Romana Exklusiv 0172
Dornröschen. Unberührbar, unberührt … Angelos lachte grimmig auf. Was für unsinnige Fantasien! Sie war drei Jahre lang die Geliebte eines Mannes gewesen, der ihr Großvater hätte sein können.
Trotzdem würde er das Geld nicht als Druckmittel einsetzen, sondern sich wie ein Gentleman verhalten. Er würde ihr aus ihrer finanziellen Notlage helfen und sich ihrer Dankbarkeit und schließlich auch ihrer Loyalität versichern. Ihm gegenüber würde sie sich nicht kühl geben. Und als Belohnung dafür würde er ihr ein Leben in Luxus ermöglichen. Sie würde nie wieder arbeiten müssen. Was konnte sich eine vernünftige Frau mehr wünschen?
Maxie stieg aus dem Taxi, das sie am Bahnhof genommen hatte, und richtete sich zu ihrer vollen Größe von eins achtzig auf. Ihr langes blondes Haar, ihr Markenzeichen, wehte im Wind, als sie das Haus ihrer verstorbenen Patentante betrachtete. Gilbourne war ein elegantes georgianisches Haus auf einem herrlichen Grundstück.
Als sie zur Tür ging, blinzelte sie, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. An dem Tag, als sie sich zum ersten Mal in Lelands Begleitung in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, hatte ihre Patentante Nancy Leeward ihr geschrieben, sie wäre hier nicht mehr willkommen. Doch vor vier Monaten hatte Nancy sie in London besucht, und sie hatten sich halbwegs versöhnt. Allerdings hatte Nancy mit keiner Silbe erwähnt, dass sie krank war, und die Nachricht von ihrem Tod hatte sie, Maxie, erst nach ihrer Beerdigung erhalten.
Daher erschien es ihr auch nicht richtig, nun zur Verlesung von Nancys Testament zu erscheinen. Der Brief, den sie an diesem Morgen erhalten hatte, hatte ihre Hoffnungen, dass sie nun endlich frei sein würde, zerstört und sie an ihre Schulden erinnert. Naiverweise hatte sie gehofft, Leland hätte das Geld abgeschrieben, als er sich von ihr getrennt hatte. Er hatte ihr bereits drei Jahre ihres Lebens genommen, und sie hatte jeden Penny, den sie verdient hatte, darauf verwendet, das Darlehen zurückzuzahlen.
Jetzt hatte sie keine Wohnung, kein Geld und wegen der sensationslüsternen Berichte in der Presse auch kaum Aussicht auf ein Engagement. Warum tat Leland ihr das an? Hätte er ihr nicht etwas Zeit lassen können, bevor er das Geld zurückverlangte?
Bevor Maxie klingeln konnte, öffnete ihr die Haushälterin und musterte sie missbilligend. „Miss Kendall“, sagte sie eisig. „Miss Johnson und Miss Fielding warten im Wohnzimmer. Mrs. Leewards Anwalt Mr. Hartley müsste gleich eintreffen.“
„Danke … Ich kenne den Weg.“
Bevor sie das Wohnzimmer betrat, blieb Maxie an dem Fenster mit Blick auf den Rosengarten stehen, der Nancy Leewards ganzer Stolz gewesen war. Unwillkürlich erinnerte Maxie sich an die Teegesellschaften, die Nancy damals an warmen Sommernachmittagen für ihre drei Patentöchter Maxine, Darcy und Polly gegeben hatte. Diese waren immer besonders artig gewesen, denn Nancy, die nie selbst Kinder gehabt hatte, war sehr altmodisch gewesen.
Im Gegensatz zu Darcy und Polly, die in gesicherten Verhältnissen lebten, hatte Maxie nie etwas Ordentliches zum Anziehen gehabt, und Nancy war jedes Mal mit ihr einkaufen gegangen. Zum Glück hatte sie nicht gewusst, dass ihr, Maxies, Vater die Sachen immer gleich wieder verkauft hatte.
Ihre verstorbene Mutter Gwen war Nancys Gesellschafterin gewesen, und diese hatte sie immer als Freundin betrachtet, jedoch keinen Hehl daraus gemacht, dass sie Russ Kendall nicht mochte.
Obwohl Russ Kendall labil, egoistisch und unzuverlässig war, hielt Maxie zu ihm, denn er hatte sie allein großgezogen und sie auf seine Art geliebt.
Immer wenn er sie nach Gilbourne gebracht hatte, war er dort länger geblieben als erwünscht, hatte Nancy geschmeichelt und schließlich versucht, Geld von ihr zu leihen, obwohl diese nie einen Hehl aus ihrer Verachtung ihm gegenüber machte.
„Ich dachte, ich hätte einen Wagen gehört, aber ich habe mich wohl geirrt. Ich wünschte, Maxie würde kommen … Ich freue mich darauf, sie zu sehen“, sagte eine Frauenstimme.
Als Maxie sich überrascht umdrehte, stellte sie fest, dass die Tür zum Wohnzimmer nur angelehnt war. Es war Pollys Stimme gewesen. Sie war so sanft wie Polly selbst.
„Darauf kann ich gern verzichten“, sagte eine andere Frau scharf. „Maxie, die lebende Puppe …“
„Sie kann nichts dafür, dass sie schön ist, Darcy.“
Maxie war angesichts der Feindseligkeit in Darcys Stimme erstarrt. Darcy hatte ihr also noch immer
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