Romana Exklusiv 0172
zur Loggia. „Nonna ist noch nicht fertig.“
„Woher weißt du das?“
„Silvia hat es mir gesagt.“ Er zog sie näher an sich, so dass sie seinen Schenkel durch das dünne Kleid spüren konnte. „Ich wollte das nicht, Rosa“, sagte er unvermittelt und betrachtete die Aussicht.
„Nein? Hattest du vor, später zu kommen?“, parierte Harriet.
Leo wandte sich ihr zu. „Als ich gehört habe, dass du zurückkommst, habe ich mir geschworen, mich nicht wieder von deinem Charme einwickeln zu lassen. Du bist kein Kind mehr“, fügte er hinzu. „Wir haben uns seit damals beide verändert.“
Mehr, als du denkst, dachte Harriet, die sich fragte, wohin dies führen sollte. „Ich dachte, du wärst längst verheiratet.“
„Das wäre ich auch, wenn Luisa Bracco die Verlobung nicht gelöst hätte, nachdem ich ihren Bruder verprügelt hatte. Aber das weißt du doch alles, Rosa“, fügte er ungeduldig hinzu.
Du liebe Güte! dachte sie besorgt. Was hatte Rosa damals nur angestellt? Offenbar hatte sie diesen Guido Bracco, der inzwischen in New York lebte, benutzt, um Leo eifersüchtig zu machen. Doch sie hatte weder ihn noch seine Schwester je erwähnt.
Harriet betrachtete nachdenklich sein markantes Profil und überlegte, ob Leo dieser Luisa noch immer nachtrauerte. „Es tut mir sehr leid, Leo. Hast du sie sehr geliebt?“
Er rang sich ein Lächeln ab. „Ihrer Familie gehören die Weinberge, die an unsere angrenzen. Es wäre eine passende Heirat gewesen.“
„Passend?“ Sie sah ihn erstaunt an. „Ist das alles, was du von einer Ehe erwartest?“
Leo zuckte die Schultern. „Luisa war … ist eine sehr schöne Frau. Es wäre mir leicht gefallen, den Ehemann zu spielen. Außerdem kannten wir uns seit unserer Kindheit, das weißt du ja.“
„Wo ist sie denn jetzt?“, fragte Harriet und hoffte, Luisa würde in New York bei ihrem Bruder leben.
Leo verstärkte den Griff um ihre Hand und lächelte. „Vermutlich sitzt sie mit ihrer Schwester Sophia im Wagen und ist auf dem Weg hierher, um Nonnas Geburtstag zu feiern.“
Harriet musterte ihn entsetzt. „Das soll wohl ein Scherz sein!“
Leo lachte nachsichtig. „Keine Angst, Rosa, ich werde dich natürlich beschützen.“
„Vielen Dank! Ist sie inzwischen verheiratet?“
„Sie war es. Inzwischen ist sie verwitwet. Davon musst du doch gehört haben.“
„Kann sein, kann auch nicht sein. Jedenfalls erinnere ich mich nicht“, behauptete sie bestimmt. Genau dazu hatte Rosa ihr geraten. „Neun Jahre sind eine lange Zeit“, hatte sie gesagt. „Niemand wird von Rosa Mostyn erwarten, dass sie sich an alles erinnert.“
„Nach meiner Rückkehr wollte mein Vater am liebsten gar nichts mehr von meinem Aufenthalt in der Toskana wissen, und Mutter musste alle familiären Neuigkeiten für sich behalten“, erklärte Harriet in dem bitteren Tonfall, dessen Rosa sich bei ihren Anweisungen bedient hatte.
„Und dein Vater hat dich in die Hotelküche verbannt“, sagte Leo. „Eigentlich ziemlich mittelalterlich, Rosa. Hast du gar nicht rebelliert?“
„Doch, natürlich. Aber nur, weil mir der Zeitpunkt nicht passte. Eines Tages hätte ich den Beruf ja sowieso von der Pike auf lernen müssen. Immerhin sollte ich das Hotel ja mal leiten. Tony hat die gleiche Prozedur über sich ergehen lassen, mit dem Unterschied, dass er zunächst studiert hat. Bei mir war es umgekehrt.“ Harriet wandte sich ab und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien, doch Leo hielt weiter ihre Hand und streichelte sie. „Es hat doch nach Luisa Bracco bestimmt andere Frauen in deinem Leben gegeben“, sagte sie schließlich.
„Natürlich, Rosa. Ich bin ja kein Mönch. Aber eine Frau zum Heiraten war nicht dabei. Macht ja auch nichts, denn Dante wird sich schon darum kümmern, dass der Name Fortinari nicht ausstirbt.“
„Wünschst du dir denn keine Kinder?“
„Nur wenn ich eine Frau finde, die ich als ‚passende‘ Mutter erachte“, witzelte Leo und zwang sie, ihn anzusehen. „Möchtest du Kinder, Rosa?“
„Ja“, antwortete Harriet stellvertretend für Rosa. Als sie es ausgesprochen hatte, wurde ihr bewusst, dass sie sich auch Kinder wünschte. Bisher hatte sie sich nie Gedanken darüber gemacht. Aber jetzt … Sie bemerkte seinen forschenden Blick und suchte nach einer Entschuldigung, um ins Haus zurückkehren zu können. In diesem Moment hörte sie Stimmen, die aus dem Haus drangen. Offenbar wurden letzte Vorbereitungen getroffen. „Wir sollten jetzt wieder
Weitere Kostenlose Bücher