Romana Exklusiv 0172
dass er nackt war.
Verlegen richtete Harriet sich auf und blickte sich suchend nach ihrem Kleid um. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, was Leo so fasziniert betrachtete. Sie errötete heftig, als sie Blutflecken auf dem Laken entdeckte.
Schweigend warf Leo ihr einen Bademantel zu und verschwand im Badezimmer. Kurz darauf tauchte er wieder auf, ein Handtuch um die Hüften geschlungen.
„Ich hatte also doch recht. Du bist nicht Rosa. Wer, um alles in der Welt, bist du?“, fragte er herrisch.
7. KAPITEL
Harriet zog sich Leos Bademantel über und verknotete den Gürtel. Dabei hielt sie den Blick gesenkt. Sie schämte sich ihrer Dummheit. Wie hatte ihr das nur passieren können? Was hatte sie sich dabei gedacht?
Gar nichts habe ich gedacht, überlegte sie beschämt. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich von ihren Gefühlen überwältigen lassen, und nun war es eben passiert. Rückgängig machen ließ es sich nicht mehr. Nun sah sie doch auf. „Bevor ich deine Frage beantworte, würde ich gern das Badezimmer benutzen“, sagte sie.
„Aber beeil dich.“ Leo hob seine Sachen auf und ging zur Tür. Bevor er das Schlafzimmer verließ, drehte er sich noch einmal um. „Ich verlange eine ausführliche Erklärung. Komm runter, wenn du so weit bist.“
Offensichtlich war Leo außer sich vor Wut. Das ist sein gutes Recht, dachte Harriet, als sie ein Handtuch um ihr Haar schlang und sich unter die Dusche stellte. Erst ließ sie warmes Wasser laufen, dann kaltes, bis sie halb erfroren war. Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, ging sie langsam die Treppe hinunter. Ich muss verrückt geworden sein, dachte sie. Das ganze Wochenende war man ihr nicht auf die Schliche gekommen, und nun hatte sie völlig den Kopf verloren und Leo den Beweis für den einzigen Unterschied zwischen ihr und Rosa Mostyn geliefert.
Leo war in der Küche und sah ihr feindselig entgegen. Dann stellte er eine Kaffeekanne auf den Tisch und bedeutete ihr, sich zu setzen.
Schweigend schenkte sie zwei Tassen ein, tat Zucker in seinen Kaffee und reichte ihm die Tasse.
„Du lernst schnell“, bemerkte er. „Und nun sag mir, wer du bist. Und was du bist. Und wer dich dafür bezahlt hat, meine Großmutter zu hintergehen.“
Harriet zuckte zusammen. „Das kannst du dir doch denken.“ Sie rührte auch Zucker in ihren Kaffee, bevor sie aufsah und Leos unnachgiebigem Blick begegnete.
„Du meinst Rosa“, sagte er angewidert. „Dann hat sie sich überhaupt nicht verändert und bedient sich immer noch aller erdenklichen Tricks.“
„Nein, du irrst dich. Rosa hat sich sehr wohl verändert. Sie wäre nur zu gern selbst gekommen, um sich mit ihrer Großmutter zu versöhnen. Bitte geh nicht zu hart mit ihr ins Gericht.“
„Was soll das denn heißen? Wenn sie jetzt hier wäre, könnte sie was erleben!“ Er verstummte und verzog das Gesicht. „Das ist lächerlich! Wie können wir hier sitzen und uns ganz ruhig über die Situation unterhalten, wenn wir uns eben noch so nahe waren, wie ein Mann und eine Frau sich nur sein können!“
Harriet trank einen Schluck Kaffee. „Ich hätte mich heftiger wehren sollen.“
Leo musterte sie mit unheilvoller Miene. „Und warum hast du das nicht getan?“ Wieder verzog er das Gesicht. „Als ob ich es nicht selbst wüsste.“
Sie sah ihn verständnislos an. „Was willst du damit sagen?“
„Hältst du mich für einen Narren?“ Er trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse ab. „Du bist nicht Rosa. Und doch hast du mich als deinen ersten Liebhaber gewählt.“ Sein Lächeln ließ sie erschauern. „Es liegt auf der Hand, dass dir das Leben hier gefällt. Wahrscheinlich ist es wesentlich angenehmer als das Leben, das du in England führst. Aber wenn du dir einbildest, du könntest einen Leonardo Fortinari mit dem ältesten Trick der Welt in die Falle locken, dann hast du dich geirrt.“
Im ersten Moment war Harriet fassungslos, dann wurde sie wütend. „Ich hatte mich darauf eingestellt, in einem Restaurant mit dir zu Abend zu essen, nicht hier. Und ich habe wirklich nicht damit gerechnet, im Bett fürs Abendessen zu bezahlen, Signor Fortinari.“ Sie funkelte ihn zornig an. „Ich habe versucht, Ihnen Einhalt zu gebieten, aber Sie haben mir ja nicht einmal zugehört. Sie sind viel größer und stärker als ich, und da ich noch nie in so einer Situation war, wusste ich nicht …“ Sie verstummte und wandte den Blick ab. Verzweifelt versuchte sie, sich wieder zu beruhigen.
„Was wusstest
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