Romana Exklusiv 0186
war, dass seine Vermutung stimmte.
Vielleicht sollte ich doch so mit ihr verfahren, wie ich es ursprünglich geplant hatte, und sie sogleich hinauswerfen, überlegte er ärgerlich. Seine Miene verfinsterte sich, als er sich daran erinnerte, wie sehr seine Schwester nach dem Tod ihres einzigen Sohnes gelitten hatte. Er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Marco war Alegras ganzer Lebensinhalt und ihr Sonnenschein gewesen. Die Familie hatte befürchtet, sie würde den Schmerz nie überwinden.
Dass ihr Mann sich in seinem Kummer von Natalia hatte trösten lassen, die nur halb so alt war wie Alegra, konnte kein Sizilianer, dem die Ehre der Familie noch etwas bedeutete, verzeihen. Er musste sich sehr beherrschen, Natalia Deyton nichts anzutun.
Plötzlich berührte sie ihn sanft an der Schulter. „Es tut mir so leid“, sagte sie leise. „Edward hat mir erzählt, wie nahe Sie und Marco sich gestanden haben. Es muss für Sie und Ihre Familie eine schlimme Zeit gewesen sein.“
Giancarlo war sekundenlang schockiert. Offenbar hielt sie seinen Ärger für Schmerz. Außerdem fand er ihre Berührung abstoßend.
Das stimmt ja gar nicht, gestand er sich sogleich ein. Seine Haut prickelte, weil Natalias Berührung ihm viel zu sehr gefiel. Und dann schlug sein Herz schneller, denn ihr Blick wirkte endlich wieder so erotisch wie zuvor. Prompt änderte er wieder seine Meinung. Er wollte doch lieber nicht an seinem ursprünglichen Plan festhalten, sondern erst seinen Spaß mit ihr haben, ehe er sie dorthin beförderte, wohin sie gehörte.
Momentan gehörte sie seiner Meinung nach in sein Bett. Er malte sich aus, wie sie nackt neben ihm lag und ihn mit ihren schönen Augen einladend und verführerisch anblickte.
Ja, eine solche Rache finde ich viel befriedigender, dachte er. Dass er sich entgegen seiner sonstigen Gewohnheit momentan eher von seiner körperlichen Lust als von seinem Verstand leiten ließ, änderte nichts an seinem Entschluss.
„Danke für Ihr Verständnis“, antwortete er leise und fuhr ihr mit dem Finger sanft über die sinnlichen Lippen.
Ihre Augen schienen plötzlich ganz dunkel zu werden. Giancarlo beugte sich langsam zu ihr hinunter, bis seine Lippen nur noch wenige Millimeter von ihren entfernt waren.
In dem Moment wurde Natalia bewusst, was da mit ihr passierte. Wie betäubt schüttelte sie den Kopf, während sie schnell zwei Schritte zurücktrat und dabei beinah über den Sessel gestolpert wäre, der hinter ihr stand.
Giancarlo beobachtete sie schweigend.
„Wie lange wird Edward weg sein?“, fragte sie betont kühl, nachdem sie sich wieder unter Kontrolle hatte.
Er musste ein Lächeln unterdrücken. „Sechs Wochen“, antwortete er und spürte, wie schockiert sie war.
Wahrscheinlich überlegt sie, wie schwierig es sein wird, sechs Wochen gegen ihre Gefühle anzukämpfen, vermutete Giancarlo. Er versuchte nicht, sein Verlangen vor ihr zu verbergen, sondern blickte sie so viel sagend an, dass sie errötete und sich abwandte.
„Edward hat mir versichert, dass Sie während seiner Abwesenheit in jeder Hinsicht mit mir zusammenarbeiten“, erklärte er sanft und bot rücksichtslos all seinen Charme auf. „Wir beide haben bestimmt kein Problem, miteinander auszukommen, oder?“
„Nein, natürlich nicht“, stimmte sie so sachlich und geschäftsmäßig zu, wie sie konnte. „Kann ich irgendetwas für Sie tun?“ Sie musste unbedingt von hier weg und fing an, den Raum zu durchqueren.
„Ja, ich hätte gern einen Kaffee“, antwortete er. „Schwarz, am liebsten einen italienischen, wenn das möglich ist.“
Natalia nickte und ging weiter.
„Dann brauche ich alle Unterlagen über die wichtigsten Kunden“, fügte er hinzu. „Besonders über die, die Sie heute beim Lunch … so bezaubernd betreut haben.“
„Sie meinen die Leute von Taylor-Gant“, erwiderte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen. Was für eine seltsame Bemerkung, schoss es ihr durch den Kopf, und sie runzelte die Stirn. „Wir entwerfen Marktstrategien für die Designerdessous dieser Firma.“
„Tragen Sie die selbst auch?“ Er merkte, wie sie zusammenzuckte.
„Nein.“ Sie öffnete die Tür.
„Dann kaufen Sie sich welche“, forderte er sie auf. „Wenn man ein Produkt auf den Markt bringen will, muss man es genau kennen.“
„Das gehört nicht zu meinen Aufgaben“, protestierte sie.
„Von jetzt an gehört es sehr wohl dazu“, entgegnete er. „Informieren Sie sich bitte über das gesamte Sortiment. So
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