Romana Exklusiv 0172
fühlte sich irgendwie befreit, weil sie nun wieder sie selbst sein konnte. „Ganz sicher nicht.“
Leo lehnte sich zurück. Seine Miene wirkte seltsam ausdruckslos. „Ich meinte wohl, mit anderen Männern.“
„Mit anderen Männern“, wiederholte Harriet nachdenklich.
„Gut, dann eben mit einem Mann“, sagte er scharf. „Du musst doch einen Freund in England haben. Oder kennst du nur Eunuchen?“
„Nein, meine Freunde sind alle normal. Es liegt an mir.“ Harriet senkte traurig den Blick. Ihr war bewusst geworden, warum andere Männer ihr nichts bedeutet hatten. Sie hatte erst Leo Fortinari begegnen müssen. Er war der einzige Mann auf der Welt, der heftiges Verlangen in ihr geweckt hatte.
Leo zog fragend eine Augenbraue hoch. „Meinst du damit, dass du dein Geschlecht vorziehst?“
„Nein. Aber das geht dich überhaupt nichts an.“
Er lächelte verlegen. „Du hast recht. Entschuldige, Rosa.“
„Harriet.“
„Entschuldige, Harriet.“ Es fiel ihm offensichtlich schwer, sich an diese Tatsache zu gewöhnen. „Bitte verrate mir jetzt, wieso Rosa dich dazu überreden konnte, in ihre Rolle zu schlüpfen.“
„Das soll Rosa dir selbst erzählen, Leo.“
„Und wann?“
„Keine Ahnung.“
Leo runzelte die Stirn. „Ist Tony in den Plan eingeweiht gewesen?“
„Aber nein! Nur Rosa, meine Mutter und ich wissen davon. Und jetzt du.“
„Hat sie dich gut bezahlt?“
Harriet errötete. „In gewisser Weise.“ Zögernd erzählte sie Leo, warum sie sich auf Rosas Plan eingelassen hatte. „Wir haben uns darauf verständigt, dass ich für ein Wochenende vorgebe, sie zu sein, und sie übernimmt die Kosten für die Operation. Ich war als Einzige für die Rolle geeignet, nicht nur wegen der verblüffenden Ähnlichkeit, sondern auch, weil ich in Siena studiert habe und gut genug Italienisch spreche.“ Sie sah ihn bittend an. „Zuerst habe ich ihren Vorschlag abgelehnt, das kannst du mir glauben, Leo. Aber Rosa war sehr besorgt um meine Mutter. Sie hängt an ihr. Jedenfalls hat Rosa dann ein Angebot gemacht, das ich einfach nicht ablehnen konnte.“
„Wie ist ihr denn das gelungen?“, fragte er kühl.
„Sie hat gesagt, sie würde in jedem Fall die Operation meiner Mutter bezahlen, egal, ob ich nach Italien fahren würde oder nicht.“
„Und das hat dein Stolz nicht zugelassen.“
„Genau.“
„Aber du kannst mir nicht sagen, warum Rosa nicht selbst kommen konnte.“
„Nein, tut mir leid. Rosa wird es Nonna sicher bald anvertrauen … ich meine, deiner Großmutter“, verbesserte sie sich schnell.
„Mir ist bewusst, wie leicht es dir fällt, sie als deine Großmutter zu betrachten.“ Sein Ärger schien verflogen. „Hat Nonna Ähnlichkeit mit deiner Großmutter?“
„Nein, überhaupt nicht.“
„Dann bist du entweder eine großartige Schauspielerin, oder Nonna war dir auf den ersten Blick sympathisch.“
Harriet nickte. „Vor unserer ersten Begegnung war ich schrecklich nervös, aber sowie ich sie kennengelernt habe, hatte ich das Gefühl, sie schon mein Leben lang zu kennen.“ Sie senkte den Blick. „Ich fühle mich ihr viel mehr verbunden als meiner eigenen Großmutter.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit. Nonna hat dich wirklich sehr gern.“
„Aber sie hält mich für Rosa.“
„Ja, und in dem Glauben wollen wir sie lassen. Warum sollen wir sie unnötig aufregen?“
„Vielleicht hast du recht“, sagte Harriet traurig. „Aber eins musst du mir glauben, Leo. Es ist mir sehr schwer gefallen, sie hinters Licht zu führen.“
„Und wie steht es mit mir?“
„Genauso.“
„Aber jetzt bin ich im Bilde.“ Leo betrachtete sie nachdenklich. „Ich bin dir erst vor Kurzem begegnet, und doch habe ich den Eindruck, als würden wir uns schon unser ganzes Leben lang kennen. Es wird sicher sehr, sehr lange dauern, bis ich dich vergessen kann, Harriet Foster.“
Das geht mir genauso, dachte Harriet traurig. „Würdest du mich jetzt bitte zurückbringen?“, bat sie schließlich.
Leo stand auf. „Erst müssen wir noch etwas besprechen. Ich bringe dich morgen zum Flughafen, aber diese Angelegenheit duldet keinen Aufschub.“
„Worum geht es denn?“, fragte sie erstaunt.
„Was ist, wenn du heute Abend ein Kind empfangen hast?“
Harriet sprang entsetzt auf. „Daran habe ich überhaupt nicht gedacht …“ Sie verstummte und lächelte plötzlich wehmütig. „Ach, das hast du vorhin gemeint, als du von einer Falle gesprochen hast. Keine Angst, ich würde keinen
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