Romana Exclusiv Band 0183
kümmern, für die er als Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns nie Zeit gehabt hatte.
Von wegen, dachte Dominic. Warum ging der alte Herr nicht fischen oder spielte mit Freunden Schach? Nein, er musste sich immer noch einmischen. Tag und Nacht brütete er neue Strategien für die Firma aus und erwartete auch noch, dass er, Dominic, sie sofort in die Tat umsetzte. Aber was noch viel schlimmer war: Seit kurzem hatte sich Douglas Wolfe in den Kopf gesetzt, für seinen Sohn eine Frau zu finden.
Das ging nun wirklich zu weit. Dominic hatte alles versucht, aber sein Vater war fest entschlossen, ihn unter die Haube zu bringen. Er war störrischer als ein Maulesel.
Vor zwölf Jahren hatte er seinen Sohn schon einmal verkuppelt. Carin Campbell war die perfekte Ehefrau gewesen. Jung, attraktiv und eine Schönheit, nach der sich die Männer die Köpfe verdrehten. Außerdem war sie die Tochter eines der wichtigsten Lieferanten von Wolfe Enterprises. Er, Dominic, hatte tatsächlich geglaubt, mit dieser Frau glücklich werden zu können. Noch heute verachtete er sich dafür, dass er so naiv gewesen war.
Er hatte die Quittung bekommen, denn Carin hatte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, sitzen gelassen. Er hatte sich zu einem verdammten Narren gemacht – und das auch noch vor mehr als zweihundert geladenen Gästen, die alle auf die Bahamas gekommen waren, um die Hochzeit zu feiern. Nur die Braut war nicht erschienen. Er hatte sich noch nie im Leben so gedemütigt gefühlt.
Nach dem Fiasko mit Carin hatte Douglas Wolfe erst einmal Ruhe gegeben – und das wunderbare zehn Jahre und sechs Monate lang. Seitdem er Rentner war, hatte er sich allerdings aus irgendeinem unerfindlichen Grund wieder auf die Suche nach der richtigen Schwiegertochter begeben. Beinahe jeden Monat tauchte er mit einer neuen Frau im Schlepptau in New York auf, um sie seinem Sohn vorzustellen.
Wieso bloß? Diese Frage quälte Dominic schon länger. Eigentlich hatte er gehofft, aus dem Schneider zu sein. Sein jüngerer Bruder Rhys war letzten Dezember – wenn auch nicht ganz freiwillig – Vater von Zwillingen namens Steve und Lizzie geworden. Sein Vater hatte doch die ersehnten Enkelkinder.
Aber nein, Douglas Wolfe ließ nicht locker. Die Frauen, die er mitbrachte, waren alle geschäftstüchtig, aber wenig anziehend. Bei ihnen dachte Dominic eher an eine Fusion als an Sex. Genau das hatte er seinem Vater das letzte Mal am Telefon auch gesagt.
Der alte Herr war richtig wütend geworden. „Was, zum Teufel, willst du dann?“
„Lass mich einfach in Ruhe.“ Ohne ein weiteres Wort hatte Dominic aufgelegt.
Drei Wochen lang hatte Funkstille geherrscht. Er hatte schon gehofft, dass sein Vater es ein für alle Mal aufgegeben hatte. Anscheinend hatte er sich zu früh gefreut. Der Quälgeist wartete auf Leitung eins.
Dominic nahm den Hörer und drückte auf den Knopf. „Was willst du?“
„Einen wunderschönen guten Morgen.“ Der alte Herr hatte offensichtlich hervorragende Laune – ein schlechtes Zeichen.
„Bei dir vielleicht. Hier gießt es in Strömen.“
„Gut zu wissen. Ich werde Evelyn bitten, meinen Regenschirm einzupacken.“
„Was?“ Dominic richtete sich kerzengerade auf und umklammerte seinen Füller. Er hatte also recht gehabt. Sein Vater führte etwas im Schilde.
„Ich habe Tommy Hargrove heute Abend zum Essen eingeladen. Vielleicht kann ich ihn ja überreden, bei uns einzusteigen. Viveca und ich nehmen den Mittagsflug nach New York.“
„Moment, nicht so schnell! Ich habe nicht vor, Tommy Hargroves Firma aufzukaufen und ihm einen Aufsichtsratsposten bei Wolfe Enterprises zu geben. Wir haben kein Interesse an einer EDV-Firma, deren Produkte schon lange veraltet sind. Und wer, zum Teufel, ist Viveca?“
„Tommy und ich kennen uns schon von klein auf.“ Douglas Wolfe dachte nicht daran, die letzte Frage zu beantworten. „Wir haben schon Geschäfte gemacht, da hast du noch in den Windeln gelegen, junger Mann.“
Höchste Alarmstufe, dachte Dominic. Immer, wenn sein Vater ihn „junger Mann“ nannte, war größte Vorsicht geboten.
„Vielleicht überlegst du es dir doch noch. Ich jedenfalls denke, Tommys Firma passt sehr gut zu uns.“
„Da bin ich anderer Meinung.“ Dominics Stimme war eiskalt.
„Das werden wir ja sehen.“ Der alte Herr sprach wirklich in Rätseln!
„Nichts werden wir. Ich habe dir doch schon tausend Mal …“
„Nun ja, vielleicht lasse ich mich umstimmen. Wenn du und Viveca …“
Dominic
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