazierter Geduld ist.
    »Tut mir leid, Lexi war ewig im Bad, deshalb konnte ich mich nicht fertig machen, und dann klingelte das Telefon, als ich gerade gehen wollte, und …«
    Martin zerzaust mir das Haar. Er weiß, dass ich nicht einfach sagen kann: »Tut mir leid, ich bin zu spät.« (Merken: Daran muss ich unbedingt arbeiten.) »Komm schon, gehen wir essen, ja?«
    Der Pub ist voll, vor allem mit diesen feinen Chelsea-Typen – den Mädchen mit den Ballerinas und den Fransenschals und den Jungs aus dem SW 11-Bezirk mit den rosa Hemden – und ab und zu einem von diesen unkonventionellen Künstlern, die wahrscheinlich auf den nahe gelegenen Hausbooten am Battersea Square wohnen.
    Wir beschließen, vor dem Essen an der Bar einen Aperitif zu trinken. Es war eines unserer Rituale, als wir noch als Paar hierhergingen, was so ziemlich an jedem Wochenende der Fall war: Kir royal, gefolgt von Wein zum Essen und dann einen Cuarenta y Tres als Digestif. Und da keiner von uns auf Veränderungen steht, ist das ein Ritual, bei dem wir geblieben sind.
    »Tolles Outfit übrigens«, sagt Martin mir ins Ohr und legt seine Hand auf meinen Rücken, während wir an der Bar stehen.
    »Findest du? Denkst du nicht, dass meine Hüften zu breit für einen Bleistift-Rock sind?«
    »Nein, du hast tolle Hüften.«
    »Nicht zu sehr biedere Miss Jean Brodie?«
    »Zu was? Nein, du siehst absolut toll aus.«
    »Aber was ist mit der Bluse? Du hast mal gemeint, dass Blusen mit einer großen Schleife vornedran furchtbar wären.«
    Martin runzelt die Stirn. »Habe ich das? Na ja, ich schätze, es hängt davon ab, wer sie trägt. Wie ich schon sagte, du siehst toll aus.«
    Martin sieht heute Abend auch nicht schlecht aus. Bei Martin gibt es nur zwei Möglichkeiten, abhängig vom Hemd und von der Art, wie seine Haare liegen. Wenn er einen Dreitagebart hat, dann verdeckt der sein sich schnell entwickelndes Über-Dreißig-Hängekinn, und wenn er ein gutes Hemd anhat wie heute Abend – ein marineblaues zu einer gut geschnittenen dunklen Jeans –, dann verdeckt das seinen schnell dicker werdenden Über-Dreißig-Bauch. Also sieht er heute Abend gut aus, attraktiv. Knuddelbär-attraktiv, aber trotzdem attraktiv.
    Wir bekommen unsere Drinks und setzen uns in den Wintergarten, der – wie es sich für Wintergärten gehört – mit Gummibäumen und Korbmöbeln vollsteht.
    »Also, das ist wirklich nett, das haben wir schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht, oder?«, erklärt Martin fröhlich und zieht sich das Hemd gerade.
    »Na ja, ich dachte ja auch, dass du jetzt offiziell unter der Fuchtel stehst, wo es doch jetzt P gibt«, erwidere ich und blicke ihn vielsagend über den Rand meines Glases an.
    Ich wollte ihn unbedingt nach Polly fragen, nachdem wir ihnen im Battersea Park begegnet waren, aber irgendwie gab es keine Gelegenheit dazu. Vielleicht hätte er mir bei unserem letzten Treffen etwas erzählt, aber da habe ich auch nicht weiter nachgebohrt, weil ich so mit meiner verloren gegangenen Schwester beschäftigt war – etwas, wegen

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