Romana Exklusiv 0186
nicht informiert war, und eilte hinaus, ehe Giancarlo noch mehr unangenehme Fragen stellen konnte.
Giancarlo Cardinale sah hinter ihr her. Er war nahe daran, in die Luft zu gehen. Diese verdammte kleine Hexe, dachte er zornig. Sie war eine Lügnerin und Betrügerin, wenn auch eine ungemein schöne.
„Sie werden noch bekommen, was Sie verdienen, Miss Deyton“, sagte er laut vor sich hin. „Schon bald, dafür werde ich sorgen.“
Er griff nach dem Telefon und wählte Howard Fiskes Nummer. Aber Howard kannte die Kombination auch nicht, was Giancarlo nicht überraschte. Jetzt konnte er nur noch eins tun: Er durfte Natalia nicht aus den Augen lassen und ihr keine Gelegenheit geben, an den Safe heranzukommen.
Mit Howard Fiske hatte er auch ein Problem. Nachdem er Giancarlo alles über Edwards Büroaffäre verraten hatte, was er wusste, hatte der Mann wohl erwartet, er würde Natalia sogleich hinauswerfen. Jetzt ärgerte sich dieser gemeine und hinterhältige Kerl offenbar, dass Giancarlo ganz anders reagierte.
Aber weshalb ist das für Howard überhaupt wichtig?, fragte Giancarlo sich plötzlich. Er stand auf und stellte sich ans Fenster. Interessierte er sich etwa auch für Natalia und war auf Edward eifersüchtig?
Giancarlo stellte sich vor, wie diese beiden Kerle mittleren Alters Natalia betatschten. Sogleich verkrampfte sich ihm der Magen.
Ärgerlich hob er die Hand und zog viel zu heftig an der Schnur der Jalousie. Prompt fiel sie wieder herunter, was er einfach ignorierte. Er ärgerte sich über Edward, Howard und sich selbst, weil sie alle dieselbe Frau begehrten.
Aber einen Konkurrenten hatte er schon ausgeschaltet. Jetzt musste er nur noch den anderen wegschicken. Er drehte sich um und telefonierte.
Zehn Minuten später fühlte er sich besser. Er hatte die Sache unter Kontrolle. Am nächsten Morgen würde Howard Fiske nach Mailand fliegen und sich zwei Wochen von Giancarlos Mitarbeitern über effektivere Arbeitsweisen belehren lassen müssen. Nach seiner Rückkehr würde Howard dann rasch begreifen, dass Natalia Deyton für ihn nicht mehr zu haben war.
Natalia hatte vergessen, Giancarlo die Akten zu bringen, die er hatte haben wollen. Sie lagen immer noch auf ihrem Schreibtisch.
Sie wollte diesen Mann nicht sehen und keine Fragen mehr beantworten müssen, die ihr unangenehm waren. In seiner Gegenwart kam sie sich vor wie auf einer Achterbahn. Erst weckte er die sinnlichsten Gefühle in ihr, und im nächsten Moment setzte er sie so sehr unter Druck, dass sie sich schuldig fühlte und in Panik geriet. Aus lauter Angst, das ganze Lügengebäude um sie her würde zusammenbrechen, wagte sie kaum zu atmen.
Plötzlich leuchtete der rote Knopf der Gegensprechanlage auf. „Wo bleiben die Akten, Miss Deyton?“, hörte Natalia ihren Peiniger kühl fragen.
Genauso kühl erklärte sie, dass sie sie sogleich bringen werde. Es müsste verboten sein, so eine sexy klingende Stimme zu haben, dachte sie. Dann atmete sie tief durch und ging mit den Ordnern unterm Arm durch die Verbindungstür, die ihr wie der Eingang zu einer Folterkammer vorkam.
Als Erstes fiel ihr auf, dass er die Jalousie wieder heruntergelassen hatte. Das Licht wirkte jetzt viel weicher, und es herrschte eine andere Atmosphäre.
Außerdem saß Giancarlo nicht am Schreibtisch, sondern auf Edwards hellgrauem Ledersofa am anderen Ende des Raums. Die Füße hatte er auf den niedrigen Couchtisch gelegt und den Kopf zurückgelehnt. Das Tablett, auf dem sie ihm den Kaffee serviert hatte, stand vor ihm. Er hatte die Augen geschlossen, die Krawatte abgelegt und die obersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet.
Will er sich etwa ganz ausziehen, ehe der Nachmittag zu Ende ist?, überlegte Natalia ironisch.
Sogleich malte sie sich in ihrer Fantasie aus, wie er nackt vor ihr auf dem Sofa lag mit den langen, muskulösen Beinen und seinem sonnengebräunten männlichen Körper. Und dann stellte sie sich sogar vor, wie Giancarlo sie ansehen würde, während er darauf wartete, dass sie sich nackt neben ihn legte.
O nein, ich glaube es nicht, dachte sie schockiert. Was hatte sie da für Fantasien?
„Kommen Sie, leisten Sie mir Gesellschaft“, forderte er sie leise auf.
Sie fuhr erschrocken zusammen. Prompt fiel der oberste Ordner auf den Boden, und einzelne Seiten flatterten auf den Teppich. Schnell bückte sie sich, stellte die anderen Ordner neben sich und fing an, alles wieder einzusammeln. Doch irgendwie schienen die Finger ihr nicht zu gehorchen.
Was
Weitere Kostenlose Bücher