Romana Exklusiv 0172
das Ehegelübde so leicht vergessen. Ich bin nicht wie du, Davina. Ich kann nicht einfach so tun, als hätte es unsere Ehe nie gegeben.“
Sie wusste, wie ernst man die Ehe in Spanien nahm. Aber das war Ruy auch schon vor der Trauung bewusst gewesen. Deshalb vermutete sie, dass er die Ehe mit ihr nicht hatte vollziehen wollen. Plötzlich fühlte sie sich schuldig. Wenn sie nicht in ihrer Naivität davon überzeugt gewesen wäre, Ruy liebe sie, hätte er Carmelita heiraten und mit ihr Kinder haben können, statt …
„Ruy, mir ist klar, dass unsere Situation schwierig ist. Aber müssen wir deshalb Gegner sein? Jamie zuliebe können wir doch versuchen, unsere Differenzen eine Zeit lang zu vergessen …“, begann sie und stellte sich neben ihn. Im Mondschein wirkte ihr Haar silbern, ihre Augen geheimnisvoll und ihre Miene irgendwie bittend.
Auf einmal fluchte er so zornig vor sich hin, dass sie wie erstarrt dastand. Dann blitzte es in seinen Augen ärgerlich auf. „Du machst es dir leicht“, fuhr er sie an. „Das kommt dir gerade recht, stimmt’s? Du bist meine Frau, ohne es wirklich sein zu müssen, und deine Position hier ist gesichert. Bist du deshalb zurückgekommen? Weil du begriffen hast, dass du nicht mehr mit mir zu schlafen brauchst?“
„Ich hatte keine Ahnung von deinem Unfall.“ Sie war schockiert, dass er ihr so viel Berechnung und Habgier zutraute.
„Was willst du mir denn anbieten? Dein Mitleid? Darauf kann ich verzichten. Du bist hier nur geduldet, sonst nichts, Davina. Komm, es wird Zeit, dass wir uns zurückziehen.“
Sie wollte den Rollstuhl schieben, doch Ruy forderte sie mit einer Handbewegung auf, ihm in seine Suite vorauszugehen. Sie tat es und wünschte, ihr Herz würde nicht so heftig pochen. Und sie ärgerte sich, dass sie Mitgefühl für ihn gezeigt hatte. Er war verbittert und verletzte sie absichtlich. Aber der Schmerz, den sie damals empfunden hatte, als ihr klar geworden war, dass er sie nicht liebte, war schlimmer gewesen als alles, was er ihr jetzt noch antun konnte.
Irgendwie hatte sie damit gerechnet, Rodriguez in der Suite vorzufinden. Er war jedoch nicht da. Als sie den Raum durchqueren und nach Jamie sehen wollte, hielt Ruy sie am Handgelenk fest.
„Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon“, erklärte er spöttisch. „Da du freiwillig zurückgekommen bist, meine Liebe, musst damit anfangen, dich an die Pflichten zu gewöhnen, die du als meine Frau zu erfüllen hast.“
Davina betrachtete den Bademantel, der auf der einen Seite des Betts lag, und ihr seidenes Nachthemd, das auf der anderen Seite lag.
Ruy bemerkte ihren Blick. „Soll ich etwa aus lauter Mitleid mit dir, weil du dazu verdammt bist, neben einem Mann zu schlafen, der kein Mann mehr ist, im Bademantel schlafen?“, fragte er.
„Hör auf!“ Davina hielt sich die Ohren zu, um Ruys verbittertes Lachen nicht zu hören. Er packte sie jedoch an den Handgelenken und zog ihre Hände weg. „Wie oft habe ich mir gewünscht, das alles ungeschehen machen zu können. Vielleicht habe ich keine Albträume mehr, wenn du neben mir im Bett liegst. Hilf mir beim Ausziehen“, forderte er sie dann unvermittelt auf. „Es war ein ungewöhnlich langer Abend.“
Davina warf einen Blick zur Tür und befeuchtete die trockenen Lippen mit der Zunge. „Bestimmt kann Rodriguez …“, begann sie unsicher.
„Rodriguez schläft schon“, unterbrach er sie ungeduldig. „Soll ich ihn etwa wecken, nur weil du es nicht ertragen kannst, meinen Körper zu sehen? Wovor hast du eigentlich Angst? Vor meinen nutzlosen Beinen?“
Seine Stimme klang kühl, doch Davina spürte seinen Schmerz. Sie befürchtete, er würde die Beherrschung verlieren, wenn die Belastung, der er sich und sie aussetzte, zu groß wurde. Indem er sie quälte, quälte er sich zugleich selbst und riss alte Wunden auf.
Schließlich fing Davina an, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen. Das war etwas, was sie schon tausend Mal für Jamie gemacht hatte, und es war eigentlich etwas ganz Normales. Doch Ruy war ihr Mann und nicht ihr Kind. Sie spürte sein Herz klopfen, und die dunklen Härchen auf seiner Brust erinnerten sie daran, wie warm und muskulös sich sein Körper angefühlt hatte. Sie erbebte.
„Mach weiter“, forderte er sie sogleich mit sanftem Spott auf. „Ich weiß noch genau, wie ungeduldig du damals warst. Es konnte dir nicht schnell genug gehen, und deine Finger haben genauso gezittert wie jetzt. In deinen Augen hat es immer voller
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