Romana Exklusiv 0172
auf den Weg gemacht, um Hilfe zu holen. Und dann setzte die Erinnerung aus. Er war in einem Zimmer aufgewacht, das ihm fremd war, und hatte erfahren, dass sein Gastgeber, ein Araber mittleren Alters, ihn bewusstlos am Straßenrand gefunden und in sein Dorf gebracht hatte.
„Da hast du aber verflixtes Glück gehabt“, sagte Harriet ergriffen.
„Ich weiß.“ Pascal zog die zitternde Rosa an sich. „Zuerst wusste ich nichts mehr, aber langsam kam die Erinnerung zurück.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe wirklich sehr viel Glück gehabt.“
„Und ich auch“, sagte Rosa ernst, bevor sie Harriet strahlend anlächelte. „Du fragst dich sicher, wie es nun weitergeht, Harriet. Also, zuerst werde ich Nonna einen langen Brief schreiben und ihr alles erklären – mit dir, Pascal, dem Baby, einfach alles. Und um sie zu besänftigen, lege ich eine Einladungskarte zur Hochzeit bei.“ Sie und Pascal sahen einander zärtlich in die Augen. „Wir heiraten in zwei Wochen, Harriet, und wir möchten dich und Claire unbedingt dabeihaben.“
Harriet lächelte entzückt. „Wie wundervoll! Herzlichen Glückwunsch!“
Pascal dankte ihr, aber Rosa lächelte frech. „Nur damit du vorgewarnt bist: Leo müssen wir natürlich auch einladen.“
Harriet wurde ernst. „Dann muss ich dir noch etwas sagen, Rosa.“ Sie sah ihre Freundin fragend an.
Rosa wusste, was sie meinte, und nickte. „Pascal weiß über meine Jugendsünden Bescheid. Du kannst ruhig reden.“
Harriet gestand, dass Leo ihr den Vorfall mit Guido Bracco in allen Einzelheiten beschrieben und berichtet habe, wie Signora Fortinari und Huw Mostyn damals darauf reagiert hatten und dass schließlich auch Leos Verlobung dadurch in die Brüche gegangen war.
„Aber das weißt du bestimmt schon“, fügte sie hinzu. „Na ja, und am Schluss ist Leo mir dann doch noch auf die Schliche gekommen. Tut mir leid, Rosa.“
Nun, da Pascal bei ihr war, konnte Rosa nichts mehr erschüttern. „Schon gut, Harriet. Eigentlich muss ich mich bei dir entschuldigen. Ich habe dir die Einzelheiten verschwiegen, weil ich Angst hatte, du würdest dich nicht auf die Sache einlassen, wenn du alles wüsstest. Mir war von Anfang an klar, dass Leo das Hauptproblem darstellen würde. Aber jetzt ist ja alles egal, ich werde Nonna nichts verheimlichen.“ Rosa erschauerte, und Pascal legte schützend den Arm um sie, als sie erzählte, wie entsetzlich die Ungewissheit gewesen war, bis sie erfahren hatte, ob sie von Guido schwanger war. „Aber ich habe nicht gewusst, dass seine Schwester deswegen die Verlobung mit Leo gelöst hat, Harriet. Das musst du mir glauben. Hat Leo sich dir gegenüber sehr schlecht benommen?“
„Nein, eigentlich nicht. Er war nur überrascht.“ Das war natürlich stark untertrieben, wenn man bedachte, wie Leo reagiert hatte, als ihm bewusst geworden war, dass er mit einer Fremden geschlafen hatte.
Harriet nahm sich bis zur Beerdigung ihrer Großmutter Urlaub, und Rosa verbrachte jede freie Minute bei ihnen. Bei den Vorbereitungen für die Trauerfeier erwies sie sich als große Hilfe.
„Was wird eigentlich aus dem Hotel, wenn du Pascal heiratest?“, fragte Harriet eines Abends beim Essen.
„Tony stellt einen neuen Geschäftsführer ein. Meinen Hoteljob hänge ich an den Nagel. Außerdem wurde Pascal befördert und arbeitet ab sofort in Paris. Und natürlich ziehe ich auch nach Paris. Ich werde ihn nie wieder aus den Augen lassen, das kannst du mir glauben.“
„Du musst ihm aber Luft zum Atmen lassen, meine Liebe“, riet Claire, die sich inzwischen mit Rosa duzte, und stand auf. „Entschuldigt mich bitte, ich muss mich jetzt hinlegen. Du kannst aber gern noch bleiben, Rosa, und dich mit Harriet unterhalten.“
Rosa lächelte dankbar. Als Claire das Zimmer verlassen hatte, beugte sie sich vor. „Ich wollte es dir nicht in Gegenwart deiner Mutter sagen, weil ich nicht genau weiß, was du ihr erzählt hast, aber stell dir vor, Leo hat mich vorhin im Hotel angerufen und von mir verlangt, dass ich ihm deine Telefonnummer gebe. Er hat mir nicht einmal zu meiner Verlobung gratuliert. Und er wollte auch nicht wissen, wie es Tonys Baby geht. ‚Gib mir Harriets Telefonnummer!‘ hat er gesagt.“
Harriet musterte sie entsetzt. „Und? Hast du sie ihm gegeben?“
„Natürlich nicht.“ Rosa verzog das Gesicht. „Er ist herrisch wie eh und je. Der gute Leo war ziemlich wütend, als ich ihm gesagt habe, ich müsste dich erst um Erlaubnis bitten.“ Sie
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