Romana Exklusiv 0176
Aufmerksamkeit einzig jener Gruppe galt, bei der Cesare saß. Er hatte den Kopf verdächtig nah in Richtung Franca gebeugt, sodass sich ihr Magen schmerzhaft zusammenkrampfte. Sie hatte zwar niemals verlangt, dass er sich rund um die Uhr um sie kümmerte, wie er es während der letzten zehn Tage getan hatte, aber sie wollte das hier nicht. Er war so in die angeregte Unterhaltung mit Franca vertieft, dass er sie, Mina, überhaupt nicht wahrnahm!
„Sie sind verrückt nach ihm“, stellte Roberto seufzend fest. „Was für eine Verschwendung, cara! Cesare ist heute hier, morgen dort. Sie werden ihn nicht halten können. Er ist ein unverbesserlicher Herzensbrecher.“
Mina wurde unsicher. „Wie gut kennen Sie ihn?“
„Wir sind zusammen zur Schule gegangen“, antwortete er lachend. „Ich war derjenige, an dessen Schulter sich seine Verflossenen ausweinten.“
„Noch weine ich nicht.“
„Aber das werden Sie.“ Er zwinkerte bedeutungsvoll in Cesares Richtung. Gerade streichelte Franca mit ihren makellos manikürten Fingern sein Gesicht. „Franca ist seit ewigen Zeiten hinter ihm her. Sie will einfach nicht auf mich hören. Aber Sie sollten sich um sie keine Sorgen machen. Sie wird sich die Finger verbrennen, und das war’s dann.“
„Wahrscheinlich schon.“ Mina fragte sich, ob Roberto sie absichtlich von Cesare fernhielt.
„Auf jeden Fall ist er nicht der Typ, der die Frauen heiratet, mit denen er geschlafen hat.“
„Ist er schon“, sagte sie bestimmt. „Mich hat er geheiratet.“
Roberto ließ sie los und sah sie ungläubig an.
„Wir wurden vor zehn Tagen getraut“, fügte sie hinzu. „Fragen Sie ihn, wenn Sie mir nicht glauben.“
„Dann würde mich interessieren, was für ein Spielchen er gerade treibt“, sagte Roberto mehr zu sich selbst.
„Vielleicht sollten Sie Ihre Schwester warnen.“
Er blickte sie jedoch erstaunt an und lachte schallend. Dann nahm er wieder ihre Hand. „Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Signora Falcone. Aber verlangen Sie bitte nicht von mir, dass ich diesen schönen Sommertag ruiniere, indem ich meine Schwester informiere. Sie würde auf der Stelle einen hysterischen Anfall bekommen. Außerdem hat Cesare es verdient, dass Franca seine eheliche Treue ein bisschen auf die Probe stellt.“
Sprachlos vor Verwunderung, beobachtete Mina, wie Roberto ihr die Hand küsste – Finger für Finger. In diesem Moment traf sie auch schon ein Blick von Cesare, der nichts Gutes verhieß. Wütend sprang er auf und kam zu ihnen. Die Leute um den Pool verstummten und sahen neugierig zu ihnen herüber. Roberto wiederum schien die ganze Situation äußerst amüsant zu finden. „Aha, aus dem Nichts erscheint ein rasend eifersüchtiger Ehemann! Dio mio! Cesare Falcone, die Gelassenheit in Person, macht eine öffentliche Szene. Aber er wird mich nicht schlagen, denn ich bin ja sein bester Freund.“
Er hatte recht. Cesare schlug ihn nicht, sondern warf ihn in den Swimmingpool. Jemand schrie, als Roberto Ecchio mit einem sehr verblüfften Gesicht im Wasser landete.
„Wir gehen“, sagte Cesare und nahm Mina bei der Hand.
„Ich muss noch meine Sachen holen!“
Cesare hörte ihr nicht zu. Er sah sie mit gefährlich funkelnden Augen an, hob sie kurz entschlossen hoch und trug sie davon.
„Cesare!“, rief sie, und in diesem Moment sprang die goldene Schnalle des Bikinioberteils auf. Mit beiden Händen hielt Mina die kleinen Stofffetzen zusammen, um ihre Blöße zu bedecken. Cesare tat so, als würde er es überhaupt nicht merken, und verfrachtete sie auf den Beifahrersitz des Ferrari.
Mit quietschenden Reifen raste er die Einfahrt hinunter zur Hauptstraße. Mina betrachtete ihn verstohlen. Er war also rasend eifersüchtig! Warum war ihr das bisher nicht aufgefallen? Wenn sie es genau bedachte, wusste sie doch längst, dass er es nicht ertrug, wenn ein anderer Mann sie auch nur ansah. So war es bei Edwin Haland gewesen, bei Steve und nun bei seinem besten Freund, der dumm genug gewesen war, ihn mit seinen Albernheiten zu provozieren.
Cesare hatte Angst, sie zu verlieren. Diese Erkenntnis erfüllte Mina mit einer Mischung aus Verwunderung und Zärtlichkeit.
Aber warum hatte er zugelassen, dass Franca sich ihm so schamlos aufdrängte? Er hatte sie, Mina, vollkommen ignoriert. Das wird er so schnell nicht wieder tun, dachte sie lächelnd.
Als sie vor der Strandvilla ankamen, hob Cesare Mina aus dem Wagen und trug sie an einer staunenden Hausangestellten vorbei
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