Romana Exklusiv 0172
nicht verziehen. Ihr Bräutigam hatte sie vor dem Altar stehen lassen und ihr im letzten Moment gestanden, er hätte sich in eine ihrer Brautjungfern verliebt. Diese Brautjungfer war sie, Maxie, gewesen. Allerdings hatte sie nie mit ihm geflirtet, geschweige denn sich für ihn interessiert.
„Ist das eine Entschuldigung dafür, dass sie einer anderen den Mann weggenommen hat?“
„Ich glaube, niemand sucht sich aus, in wen er sich verliebt“, sagte Polly erstaunlich bewegt. „Und nun, da er zu seiner Frau zurückgekehrt ist, muss Maxie am Boden zerstört sein.“
„Maxie hätte Leland Coulter keines Blickes gewürdigt, wenn er nicht so reich gewesen wäre“, spottete Darcy. „Geldgier liegt ihr im Blut. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie Russ immer versucht hat, die arme Nancy anzupumpen?“
„Ich erinnere mich noch daran, wie peinlich Maxie sein Verhalten war“, erwiderte Polly angespannt.
Daraufhin herrschte betretenes Schweigen, und Maxie legte die Arme um sich. Sie fühlte sich elend. Nichts hatte sich geändert. Sie hatte gehofft, sich wenigstens mit Darcy aussöhnen zu können.
„Sie ist nun mal atemberaubend schön. Wer kann ihr einen Vorwurf daraus machen, dass sie es ausnutzt?“, versuchte Darcy schließlich einzulenken. „Aber was hat sie sonst zu bieten? Sie war noch nie besonders clever …“
„Wie kannst du so etwas sagen? Sie ist Legasthenikerin“, erinnerte Polly sie vorwurfsvoll.
Maxie wurde kreidebleich, denn das war ihr größtes Geheimnis.
Wieder herrschte angespanntes Schweigen.
„Und trotzdem ist sie jetzt so berühmt“, meinte Polly und seufzte.
„Sicher, wenn man unter Berühmtsein versteht, Goldlöckchen in Shampoowerbung zu spielen“, konterte Darcy.
Maxie ging auf Zehenspitzen zur Tür, kehrte dann in normaler Lautstärke zurück und betrat das Wohnzimmer.
„Maxie!“, rief Polly und stand etwas unbeholfen auf.
Auf halbem Weg zu ihr blieb Maxie stehen. Polly, die zart und dunkelhaarig war, war schwanger.
„Wann hast du geheiratet?“, fragte Maxie lächelnd.
Polly errötete. „Ich habe nicht … Ich meine, ich bin nicht …“
Maxie war verblüfft, denn Polly war sehr puritanisch erzogen worden. Sie lachte gezwungen. „Na wenn schon.“
„In Pollys Kreisen ist es leider nicht so selbstverständlich, als ledige Frau ein Kind zu bekommen, wie in deinen.“ Darcy stand am Fenster. Ihr rotes Haar schimmerte im Sonnenlicht, und ihre grünen Augen funkelten herausfordernd.
Darcy hatte selbst ein Kind, doch Maxie ging bewusst nicht auf ihre Bemerkung ein. „Polly weiß, was ich gemeint habe …“
„Ach ja?“
„Mir ist schwindelig!“, verkündete Polly plötzlich.
Daraufhin eilten sie beide zu ihr. Maxie half ihr in den nächsten Sessel und stellte ihr eine Fußbank hin, da ihre Knöchel geschwollen waren. Nachdem sie den Teewagen bemerkt hatte, schenkte sie ihr eine Tasse Tee ein und nötigte sie, einen Keks zu essen.
„Meinst du, du musst zum Arzt?“, fragte Darcy. „Zum Glück war ich nie krank, als ich mit Zia schwanger war.“
„Ich war gestern beim Arzt“, erwiderte Polly leise. „Ich bin nur müde.“
Im nächsten Moment führte die Haushälterin einen Mann mittleren Alters in einem dunklen Anzug herein, Nancys Anwalt, der sich als Edward Hartley vorstellte. Nachdem er Platz genommen hatte, nahm er ein Dokument aus seiner Aktentasche.
„Bevor ich mit der Verlesung des Testaments beginne, möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass das Geld nur ausgezahlt wird, wenn die Bedingungen meiner verstorbenen Klientin erfüllt werden …“
„Drücken Sie sich klarer aus“, unterbrach Darcy ihn ungeduldig.
Mr. Hartley nahm seine Brille ab und seufzte leise. „Sicher wissen Sie alle, dass Mrs. Leeward in jungen Jahren eine sehr glückliche, aber kurze Ehe geführt hatte und nie über den vorzeitigen Tod ihres Mannes hinweggekommen war …“
„Ja“, bestätigte Polly. „Unsere Patentante hat oft mit uns über Robbie gesprochen.“
„Er kam sechs Monate nach der Hochzeit bei einem Autounfall ums Leben“, fuhr Maxie fort. „Mit der Zeit ist er in ihrer Erinnerung zu einem Heiligen geworden und die Ehe zu einer Art Heiliger Gral.“
„Vor ihrem Tod hat Mrs. Leeward Sie alle besucht. Danach hat sie ihr Testament geändert“, informierte Edward Hartley sie in einem teils trockenen, teils bedauernden Tonfall. „Ich habe sie darauf hingewiesen, dass es für Sie sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich sein dürfte, die
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