Romana Exklusiv 0172
ein, rieb sich trocken und schlüpfte in ihr seidenes Nachthemd.
Nachdem sie das Haar gebürstet hatte, das in natürlichen Wellen wie ein silberner Vorhang auf ihre Schultern fiel, ging Davina auf Zehenspitzen zum Bett. Sie wollte Ruy nicht stören, der reglos auf der Seite lag und ihr den Rücken zudrehte. Dann glitt sie behutsam unter die Decke aus weichem Leinen. In den neun Monaten ihrer Ehe hatte Ruy sein Zimmer gehabt und sie ihres. Deshalb fand sie es ziemlich unpassend und unsinnig, jetzt, nachdem sie sich völlig fremd geworden waren, nebeneinander in einem Bett zu schlafen.
Trotz des Abstands von mindestens sechzig Zentimetern zwischen ihnen spürte sie die Wärme seines Körpers und hörte Ruys gleichmäßiges Atmen. Erinnerungen stürzten auf sie ein und quälten sie. Wie weich hatte sich seine gebräunte Haut angefühlt, und wie faszinierend war sein Duft gewesen!
„Schlaf endlich, Davina“, forderte Ruy sie plötzlich auf.
Erschrocken fuhr sie zusammen. Er war ja doch noch wach! Gehorsam schloss sie die Augen. Obwohl er sie so sehr verletzt hatte wie kein anderer Mensch zuvor, hatte sie tiefes Mitleid mit ihm. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen, ihn an ihre Brust gedrückt und ihm den ganzen Kummer und Schmerz weggeküsst.
Die Liebe, die sie einst für ihn empfunden hatte, war jedoch vergangen, sie konnte sie nicht zurückholen. Aber nein, das stimmt doch gar nicht, du belügst dich selbst, meldete sich auf einmal eine kleine innere Stimme. Davina ignorierte sie jedoch und ließ den Tränen freien Lauf.
4. KAPITEL
Als Davina wach wurde, schien die Sonne strahlend hell durch die offenen Fenster ins Zimmer. Jamie stand neben dem Bett und tätschelte ihr ungeduldig den Arm.
„Komm, Mummy, du musst sehen, wie Daddy schwimmt. Er ist schneller als Superman!“
Sie blinzelte und vergewisserte sich, dass Ruy nicht mehr neben ihr lag. Bildete Jamie sich da nur etwas ein? Wie konnte Ruy, der an den Rollstuhl gefesselt war, schwimmen?
„Schnell, Mummy“, forderte Jamie sie auf und zog sie am Nachthemd. „Beeil dich!“
Der Kleine hatte saubere Shorts und ein frisches T-Shirt an, sein Haar war ordentlich gebürstet, und er hatte seine Sandalen an. Irgendjemand musste ihn angezogen haben. Sie sah sich in dem Schlafzimmer um. Plötzlich kam Rodriguez herein. Entsetzt zog sie die Decke hoch.
„Rodriguez, schwimmt mein Daddy noch?“, fragte Jamie.
Der Mann lächelte den Jungen liebevoll an und nickte. Davina wusste, dass Spanier kinderlieb waren. Jamie hatte sich offenbar mit Rodriguez schon angefreundet, sonst würde er sich nicht so ungezwungen benehmen.
„Erst hat Rodriguez meinem Daddy beim Waschen und Anziehen geholfen, dann mir“, erklärte Jamie. „Du hast noch geschlafen, Mummy. Ich wollte dich wecken, aber Daddy hat gesagt, ich solle dich in Ruhe lassen. Ich frühstücke mit Daddy draußen im Patio. Wir kriegen frischen Orangensaft von richtigen Orangen. Dann zeigt Rodriguez mir, wo sie wachsen …“
Davina hätte sich eigentlich freuen müssen, dass ihr Sohn in der neuen Umgebung so gut zurechtkam. Doch seine Begeisterung tat ihr weh. Beinah über Nacht hatte er sich von ihrem Baby in einen unabhängigen kleinen Jungen verwandelt, der genauso gern mit seinem Vater zusammen war wie mit ihr.
„Wenn ihr im Patio frühstücken wollt, stehe ich am besten rasch auf und ziehe mich an, sonst komme ich noch zu spät“, erwiderte sie betont munter.
„Ja, beeil dich, Mummy. Komm, du musst sehen, wie wir schwimmen. Ich schwimme auch. Rodriguez hat mir einen Reifen und Schwimmflügel gegeben …“
Sie wusste, dass er gern im Wasser war. Seit einigen Monaten ging sie mit ihm regelmäßig ins Schwimmbad. Der Arzt hatte es empfohlen, damit der Kleine nach der langen Krankheit wieder kräftiger wurde.
Davina blickte Rodriguez an. Und als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er: „Ich passe auf ihn auf, Madame, bis Sie fertig sind. Dann muss ich Ihrem Gatten das Frühstück servieren.“
Davina machte sich rasch fertig und zog ein fliederfarbenes T-Shirt an, das gut zu ihrer Augenfarbe passte, dazu einen bunten Wickelrock, der ihre schmale Taille und die langen Beine betonte. Das schlichte Outfit stand ihr gut, obwohl sie sich dessen nicht bewusst war. Als sie sich an die Modellkleider erinnerte, die ihre Schwiegermutter und Carmelita trugen, verzog sie das Gesicht. Natürlich konnte sie mit den beiden nicht konkurrieren. Aber das wollte sie auch gar nicht, oder?
Mit hoch
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