Romana Exklusiv 0172
völlig verheult.“ Sie beugte sich vor. „Wenn du das für mich tust, Harriet, bezahle ich Claires Operation, die Reparaturen an eurem Haus und übernehme die Kosten für eine Pflegekraft für deine Großmutter.“
„So weit kommt es noch!“ Harriet sprang wutentbrannt auf. „Merk dir eins, Rosa: Es gibt Dinge, die selbst du nicht kaufen kannst.“
Erst auf der Straße holte Rosa sie wieder ein. „Bitte nicht böse sein, Harriet! Das ertrage ich nicht.“ Sie seufzte schwer. „Ich versuche schon seit Wochen, dir und Claire zu helfen, aber ich weiß, dass du kein Geld von mir annehmen würdest. Es belastet mich, deine Mutter so erschöpft und krank zu sehen. Und du arbeitest den ganzen Tag und kümmerst dich abends um deine Großmutter. Sieh es doch mal so: Du brauchst Geld. Davon habe ich jede Menge. Ich bitte dich lediglich, zwei oder drei Tage als Rosa Mostyn in der Villa Castiglione zu verbringen. Kleidung und alles, was dazugehört, bekommst du von mir. Als Gegenleistung bitte ich meinen Bruder, die Handwerker vom Chesterton Hotel zu euch zu schicken, und sorge dafür, dass deine Mutter sofort ins Krankenhaus kommt.“
Harriet lehnte wütend ab. Doch Claire Foster fiel ihr in den Rücken. Nachdem sie sich Rosas traurige Geschichte angehört hatte, erinnerte sie Harriet an ihre Bemerkung, wie langweilig es in Pennington sei.
„Das klingt doch aufregend“, sagte sie wehmütig. „Ich würde liebend gern mit dir tauschen, Harriet. Welch ein Abenteuer!“
„Und die Fosters profitieren auch noch davon.“ Harriet war wütend, weil ihre Mutter nicht genauso entsetzt war über den Vorschlag wie sie selbst.
Claire zuckte zusammen, und Rosa legte schnell beruhigend den Arm um sie, bevor sie Harriet zornig anfunkelte. „Wie kannst du so gemein zu deiner Mutter sein, Harriet? Freu dich lieber, dass du etwas für sie tun kannst. Wenigstens hast du deine Mutter noch.“
Und Harriet musste entsetzt mit ansehen, wie Rosa plötzlich in Tränen ausbrach und den Kopf an Claires Schulter barg. Sie kam sich sehr schäbig vor.
Schließlich beruhigte Rosa sich wieder und entschuldigte sich. „Tut mir leid. Wahrscheinlich spielen meine Hormone verrückt. Ich sehe ein, wie dumm meine Idee war, Harriet. Lass uns die ganze Geschichte vergessen.“ Sie wandte sich Claire zu. „Ich habe Sie und Harriet sehr gern und möchte sowieso für die Operation und die Reparaturarbeiten aufkommen. Bitte! Ohne Bedingungen. Oder jedenfalls nur eine einzige: Ich darf Sie und Harriet hin und wieder hier besuchen.“
„Hätte dein Bruder nichts dagegen, dass seine Angestellten hier arbeiten?“, fragte Harriet.
„Bestimmt nicht. Der ist froh, wenn ich mich regelmäßig in den Hotels blicken lasse, um nach dem Rechten zu sehen, solange er sich so intensiv um Allegra kümmern muss.“
„Sag mal Rosa, wieso verzeiht Ihre Großmutter Ihnen eigentlich erst jetzt?“, erkundigte Claire sich nachdenklich.
„Weil ich mich geweigert habe, in Sack und Asche zu gehen und mich umgehend zu entschuldigen. Inzwischen ist zu viel Zeit vergangen. Eine Entschuldigung hätte sowieso keinen Sinn mehr.“
Harriet sprang auf, als ihre Großmutter oben klingelte. „Ich gehe schon, Mutter.“
Enid Morris verlangte wie immer nach Claire. Doch Harriet erklärte ihr, dass ihre Mutter müde sei, und kümmerte sich selbst um sie. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie es der alten Dame recht gemacht hatte und wieder nach unten gehen konnte.
Nachdenklich ging Harriet die Treppe hinunter. Ihre Mutter, die ja selbst nicht gesund war, musste sich den ganzen Tag lang ihrer nörgelnden Mutter widmen. Darüber hinaus musste sie sich um die Wäsche und den Einkauf kümmern.
Plötzlich schämte Harriet sich. Ihre Mutter könnte es viel leichter haben, wenn sie, Harriet, nur ein einziges Wochenende in ihrem geliebten Italien verbringen und sich als Rosa Mostyn ausgeben würde.
Sie blieb auf der letzten Stufe stehen und betrachtete sich im Flurspiegel. Die Ähnlichkeit mit Rosa war tatsächlich verblüffend. Selbst Stimmlage und Tonfall ähnelten einander. Sowohl Rosa als auch sie hatten eine leicht rauchige Stimme. Guy Warren hatte ihr, Harriet, sogar einmal zum Vorwurf gemacht, dass ihre Stimme zu sexy wäre.
Harriet wartete noch einen Moment lang vor der Tür, dann stürmte sie ins Zimmer, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Also gut, Rosa, ich mach’s. Ich muss verrückt geworden sein, aber ich lasse mich auf das Abenteuer ein. Solange deiner
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