Romana Exklusiv 0176
zwischen ihnen gegeben. Warum benahm er sich dann auf einmal so seltsam?
Ob das alles nur ein Spiel war? Gaby wusste doch genau, was für ein lustiger Kerl Giovanni sein konnte. Oft hatte er sie von der Universität abgeholt, um ein Museum zu besichtigen. Obwohl mittelalterliche Kunst etwas Ernstes an sich hatte, hatte er immer wieder Witze erzählt und Gaby damit zum Lachen gebracht.
„Sag mir endlich die Wahrheit, Giovanni“, erklärte Gaby entschieden. „Seid ihr beide vielleicht die Söhne der Wächter hier oder des Chauffeurs? Und seid ihr so zu dem teuren Wagen gekommen?“
Giovanni lachte laut auf, dann wandte er sich an seinen Bruder: „Hast du das gehört, Luca, sie möchte unbedingt die Wahrheit erfahren. Da schlage ich vor, dass ich unserer Mutter gleich einmal Bescheid sage. Kümmere du dich doch so lange um unsere charmante Besucherin.“
„Giovanni …“, rief Gaby ihm nach, doch er war bereits im Inneren des hochherrschaftlichen Palastes verschwunden. Zu ihrem Bedauern blieb Gaby allein mit Luca zurück. Am liebsten hätte sie sich sofort aus dem Staub gemacht, doch wäre das natürlich sehr unhöflich gewesen. Und da gab es noch etwas anderes. Es gelang ihr einfach nicht, den Blick von diesem Mann abzuwenden. Er war sehr elegant gekleidet, trug feinste Schuhe, einen leichten Anzug und ein Hemd, dessen oberste Knöpfe offen standen. Wenn er tief durchatmete, konnte Gaby die breiten Schultern und den muskulösen Oberkörper erahnen.
Im Gegensatz zu den anderen Männern, die sie bisher kennengelernt hatte, schien Luca sich jedoch nicht viel aus ihr zu machen. Beinah hatte sie sogar den Eindruck, dass er ihr alles andere als Sympathie entgegenbrachte. Dabei fanden die meisten Männer Gaby sehr attraktiv und machten ihr ständig den Hof. Das war Gaby manchmal zu viel geworden, da sie eher ein Faible für etwas ältere Männer hatte. Auf der Universität war sie manchmal mit Jungen ihres Alters ausgegangen, doch fühlte sie sich eher zu deren Vätern hingezogen. Luca aber bildete da eine Ausnahme.
Rasch wandte Gaby den Blick ab, da sie das Gefühl hatte, dass er sie ein wenig zu neugierig fand.
„Warum meinen Sie, dass das hier nicht Giovannis Zuhause sein kann, Signorina?“, fragte er kühl.
Gaby zuckte zusammen. Sollte das etwa ein Vorwurf sein? „Glauben Sie, ich spiele Ihnen nur was vor?“, gab sie ein wenig zu scharf zurück, doch Luca zeigte sich unbeeindruckt.
„Mein Bruder hat mir erzählt, dass sie sich hier in dem Museum kennengelernt haben.“
„Ja. Er hat unsere Gruppe durch die Säle geführt und …“
„Und er hat Ihnen auch die Juwelen gezeigt, oder?“
„Ja, aber …“
„Sie haben also auch erfahren, dass der Palast der Provere bereits über fünfhundert Jahre alt ist.“ Bei dieser Bemerkung zog er leicht die Augenbrauen zusammen und betrachtete Gaby, die rasch ihr Wissen über die Stadt zusammensuchte. Urbino war in der Renaissance eine wahre Konkurrenz für Rom und Florenz gewesen. Zu der Zeit hatte es auch einen sehr berühmten Geistlichen in der Stadt gegeben, der der Provere-Familie angehört hatte. Auf einmal fuhr Gaby ein unglaublicher Schrecken in die Glieder.
„Wollen Sie etwa behaupten, dass Sie und Giovanni direkte Nachfahren der Provere sind?“, stieß sie ungläubig hervor.
„Ihre Reaktion zeigt mir, dass Ihnen mein Bruder nichts davon erzählt hat. Sie wissen wohl auch nicht, dass er einer der einflussreichsten Männer von Urbino ist, oder?“
„Wer? Giovanni?“ Gaby dachte an den jungen, stets fröhlichen Mann, mit dem sie so viel Zeit verbracht hatte. Sie war davon ausgegangen, dass er genauso arm wie sie war. Schließlich ging er immer zu Fuß und gab niemals viel Geld aus. Jetzt aber betrachtete Gaby den Palast mit ganz anderen Augen. War Giovanni wirklich der Herr all dieser Zimmer, Erker und Türme?
Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er das Oberhaupt einer großen Familie war und über die Geschicke der Provere entschied. Das passte eigentlich nur zu einem Mann, und der stand jetzt vor ihr: Luca.
Sie schauten sich lange schweigend an, dann erklärte er: „Als Vater gestorben ist, hat Giovanni den Fürstentitel geerbt. Obwohl solche Titel heute nicht mehr getragen werden, ist unsere Mutter doch die letzte Fürstin aus der Provere-Familie.“
Gaby schüttelte den Kopf. „Ich hatte ja nicht die geringste Ahnung davon. Ihr Bruder hat niemals auch nur die kleinste Andeutung gemacht.“ Dabei sah sie, wie ein Muskel auf
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