Romana Exklusiv 0176
dass für Cesare sehr viel mehr auf dem Spiel gestanden hatte als verletzte männliche Eitelkeit. Auch wenn er sie nicht geliebt hatte, so war er verletzt gewesen. Und wenn sie ihn nicht irgendwann davon überzeugen konnte, dass sie unschuldig war, würden diese schmerzlichen Erinnerungen für immer zwischen ihnen stehen.
„An diesem Abend, als ich auf die Benefizveranstaltung kam, lief alles vollkommen anders, als ich es geplant hatte.“ Er lachte humorlos. „Sobald ich dich vor mir sah, wollte ich dich wieder. Und ich konnte in deinen Augen erkennen, dass du genauso fühltest wie ich, obwohl ich ein Teil deiner Vergangenheit war, der dir gefährlich werden konnte.“
„Aber …“, begann sie, verstummte allerdings sogleich wieder. Ihr alberner Stolz forderte, dass sie Cesare widersprach, doch dazu hätte sie lügen müssen. Obwohl sie im Schatten saß, hatte sie das Gefühl, dass ihre Haut von der Sonne verbrannt wurde. Er hatte recht. Sie beide hatten sofort wieder dieses Verlangen nacheinander gespürt.
„Hättest du zugegeben, was du getan hast, wäre vieles anders gekommen. Aber ich möchte darüber jetzt nicht reden. Wir werden die Vergangenheit dort lassen, wo sie hingehört. Wer bin ich denn, dass ich von eisernen Prinzipien predige? Ich habe mein Leben lang viel Geld gehabt und nichts entbehren müssen. Es ist leicht, prinzipientreu zu sein, wenn man alles haben kann, was man will. Ich verstehe jetzt, was für eine Verlockung es für dich gewesen sein muss …“
„Aber ich …“, unterbrach sie ihn, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
„ Dio, begreifst du denn nicht, dass es keinen Sinn hat, immer wieder die Vergangenheit heraufzubeschwören?“, fuhr er sie an. In seiner Stimme schwang eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. „Diese endlosen Diskussionen werden uns noch auseinanderbringen.“
„Ich wusste nicht, dass es ein ‚Uns‘ gibt“, sagte sie bitter.
Eine nicht enden wollende Stille trat ein.
Cesare sah sie an. Er war blass und angespannt, und in seinen dunklen Augen lag eine tiefe Traurigkeit. „Ich war erschüttert, als ich von Susie erfuhr.“
„Ich hätte es dir sagen müssen“, flüsterte Mina schuldbewusst.
„Ich hätte sie gern von Anfang an gekannt“, erklärte er ruhig. „Aber ich habe den Schock verwunden, dass ich so lange nicht von ihr wusste. Heute bin ich überglücklich, dass es sie gibt. Und ich muss mich entschuldigen für die Vorhaltungen, die ich dir an jenem Nachmittag gemacht habe. Es kam alles so plötzlich und war so verwirrend, dass ich mit Worten nur so um mich schlug. Ich wollte dich treffen, weil du sie mir vorenthalten hattest.“
Sie nickte.
„Erst dieser Clayton, der wie ein bissiger Hund auf mich losging, und dann deine Schwester, die so tat, als wäre ich ein entlaufener Irrer“, erinnerte er sich. „Und als absoluter Höhepunkt Susie! Ich war wie erschlagen und zugleich wahnsinnig wütend auf dich. Deshalb beschloss ich, dich bis zur Hochzeit zu ignorieren. Ich konzentrierte mich ganz und gar auf Susie. Auf diese Weise konnte ich meine Gefühle beherrschen.“
Mina wusste, welche Überwindung es ihn kostete, ihr all das zu gestehen. Vielleicht hatte ihr gestriger Ausbruch doch sein Gutes gehabt. Endlich sprach Cesare mit ihr! Andererseits ging es ihm in erster Linie um Susie. Seine eigene Kindheit hatte ihn gelehrt, was unglücklich verheiratete Eltern für ein Kind bedeuteten.
„Wir hätten in Thwaite Manor sowieso nicht reden können.“ In dem Moment, da sie es aussprach, wurde Mina klar, dass sie beide es tunlichst vermieden hatten, allein zu sein.
„ Dio mio, das dürfte hier wahrlich kein Problem sein. Aber seien wir einmal ehrlich. Wir zwei entsprechen nicht unbedingt dem Klischee typischer Jungvermählter. Wir müssen nicht hier wohnen, wenn du nicht willst. Ich habe noch eine Villa am Meer.“
Cesare machte Zugeständnisse? Von einem Tag zum anderen hatte er seinen Wunsch aufgegeben, sie zu bestrafen. Wahrscheinlich war er zu der Erkenntnis gelangt, dass er schwerlich sie bestrafen konnte, ohne zugleich Susie zu treffen. Um seiner Tochter willen warf er seine eisernen Prinzipien über Bord. Willkommen in der Vernunftehe! dachte Mina verbittert.
„Mina?“
„Ganz wie du willst“, sagte sie ausdruckslos. Es war ihr vollkommen gleichgültig, wo sie lebten. Der Schmerz über die verlorene Liebe würde ihr überallhin folgen.
„Der ist hübsch“, sagte Mina errötend, als sie auf den Ehering blickte. Sie
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