Romana Exklusiv 0176
beiseitegelegt. Dass sie Giovanni kennengelernt hatte, gab dem Ganzen noch eine besondere Note, doch änderte das alles nichts daran, dass sie bald in die USA zurückkehren würde. Das Studium war beendet, und sie konnte die restliche Zeit, die ihr in diesem traumhaften Land noch blieb, in vollen Zügen genießen.
Gaby war so tief in Gedanken versunken, dass sie erst gar nicht bemerkte, dass sie bei Giovannis Wagen angekommen waren. Dann aber wurde die Überraschung immer größer. Das Auto stellte sich nicht nur als elegante Limousine heraus, sondern hinter dem Lenkrad saß auch noch ein Chauffeur, der rasch ausstieg, um die Beifahrertür aufzuhalten.
Giovanni lachte fröhlich auf und wandte sich an Gaby: „Darf ich dir meinen Bruder vorstellen? Luca Francesco della Provere. Er ist extra aus Rom gekommen, um sich die Ausstellung anzuschauen.“
Gaby wusste natürlich, dass Giovannis Familie in Urbino und in Rom lebte, doch hatten sie niemals weiter darüber gesprochen, da ihre Unterhaltungen sich meistens um Kunst drehten. Als sie näher zu dem Wagen trat, erkannte sie, dass die beiden Brüder sich nicht unähnlich waren. Doch ging eine ganz andere Ausstrahlung von Giovannis Bruder aus. In seinen Augen lag ein seltsamer Ausdruck, der Gaby heiße Schauer über den Rücken jagte. So etwas hatte sie bei Giovanni niemals erlebt.
Auf einmal erschauerte Gaby, da sie genau spürte, wie Luca sie von Kopf bis Fuß musterte, ohne dass dabei auch nur zu erahnen war, was er wohl denken mochte. „Freut mich, Sie kennenzulernen, Signorina“, sagte er höflich und streckte ihr die Hand zur Begrüßung entgegen.
Rasch schüttelte Gaby ihm die Hand und zuckte dann zurück. Immer wieder hatten Freunde sie davor gewarnt, dass alle Italiener nur an das eine dachten. Bis jetzt hatte sie keine schlechten Erfahrungen gemacht, und sie fragte sich schon, ob es sich nicht einfach nur um ein Vorurteil handelte. Doch bei Luca war sie sich da keinesfalls sicher.
Gina, eine gute Freundin von Gaby, die sich angeblich mit Italienern auskannte, hatte ihr einige Regeln mit auf den Weg gegeben. Vor allem sollte sie niemals einem Mann tief in die Augen schauen. Und keinen Pfifferling auf die Geschichten geben, die die Italiener erzählten, da es nur darum ging, Frauen um den kleinen Finger zu wickeln. Einmal war Gaby in Rom gewesen und hatte beobachtet, wie die Männer neben einem Springbrunnen auf die weiblichen Touristen warteten, die dort Fotos machten. Es war eigentlich nur ein harmloses Spiel, doch war es Gaby tatsächlich gelungen, sich die Männer vom Hals zu halten, indem sie Ginas Regeln befolgt hatte.
Doch die Provere-Brüder schienen ganz und gar nicht so wie die anderen Männer hier zu sein. Zumindest Giovanni nicht. Was Luca anging, war Gaby sich da wesentlich weniger sicher, da sie genau spürte, wie eine erotische Ausstrahlung von ihm ausging. Luca war ungefähr dreißig Jahre alt. Er hatte dunkle Haare und schwarze Augen und machte einen temperamentvollen Eindruck. Andererseits schien er sehr sensibel zu sein. Gaby war höchst verwirrt. Je länger sie diesen Mann anschaute, desto weniger verstand sie, was eigentlich vor sich ging.
Dazu kam noch, dass Luca sich mit kühler Distanz verhielt. Das gab ihm noch zusätzlich ein vornehm elegantes Aussehen. Männer von dieser Sorte hatte Gaby noch niemals kennengelernt. Zuweilen hatte sie sie natürlich in ihren schicken Wagen gesehen und sich gefragt, in welchem Palast sie wohl wohnen würden, doch hatte sie sich niemals auch nur im Traum eingebildet, einem dieser vornehmen Reichen zu begegnen.
Giovanni war Gaby beim Einsteigen behilflich. Die weich gepolsterte Rückbank, die Holzverkleidung, die dunklen Polster und die getönten Scheiben, alles strahlte eine stilvolle Eleganz aus. Gaby fragte sich, was das wohl alles zu bedeuten hatte, doch brachte es einfach nicht fertig, Giovanni danach zu fragen. Schon hatte sein Bruder den Motor angelassen und lenkte den Wagen durch die engen Straßen.
Jetzt gab es keine Gelegenheit mehr, sich mit Giovanni zu unterhalten, ohne dass sein Bruder das bemerkt hätte. Gaby schaute aus dem Seitenfenster. Die Häuser in diesem Teil der Stadt waren uralt. Immer wieder musste Luca hupen, da ihm Fußgänger den Weg versperrten, so schmal waren die Bürgersteige.
Giovanni und sein Bruder unterhielten sich angeregt, doch sie verstand nicht gut genug Italienisch, um dem raschen Wortwechsel folgen zu können. Zuweilen schnappte sie zwar ein Wort auf,
Weitere Kostenlose Bücher