Romana Exklusiv 0176
Lucas Wange zuckte. Genauso wie bei ihrem älteren Bruder Wayne. Das zeigte meistens an, dass er sehr nervös war. Ob das auch für den stolzen Italiener galt?
„Was Giovanni anordnet, hat hier immer noch den Charakter eines Gesetzes. So ist das auf dem Land. Das war hier immer schon so. Und die gleiche Macht geht auch auf seine Frau über.“
„Was glauben Sie, warum hat Giovanni so lange die Wahrheit verheimlicht?“
Die Antwort ließ lange auf sich warten, dann sagte Luca leise: „Nun, ich nehme an, dass jeder Mann von seiner Braut für das geschätzt werden möchte, was er ist, und nicht, was er besitzt oder welchen Titel er trägt.“
„Von seiner Braut?“
Luca schien alle Muskeln anzuspannen, bevor er erklärte: „Ich nehme an, Sie haben doch sicherlich geahnt, dass Giovanni Sie der Familie vorstellen möchte, da er hofft, dass Sie die zukünftige Fürstin von Provere werden.“
Gaby glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. „Das kann doch nicht wahr sein“, hauchte sie.
„Ich kann Ihnen versichern, ich würde niemals schwindeln, wenn es um so etwas Wichtiges geht wie die Zukunft meines Bruders.“
„Aber ich liebe Giovanni nicht“, erwiderte Gaby offen und ehrlich, bevor sie das Gesicht in den Händen verbarg, da ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„Hat er denn nicht um Ihre Hand angehalten? Sagen Sie die ganze Wahrheit.“
Gaby wischte sich die Tränen entschlossen aus den Augenwinkeln und hob den Kopf. „Nein“, rief sie aus. „Wir haben nicht ein einziges Mal darüber gesprochen. Giovanni ist ein guter Freund, aber das ist auch alles.“
Luca schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. „Dann ist es Ihnen wohl noch gar nicht recht bewusst geworden, dass es Ihnen gelungen ist, sein Herz zu erobern. Und da sind Sie die erste Frau.“
Gaby kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. „Hat Giovanni Ihnen gesagt, dass wir heiraten werden?“
„Nun, er hat die ganze Familie hierher eingeladen, um Sie vorzustellen. Ich denke, die Antwort ist klar. Er hat mich in Rom angerufen und mehrfach gebeten, dass ich hierher komme, obwohl er genau wusste, dass ich …“ Er zögerte einen Augenblick, dann fuhr er fort: „Dass ich andere Verpflichtungen habe.“
Obwohl die Nacht angenehm warm war, zitterte Gaby. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was Giovanni sich denkt. Selbst wenn er in mich verliebt ist, muss er doch wissen, dass ich diese Gefühle nicht erwidere.“
Wieder schaute sie sich staunend um. Giovanni war also in diesem Palast aufgewachsen. Sicher war er es von Kindesbeinen an gewöhnt gewesen, dass alle Menschen nach seiner Pfeife tanzten. Seine Familie gehörte zu den ältesten und vornehmsten in ganz Italien. Merkwürdig war nur, dass Luca sich keinerlei Fragen zu stellen schien, was Giovannis angebliche Ehefrau anging. Schließlich kannte er sie doch gar nicht.
Gaby kam aus Amerika. Für viele Europäer bedeutete das doch, dass sie über keine Kultur verfügte. Und es stimmte ja, dass ihre Kenntnisse der italienischen Sprache sehr beschränkt waren. Würde sie da wirklich die richtige Frau sein, um an der Seite des Provere-Familienoberhauptes zu bestehen?
Sie erschauerte und rieb die Hände aneinander, um sich ein wenig zu wärmen, und fragte: „Meinen Sie, dass Sie Giovanni finden könnten? Ich würde sehr gern mit ihm sprechen, bevor wir die ganze Familie treffen.“
Luca aber schüttelte den Kopf. „Nein, Signorina. Ich liebe meinen Bruder über alles, da möchte ich auf keinen Fall, dass Sie seinen Traum zerstören. Deshalb werden Sie an dem Fest teilnehmen, als sei nichts geschehen. Danach können Sie ihm ja immer noch sagen, dass Sie nicht mit dem Plan einverstanden sind.“
„Das wäre doch geschwindelt!“
„Richtig. Aber Giovanni hat sich Ihnen gegenüber ja auch nicht ehrlich verhalten.“
„Dabei habe ich gar nicht so sehr an ihn gedacht, sondern eher an Ihre Mutter. Ich kann ihr das doch unmöglich antun.“
„Das wird sie überleben. Mir geht es vor allem um Giovanni.“
„Luca?“, stieß sie hervor, ohne darüber nachgedacht zu haben. Ein Blick aus seinen Augen zeigte ihr nur zu deutlich, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Rasch fügte sie hinzu: „Ich meine Signore, entschuldigen Sie.“
„Was gibt es denn noch?“, fragte er ungeduldig. Gaby aber gelang es kaum noch, sich auf diese Unterhaltung zu konzentrieren. Es lag ein süßlicher Duft von Rosen in der warmen Nachtluft. Giovanni hatte viel von seinem Bruder gesprochen,
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